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Die Feuerleitanlage des T-54
/ T-55
Bereits
zum Ende des zweiten Weltkrieges liefen in der Sowjetunion die
Entwicklungsarbeiten für den Nachfolger des berühmten T-34.
Er sollte ebenso technologisch einfach aufgebaut und kostengünstig
in großer Anzahl zu produzieren sein. Nach dem Zwischenmuster
T-44 konnte schon im Jahre 1946 der erste Prototyp des T-54
vorgestellt werden. Im Ergebnis der Erfahrungen aus den ersten Jahren Truppendienst
wurden in schneller Folge zahlreiche Verbesserungen eingeführt
und einige Mängel beseitigt. Anfang der 50er Jahre erhielt der
T-54 als einer der ersten Kampfpanzer der Welt einen Waffenstabilisator,
zunächst nur für die vertikale Ebene, sowie eine komplette Infrarot-Ausrüstung
für den Nachtkampf. Als Folge der vielen Verbesserungen bekam
der Kampfpanzer Mitte der 50er Jahre dann die Bezeichnung T-55.
Als billiges Massenprodukt nach den Ansichten der Kriegserfahrungen
mit dem T-34 konzipiert, wurde der T-55 sehr rasch von der technologischen
Entwicklung in den übrigen panzerproduzierenden Staaten eingeholt.
Erstaunlicherweise war der T-55 ohne wesentliche Modernisierung
bis in die 80er und 90er Jahre im Truppendienst der meisten
Staaten des Ostens. Sehr zögerlich rang man sich Ende der 80er
Jahre dazu durch, eine moderne Feuerleitanlage einzubauen und
diese Version als T-55AM2
zu bezeichnen. Hier nun eine kurze Beschreibung der
Feuerleitanlage des T-55
Der Kommandant sitzt,
äußerst beengt, direkt hinter dem Richtschützen unter einer um
360 Grad drehbaren, flachen  Kommandantenkuppel.
Vier große Winkelspiegel geben eine gute
Sicht und Rundumorientierung, einen fünften Winkelspiegel im Lukendeckel mit Sicht
nach hinten hatte man wieder entfernt. Zur Beobachtung
und schnellen Zielzuweisung ist
mittig ein binokulares Beobachtungsgerät eingebaut. In den ersten
Varianten war dies ein TPK-1. Es hat eine 2,75-fache Vergrößerung
und kann durch Umklappen eines Spiegels auch als Winkelspiegel
genutzt werden. Das linke untere Bild zeigt das TPK-1. Beim
späteren Standardgerät TPKU-2B, im zweiten bis vierten Bild,
fiel der klappbare Spiegel weg, das Gerät wurde weniger sperrig.
Die Vergrößerung stieg auf das 5-fache. Eine Stricheinteilung
und eine Entfernungsschätzskala auf der Basis einer Zielhöhe
von 2,7 m sollten die Ermittlung der Entfernung gewährleisten.
Im Falle der Beschädigung des Ausblickprismas konnte das Gerät
aufgeklappt, das Prisma nach unten herausgezogen und ersetzt
werden.
    
In Verbindung mit der Möglichkeit den Richtschützen in der Horizontalen
zu übersteuern, war der Kommandant in der Lage eigenständig Ziele aufklären
während der Schütze andere Ziele bekämpfte. Erkannte Ziele konnten
durch die Kommandantenrichtanlage rasch an den Richtschützen
übergeben werden. Dazu musste der Kommandant das Ziel mit seinem
Beobachtungsgerät anvisieren und die Taste am linken Griff des
Beobachtungsgerätes betätigen. Der Turm schwenkte mit maximaler
Richtgeschwindigkeit auf die Sichtlinie des Kommandanten ein
und blieb bei Übereinstimmung der Visierlinien stehen. Allerdings
musste der Kommandant die Kommandantenkuppel von Hand festhalten
um der Turmdrehung entgegen zu wirken. Für die vorgesehenen
Schußentfernungen war die Genauigkeit dennoch ausreichend.
 Für
die Beobachtung bei Nacht konnte das Beobachtungsgeräte ausgebaut
und gegen ein aktives Infrarot-Nachtsichtgerät vom Typ TKN-1
ersetzt werden. Der ständig an der Kommandantenkuppel angebrachte
Infrarot-Scheinwerfer musste mechanisch an das Nachtsichtgerät
angekoppelt werden. An Stelle eines Winkelspiegels wurde die
Stromversorgungseinheit in der Luke angebracht. Die effektive
Sichtweite mit Scheinwerfer betrug allerdings lediglich 300
- 400 m bei einer 2,75-fachen Vergrößerung. Unerklärlicher Weise
entschlossen sich die Konstrukteure das Strichbild des Richtschützen-Nachtzielfernrohres
zu verwenden, aber in um 180 Grad gedrehter Position. Für die Führung
eines Nachtgefechtes war das TKN-1 nicht wirklich einsetzbar.
Überdies lag das Okular konstruktiv bedingt sehr tief, was die
Nutzung für den Kommandanten anstrengend machte.
Dem Richtschützen steht als Tagzielfernrohr
ein telekopisches Gelenkzielfernrohr zur Verfügung. In den letzten
T-55A war dies das TSh2B-32P, eine Weiterentwicklung des Zielfernrohrs
des T-34. Für das Schießen bei Nacht wurde an Stelle des im
Turmdach befindlichen dreh- und kippbaren Winkelspiegels der
ersten T-54 das Infrarotzielfernrohr
TPN-1 untergebracht. Links im
Bild ist zu sehen der Platz des Richtschützen. Das TPN-1 ist
links zu erkennen, rechts daneben das TSh-2B-32. Unter dem TSh
befindet sich das Richtsteuerpult der Waffenstabilisierung mit
der Abfeuerung für die Kanone (rechter Knopf) und des Turm-MG
(linker Knopf).
Rechts hinter den Richtgriffen befindet sich die Tafel mit den
Schaltern für die Abfeuerung der Kanone und des Turm-MG. Unter
dem TPN-1 befindet sich das Handrad des elektromechanischen Seitenschwenkwerkes
mit dem Abfeuerungsknopf für das 7,62 mm Turm-MG. Das Handrad
wirkt unmittelbar auf das Turmschwenkwerkgetriebe, an dem es
gemeinsam mit dem Seitenwinkelanzeiger befestigt ist. An der
Kurbel der mechanischen Höhenrichtmaschine befindet sich der
analoge Knopf für die Kanonenabfeuerung. Rechts vom Seitenwinkelanzeiger
erkennt man den zylindrischen Block des Elektromaschinenverstärkers
EMU der die Bordspannung so umsetzt, dass der Elektromotor für
das Seitenrichten gleichmäßig von der minimalen bis zur maximalen
Richtgeschwindigkeit arbeiten kann. Am Ausblickschlitz des TSh2b-32P
befindet sich eine drehbare Rohrblende die von der Kernwaffenschutzanlage
des T-55 angesteuert wird. Im Falle einer Kernwaffendetonation
mit der entsprechend hohen Sofortkernstrahlung hätte sich die
Blende zum Schutz vor der Lichtstrahlung und der Druckwelle
sofort geschlossen. Danach sollte der Richtschütze die Blende
wieder öffnen. Die pyrotechnische Betätigungseinrichtung mit
dem Öffnungsgriff und dem Ring zum Schließen befindet sich links
oberhalb des linken Richtgriffes. Das Einschalten der Waffenstabilisierung
erfolgte durch Betätigen des linken Schalters am Richtsteuerpult
(Schalterreihe ganz unten, nur halb erkennbar) Nach 90 Sekunden
waren die Kreisel auf die notwendige Drehzahl hochgelaufen und
man konnte die Höhenstabilisierung zu schalten in dem der Ausrückhebel
(im Bild zu erkennen unmittelbar links unten am linken Richtgriff)
am mechanischen Höhenrichtgetriebe auf "Stabil" geschaltet
wurde. Dabei wurde die Handkurbel vom Getriebe getrennt. Die
Horizontalstabilisierung wurde mit dem rechten Schalter zugeschaltet.
Wahlweise konnte auch auf die Stabilisierung verzichtet werden,
dann wurde der mittlere Schalter betätigt um den Turm rein elektrisch
zu schwenken.
Das TSh (gesprochen TeScha),
links im Bild das TSh2B-32P, unterscheidet sich im Grunde von
seinen Vorgängern seit dem TSh-2 vor allem durch die Änderungen
im Strichbild. Das Strichbild wurde immer wieder modifiziert
und an neue Munitionsarten angepasst. Zunächst waren nur die
Skalen für die Splittersprenggranaten
OF-412 mit voller und mit verringerter
Treibladung, für die
Panzergranate
BR-412 und für das Turm-MG vorhanden.
Später wurden die Skalen für die Hohlladungsgranate
und danach die Skala für die Unterkalibergranate
eingefügt. Die Skala für die OF-412 mit verringerter Treibladung
verschwand beim TSh2B-32 endgültig. Mit der Entfernungstriebschraube
an der Unterseite des TSh wurde die Strichplatte im vorderen
Teil des TSh bewegt, ein eingespannter Edelstahldraht, der Entfernungsfaden,
war die Referenz für die richtig eingestellte Entfernung. Ein
Umschalthebel an der linken Seite des Gehäuses diente zum Auswählen
der 3,5-fachen oder der 7-fachen Vergrößerung. bei Nacht konnten
Entfernungsfaden und Strichbild mit einem roten, nicht dimmbaren
Lämpchen beleuchtet werden. Ein Sonnenschutzfilter war wahlweise
einschwenkbar. Verschmutzungen auf dem Objektiv konnten mit
einem Scheibenwischer beseitigt werden. Auf dem Gehäuse des
TSh befand sich schließlich der lange, sogenannte Justierschlüssel
mit dem die Justierschrauben am Objektivkörper gedreht werden
konnten und der zusätzlich zum Lösen
der Befestigungsspannschraube an der Kanonenwiege diente. Das
Strichbild wird dominiert von den Entfernungskalen im oberen
Teil. Beim TSh2B-32P sind dies von links die Splittersprengranate
("POLN" =volle Treibladung), die Panzergranate, die
Holhladungsgranate, das Turm-MG und die Unterkalibergranate.
Als Hauptrichtmarke dient der sogenannte Hauptstachel. Für die
Berücksichtigung von Vorhalten dienen die Nebenrichtmarken und
Nebenstachel, alle mit je 2 Strich Abstand. Eine Entfernungsschätzskala,
ebenfalls für die Basiszielhöhe 2,7 m, ergänzt das Strichbild.
Als weitere
Hilfsmittel verfügt der T-55 über einen Seitenwinkelanzeiger
und eine Erhöhungslibelle. Mit diesen beiden Geräten kann mit
der 100 mm Kanone
das Feuer bei schlechter Sicht, nach vorher ermittelten Schusswerten,
auf feste  Geländepunkte
geführt werden. Außerdem ist es möglich den Panzer für das artilleristische
Schießen im indirekten Richten einzusetzen. Die Einsatzschussentfernung
bei Nutzung der Libelle betrug in diesem Fall bis zu 14'600 m
für die Splittersprenggranate.
Zusätzlich ist der beleuchtete Seitenwinkelanzeiger sehr gut
geeignet dem Richtschützen eine schnelle Orientierung der Stellung
des Turms zu Wanne zu geben. Trotz seines einfachen Skalenaufbaus
besitzt er die erforderliche Genauigkeit und kann durch seine
Anbringung sehr gut abgelesen werden. Die Teilung beträgt 6000
Strich, was dem russischen artilleristischen Vollkreis entspricht.
Die Libelle ist beim Richtschützenplatz am festen Abweiser der
Kanone befestigt und durch eine zusätzliche Lampe beleuchtbar.
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