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Die Feuerleitanlage des Kampfpanzers Leopard 1
Die Entwicklung des Kampfpanzers Leopard als zukünftigen deutschen
Nachkriegspanzer begann bereits in den fünfziger Jahren. Schon mit
Entwicklungsbeginn sollten die neusten wissenschaftlichen und technologischen
Erkenntnisse und die zahlreichen Kriegserfahrungen in das Projekt einfließen.
Der Kampfpanzer Leopard musste einfach an zukünftige Erfordernisse
anzupassen sein um dadurch eine hohe Truppendienstzeit zu erreichen und
somit die Kosten in Grenzen zu halten. Bis über das Jahr 2000 hinaus sind
Leopard 1 Kampfpanzer nach wie vor in Truppenverwendung vieler Streitkräfte
europäischer und nichteuropäischer Staaten.
Kommandant.
Für
die Beobachtung und rasche Zielaufklärung sind im Leopard 1 eine große
Anzahl Winkelspiegel eingebaut. Beim Kommandanten befinden sich acht Winkelspiegel
an der Kommandantenluke angeordnet, um eine 360 Grad Rundumsicht zu
gewährleisten, der Richtschütze besitzt einen Winkelspiegel mit
Sicht in Schussrichtung und der Ladeschütze zwei, dabei ist ein
Winkelspiegel nach vorn und einer nach links vorne gerichtet. Das linke
Bild zeigt den Platz des Komandanten im Leopard 1A1, 1A2, 1A3
und 1A5 mit dem TRP-5 und den Winkelspiegeln. Rechts unten erkennt
man den Richtgriff des Kommandanten. Bei Betätigen des Sicherheitsschalters
am Richtgriff kann der Kommandant den Richtschützen komplett
übersteuern und nötigenfalls selbst das Feuer führen. Das nutzt
er das Rundblickzielfernrohr TRP-5. Das Rundblickzielfernrohr besitzt eine stufenlose 6-
bis 20-fache Vergrößerung und kann um 360 Grad
gedreht werden. Seine guten optischen Eigenschaften ermöglichen die
Beobachtung und Zielaufklärung bis in die Dämmerung hinein. Über
eine biegsame Welle ist das TRP-5 mit dem Turmdrehkranz
verbunden. Dadurch kann das Auswandern eines vom Kommandanten aufgefassten
Zieles bei der Turmdrehung durch der Richtschützen verhindert werden.
Mittels einer elektrischen Winkelübertragungsanlage wird die vertikale
Bewegung der Kanone auf das TRP-5 übertragen und damit der Gleichlauf
zwischen Rohrerhöhung und Visierlinie gewährleistet. Das TRP-5
kann somit notfalls für die Entfernungsbestimmung und als Zielfernrohr
für die Kanone genutzt werden. In das Blickfeld kann ein dem Hauptzielfernrohr
gleiches Strichbild eingespiegelt werden, mit dessen Hilfe der Kommandant
Ziele anrichten und bekämpfen kann. Dabei übersteuert er den Richtschützen
mit dem am Kommandantenplatz angebrachten Richtgriff. Die Zielentfernung
kann mit einem gesonderten Messrahmen ermittelt werden. Dazu wird der
Messrahmen im Blickfeld der TRP-5 mit den Rändelschrauben links
und unterhalb des Okulars (linkes Bild Nr. 7) auf ein Höhen-
und Breitenmaß eingestellt das den Abmaßen eines bekannten Ziels
entspricht. Mit der stufenlosen Vergrößerungseinstellung wird
nun so weit eingestellt, dass das Ziel vom Messrahmen genau eingeschlossen
ist. An einer Skala kann nun die dazu entsprechende Entfernung zum Ziel
abgelesen werden. Die Messgenauigkeit ist ausreichend hoch um das Feuer
mit guter Treffaussicht auf mittlere Entfernung eröffnen zu können.
Für die Beobachtung und Feuerführung bei Nacht wird das TRP-5
gegen ein passives Infrarot-Zielfernrohr ausgetauscht. Das
Infrarotzielfernrohr ist im Bild oben rechts dargestellt. Das
linke Bild gibt eine Detailansicht des Bedienteils wieder. Beim
Schießen wird
ein Schießscheinwerfer genutzt, der auf der Walzenblende der
Kanone angebracht wird. Er kann wahlweise Weißlicht oder Infrarotlicht
ausstrahlen. Nachteilig ist in diesem Fall, das der Kommandant die Funktion
des Richtschützen zusätzlich übernehmen muss. Allerdings konnte
der Richtschütze das Feuer bei Nacht auch mit der Tagesoptik
führen wenn das Ziel mit Weisslicht erhellt wurde. Üblicherweise
übernahm dann ein einzelner Panzer die Beleuchterfunktion für
einige Sekunden, die anderen Panzer schossen. Dann wurde die
Aufgabe des Beleuchtens von einem anderen Panzer übernommen.
Dadurch sollte die schnelle Aufklärung und Bekämpfung des Beleuchtungspanzers
verhindert werden. Später wurden einzelne Baulose des Leopard 1 für
den Nachtkampf mit einem passiven
Ziel- und Beobachtungsgerät vom Typ PZB-200 ausgerüstet.
 Für
die Baulose des Leopard 1A4 entschloss man sich statt des TRP-5
zu einer moderneren Lösung. Dieser Leopard erhielt ein stabilisiertes
Rundblickzielfernrohr vom Typ PERI-R12. Das neue PERI ermöglichte
es dem Kommandanten erstmals unabhängig vom Richtschützen auch
aus der Bewegung Ziele aufzuklären und über Knopfdruck an den
Richtschützen zu übergeben. Eine genaue Beschreibung der Feuerleitanlage
des Leopard1A4 auf der folgenden
Seite.
Richtschütze.
Am Richtschützenplatz befindet sich ein Entfernungsmess-
und Zielgerät TEM-2A, das entweder als Raumbild- oder als Mischbildentfernungsmesser
arbeiten kann. Das Foto links zeigt den Richtschützenplatz mit den wichtigsten
Bedienelementen. Im linken Bild ragt von links oben der Okulararm
nach unten. An dessen Ende befinden sich die Okulare des TEM-2A
und die Bedienelemente. So die Einstellelemente der Höhenberichtigung
für die Messmarke und für das Mischbild, die Berichtigung des
Seitenwertes für das Mischbild und die Berichtigung für die
Entfernung. Außerdem der Umschalter für das Raumbild- oder Mischbildmessverfahren.
Die Bedienelemente sind im mittleren Bild gut zu erkennen. Im
linken Bild befinden sich die Richtgriffe der hydraulischen
Richt- und Stabilisierungsanlage am unteren Bildrand. Über den
Richtgriffen befindet sich der Bedienblock mit den Anzeigen
für "Hydraulik ein ", "Stabilisator bereit",
"Stabilisator ein" und die Anzeigen der Abfeuerung
der Kanone, des 7,62 m MG sowie die Anzeige "Feuerbereit".
Mit den beiden Drehknöpfen links am Bedienblock und der elektrischen
Anzeige wird der Driftabgleich für das Seiten- und Höhenrichten
vorgenommen. Als besonderes Bedienelement wurde links an diesem
Bedienblock der Bedienkasten für die Verkantungskorrektur angebracht.
Mit dessen Hilfe kann beim Schiessen von der Stelle eine eventuelle
seitliche Geländeneigung der Schildzapfen der Kanone korrigiert
werden, das diese einen grossen Einfluss auf die Flugbahn des
Geschosses hat.
  
Das
ganz rechte Bild zeigt weiter Elemente des Richtschützenplatzes.
So den Hauptschaltkasten mit dem Potentiometer für die Strichplattenbeleuchtung,
die Einschalter und Bereitschaftsleuchten für Hydraulik und
Stabilisator sowie Hauptsschalter und Feuerbereitschaftsleuchten
für Kanone und MG. Links vom Hauptschaltkasten befindet sich
der Seitenrichtanzeiger, der unverändert vom amerikanischen
Panzerbau übernommen wurde. Die Hauptteile des Entfernungsmessers
TEM-2A sind im folgenden Bild bezeichnet:
 1+
8 - Ausblickprismen, 2 - ABC-Dichtung, 3 + 9 - Einbauhalterungen, 4 - Basisrohr,
5 - Okulararm, 6 - Okulare, 7 - Stirnschutz
Funktion.
Die gemessene Entfernung wird automatisch
in die einzustellende Rohrerhöhung, entsprechend der gewählten
Munitionssorte, umgesetzt. Die Messgenauigkeit ist im Gegensatz zu den
anderen in dieser Zeit üblichen Verfahren vergleichsweise hoch und
gestattet die rasche Feuereröffnung bereits auf große Entfernungen.
Für den Fall das der Zielfernrohr-Entfernungsmesser ausfällt,
steht dem Richtschützen ein zweites Zielfernrohr zur Verfügung.
Es ist das Turmzielfernrohr TZF-1, das an der Rohrwiege angebracht
ist und durch eine Öffnung in der Walzenblende Sichtfeld nach vorne
hat. Das TZF-1 besitzt ein optisches Gelenk wodurch das Okular starr beim
Richtschützen aufgehängt werden kann und den Bewegungen der Walzenblende
nicht folgt. Im Sichtfeld ist ein gleiches Strichbild wie beim Hauptzielfernrohr
sichtbar. Es befinden sich im Sichtfeld die Skalen der wichtigsten Munitionsarten
für die Einstellung der Schussentfernung.
 1
- Objektivstutzen, 2 - Befestigungsschwalbe, 3 -Stirnschutz, 4 - Okulararm,
5 - Fernrohrteil, 6 - Schutz für Gelenkwellen, 7 - optisches Gelenk
links von Nummer 5 - Einstellschrauben für Entfernung und Justierung
Im letzten modernisierten Baumuster, dem Leopard 1A5 wird eine Feuerleitanlage
vom Typ EMES-15 verwendet die baugleich mit der des Leopard
2 ist. Im Bild ist der Richtschützenplatz im Leopard 1A5
zu sehen. Links oben im Bild befindet
sich der Einblick ins Hilfszielfernrohr
TZF-3. Die beiden Okulare rechts daneben gehören zum Hauptzielfernrohr
EMES-15. In ihrer Nähe befinden sich die mechanischen Auswahlhebel
für Tag- und Wärmebildsicht und der Vergrößerungswechsler.
Mittig unterhalb der beiden Okulare befindet sich das zentrale Bedienpult
der Feuerleitanlage. Der große Schalter mit dem Pfeil betätigt
die Waffenstabilisierung entsprechend der Betriebsstufen vom hydraulischem
Richten ohne Stabilisierung bis zur Vollstabilisierung. Die Kontrollleuchten
oberhalb des Bedienblockes zeigen die gewählten Betriebsstufen an.
Rechts daneben sind die Schalter für die Fehlerprüfung der Feuerleitanlage
sichtbar. Im rechts daneben sichtbaren Bedienfeld wird das Wärmebildgerät
eingestellt. Es können Kontrast und Polarität ( Darstellung der
Wärmequellen weiß oder der Wärmequellen dunkel) sowie die
Größe des Sichtfeldes eingestellt werden. Außerdem können
Parameter der Stabilisierungsgenauigkeit eingestellt werden. Eine Feldjustieranlage
gestattet es die Justierung der Visierlinie mit der verlängerten Seelenachse
der Kanone zu prüfen und gegebenenfalls nachzustellen, ohne den Panzer
verlassen zu müssen. In einem Bedienblock (nicht sichtbar) oberhalb
des EMES-15 können die individuellen ballistischen Daten der Kanone
des Panzers aus dem Anschießen mit Gefechts- und Übungsmunition
eingestellt werden. Außerdem können an diesem Bedienfeld die
aktuellen ballistisch bedeutsamen Daten eingestellt werden, wie Lufttemperatur,
Ladungstemperatur, Seitenwind und der Luftdruck in Form des topografischen Höhenwertes.
Das große runde, rot unterleuchtete Instrument ist der Turmteilringanzeiger
mit dessen Hilfe das Schießen ohne Sicht oder auf große Entfernung,
in Verbindung mit einer Erhöhungslibelle an der Kanone, möglich
ist. An ihm kann auch bei Bedarf die Stellung des Turm in Bezug zur Wanne
abgelesen werden, wenn gleich letzteres auf Grund der baulichen Bedingungen
und der Gestaltung der Skalen nur schwer ablesbar ist. Unterhalb des Bedienfeldes
der Waffenstabilisierung ist der Richtsteuergriff des Richtschützen
erkennbar. Die Wippschalter oben an den Richtgriffen betätigen beim wippen
nach Außen den
Entfernungsmesser. Beim wippen mit dem Schalter nach innen zum Richtgriffgehäuse
hin wird das Gefechtsvisier "Entfernung=1000" eingestellt,
was notfalls im Entfernungsbereich bis zu 1500 m Schussentfernung
bei Haltepunkt Zielmitte eine Treffer ermöglicht ohne das die
Entfernung genau bekannt ist. Die braunen Schalter unterhalb
dieser Schalter aktivieren die dynamische Vorhalteberechnung durch den
ballistischen Rechner und die Realisierung dieser Vorhalte durch vom Sichtfeld
des Zielfernrohres unabhängiges Ausschwenken des Turmes bzw. Veränderung
der Erhöhung der Kanone. Die Abfeuerungsknöpfe befinden sich,
nicht sichtbar, an der vorderen Seite der Richtgriffe und werden mit den
Zeigefingern betätigt.
Der
Kommandantenplatz des Leopard1A5 ist prinzipiell identisch mit
den Vorläufern seit der Version 1A1. Zusätzlich erhielt der
Kommandant durch eine optische Verbindung zum EMES-15 die Möglichkeit,
das gleiche Sichtbild wie der Richtschütze zu sehen. Der Einblick
in diese optische Verbindung befindet sich rechts vom Okular
des TRP-5 und ist im Bild gut zu erkennen. Durch diese Lösung
wurden einige Nachteile des TRP-5 kompensiert. So ist es nicht
möglich gewesen mit dem TRP-5 die Leistungsparameter
der elektronischen Feuerleitanlage und des Laser-Entfernungsmessers
zu nutzen. Zusätzlich kann der Kommandant jetzt auch das Wärmebildgerät
mit benutzen. Für die Bedienung des Wärmebildgerätes erhielt
der Kommandant ein eigenes Bedienpult, es ist als schwarzer
Kasten rechts vom Okular der optischen Verbindung zum Hauptzielfernrohr
zu erkennen. Alle individuellen Einstellungen des Kommandanten
bleiben erhalten wenn der Richtschütze eigene Einstellungen
wählt. Gut erkennbar der Richtgriff des Kommandanten mit der
Abfeuerungstaste an der vorderen oberen Seite. Wohl nur aus
finanziellen Gründen wurde der alte Richtgriff des Leopard 1
beibehalten. So fand der Taster für den Laserentfernungsmesser
keinen Platz an dem schmalen Griff und wurde separat an der
Turmdecke nahe des TRP-5 angebracht. Auch ein Daumendruckschalter
für das Aktivieren des dynamischen Vorhaltes konnte nicht eingebaut
werden und so muss der Kommandant des 1A5 auf dieses wichtige
Feature verzichten. Im Turmheck, zum Teil an dem weiss gerippten
Gehäuse erkennbar, sind wichtige Baugruppen des Feuerleitrechners
und der Waffennachführanlage untergebracht.
Eine eingehendere Beschreibung der Funktion des EMES-15 ist
beim Leopard 2 zu
finden.
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