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Leclerc

 

Die Feuerleitanlage des Kampfpanzers Leclerc

Der Kampfpanzer Leclerc, der als Nachfolger des bewährten AMX-30 in die Bewaffnung der französischen Armee aufgenommen wurde, besitzt eines der modernsten Feuerleitsysteme der Welt.
Die französischen Entwickler bezeichnen ihn als den ersten Kampfpanzer der vierten Generation. Das Design des Leclerc begann gewissermaßen mit der Entwicklung der Baugruppen des Kampfraumes. Die digitale Architektur bestimmte maßgeblich das Design und sicherte das harmonische Zusammenwirken des Feuerleitsystems mit Navigationssystem, Kommunikationssystem und der gesamten Mechanik.
Der Feuerleitrechner besitzt die Priorität über weitere 15 Rechnereinheiten. Er empfängt Daten über die Windgeschwindigkeit und Windrichtung, Temperatur von Ladung und Luft, den Luftdruck, Daten der augenblicklichen Zielbewegung und die Zielentfernung, sowie die ballistischen Daten der Munition. das Resultat ist eine sehr hohe Ersttreffwahrscheinlichkeit beim Schießen mit der
120 mm Kanone F1 auf Ziele weit über 2500 Meter hinaus.
Allerdings wird diese enorm hohe Ausstattung der Arbeitsplätze der Besatzung mit ausbildungsaufwändigen Geräten auch in Frankreich differenziert gesehen. Bedingt durch die hohe Komplexität der Systeme kann die Besatzung nur für eine relativ kurze Zeit ununterbrochen mit voller Konzentration arbeiten. Im Allgemeinen hält man cirka 6 Stunden für das Optimum, dann muß die Besatzung pausieren oder soll komplett ausgetauscht werden.

Unterbringung der Baugruppen im Turm

Kampfpanzer Leclerc - Baugruppen der Feuerleitanlage
1 - Hauptzielfernrohr Richtschütze , 2 - Fernsehmonitor, 3 - Panorama-Zielfernrohr Kommandant,
4 - Fernsehmonitor, 5 - weitere Baugruppen der Feuerleitanlage, Funkgerät usw.
im Turmheck befinden sich weitere Baugruppen der Feuerleitanlage sowie der
Ladeautomat und
außerdem je Seite sieben Abschussrohre des GALLIX-Selbstverteidigungssystems

Der Richtschütze nutzt als Hauptzielfernrohr das HL-60 mit einem Stabilisierungssystem SAVAN-20 der Firma SAGEM. Das HL-60 umfasst drei Hauptbaugruppen. Zum einen die Blickfeldstabilisierung des Zielfernrohres in zwei Ebenen. Dabei folgt die Stabilisierung der Waffe und des Turmes der präziseren Stabilisierung des Spiegelkopfes des Zielfernrohres.
Zum Zweiten enthält das HL-60 eine Zieldatenerfassung mit zwei Vergrößerungen, einen Tagsichtkanal, ein Wärmebildgerät, einen integrierten Nd-YAG-Laserentfernungsmesser, eine CCD-Fernsehkamera und einen Fernsehmonitor.
Die dritte Baugruppe umfasst die Datenübertragungsschnittstellen zum Anschließen aller Geräte an das Computersystem.
Ein Hilfszielfernrohr am Richtschützenplatz für die Nutzung bei Ausfall des Hauptzielfernrohres ist nicht vorgesehen. Notfalls kann der Kommandant das Feuer mit seinem Panoramazielfernrohr HL-70 übernehmen.
Eine Anzahl großer Winkelspiegel an den Arbeitsplätzen ergänzen die Ausstattung und ermöglichen eine gute Sicht zu Beobachtung nach allen Seiten.

Kampfpanzer Leclerc - RichtschützenplatzDas Zielfernrohr HL-60, im Zentrum des Bildes, besitzt einen monokularen Einblick. Es besitzt einen Tagkanal mit 3,3 und 10facher Vergrößerung, einen Tag-Videokanal mit 10facher Vergrößerung sowie ein Wärmebildgerät. Das Wärmebildgerät ist mit einer vierstufigen Vergrößerungswahl ( 3x, 6x, 10x und 20x ) ausgestattet, was es ermöglichen soll, Ziele bis auf 5000 Meter zu erkennen. Links vom Okular ist der 15cm Micro-Fernsehmonitor zu erkennen. Er wird in der Regel zur Beobachtung bei Nacht, weniger zum Schießen genutzt. Am Tage kann das Bild der Kamera im integrierten Tag-Videokanal dargestellt werden. Rechts vom Zielfernrohr befindet sich ein Bedienfeld zum Einstellen verschiedener Parameter des Zielfernrohres, wie Helligkeit und Kontrast des Strichbildes usw. Unmittelbar rechts darunter, mit schwarzem Bedienfeld, ein Schaltpult zum Einstellen der Betriebsarten der Feuerleitanlage und zur Auswahl der Munitionsarten. Unter dem Okular des HL-60 befindet sich die Tastatur zur Bedienung des Computers. Die Tastatur wird nach Benutzung in die Halterung zurückgeschoben und schränkt somit den Platz des Richtschützen nicht unnötig ein.

Kampfpanzer Leclerc - RichtschützenplatzIm linken Bild ist die Tastatur in die Halterung zurückgeschoben und gibt den Blick frei auf die Richtgriffe der Waffenstabilisierungsanlage. An den Richtgriffen befinden sich eine Anzahl Druckschalter für die Bedienung der Feuerleitanlage. So für die Abfeuerung, die Waffenauswahl, der Umschaltung der Sichtfeldvergrößerung und für das Umschalten zum Wärmebildgerät.

Eine automatische Zielverfolgung gehört zu den Besonderheiten der Feuerleitanlage. Dazu muß der Richtschütze den Knopf des Laser-Entfernungsmessers mindestens drei Sekunden lang drücken. In dieser Zeitspanne errechnet der Computer aus den Daten der Richtgeschwindigkeit Horizontal und Vertikal sowie der Entfernung einen voraussichtlichen Kurs des Ziels und lässt das Zielfernrohr diesen Kurs begleiten. Allerdings kann das System Änderungen des Kurses oder der Geschwindigkeit des Ziels nicht selbständig erkennen. In diesem Fall muß der Richtschütze die Zielverfolgung wieder manuell übernehmen. Die Benutzung der Zielverfolgungseinrichtung erfordert eine hohes Maß an Erfahrung und gute Ausbildung. So darf beim Schießen aus der Bewegung auf stehende Ziele nach dem Auslösen der Zielverfolgung die Waffe nicht mehr manuell gerichtet werden. Andernfalls erhält der Computer Daten aus denen er schließt das auf ein bewegliches Ziel geschossen wird und beginnt die Waffen entsprechend nachzurichten. Da das Ziel in diesem Fall jedoch steht, kann es bei Unaufmerksamkeit des Richtschützen zum Fehlschuss kommen.

Im Sichtfeld des Tagkanals sind drei Hauptelemente angeordnet. 1 - die zentrale Richtmarke in Form eines Kreuzes, 2 - eine Informationsanzeige für den aktuellen Status der Feuerleitanlage und 3 - Entfernungsskalen der Hauptmunitionsarten und Richtmarken für die Feuerführung im Notbetrieb sowie der sogenannte Entfernungsfaden (quer verlaufend im oberen Drittel zu sehen) an dem die jeweilige Entfernung eingestellt wird.
Mittig zwischen den Entfernungsskalen befindet sich eine Meßskala für das behelfsmäßige ermitteln der Entfernung. Sie ist auf flankierende Ziele berechnet, bei frontal fahrenden Zielen soll die Entfernung halbiert werden.

 

 

 

Die Anzeige (2) gibt dem Richtschützen folgende Informationen:

1 - gemessene Entfernung, Blinken bedeutet das zwei Entfernungen ermittelt wurden, z.B. Hindernisse im Laserstrahl oder das Ziel wurde vom Laserstrahl nicht vollständig erfasst und Objekte hinter dem Ziel reflektierten ebenfalls
2 + 3 - Position von Wanne und Turm zum Ziel
4 - ausgewählte Munition, F = APFSDS , E = HEAT
5 - Feuerfreianzeige, leer = Feuer frei, voll = Feuer halt
6 - Störungsanzeige durch das System
7- Anzeige für Betriebsart automatisches Nachladen mit der ausgewählten Munitionsart und zuletzt Nummer,
8 - Anzeige "Kommandant übersteuert"

Folgende Betriebsarten können genutzt werden. Zum einen der normale Modus bei Nutzung aller Parameter der Feuerleitanlage. Dann den Notbetrieb ohne Feuerleitrechner und der Notbetrieb gänzlich ohne Waffenstabilisierung. Die Betriebsart kann nicht ausgewählt werden, sie ist automatisch an den Ausfall der Baugruppen der Feuerleitanlage gekoppelt und wird vom System vorgegeben.

Dem Komandanten steht als Hauptbeobachtungsgerät ein Rundblickperiskop mit stabilisierten Sichtfeld zur Verfügung. Dieses HL-70 wurde entwickelt von der französischen Firma SFIM Industries und kombiniert ein Zielfernrohr mit Tages sowie Kampfpanzer Leclerc, KommandantenplatzNachtkanal. Ab Baulos T9 soll ein  Laserentfernungsmesser  integriert werden. Mit dem HL-70 können Ziele selbständig aufgeklärt und notfalls auch eigenständig bekämpft werden. Wird ein Ziel erkannt, kann das Sichtfeld des Richtschützen mit dem Sichtfeld des Kommandanten synchronisiert werden. Für den Notbetrieb kann das Rundblickperiskop mit einer kleinen Kurbel betrieben werden.
Die Vergrößerung des HL-70 ist umschaltbar zwischen 2,5 und 10facher Vergrößerung. Das HL-70 kann in der Vertikalen von -20 bis +40 Grad und in der Horizontalen um 360 Grad geschwenkt werden. Das Sichtfeld beträgt 20 Grad in der kleinen und 5 Grad in der großen Vergrößerung.
Den Nachtkanal bildet ein Infrarotgerät der
zweiten Generation. Ab Baulos T9 und für den Export steht ein HL-80 zur Verfügung, das an Stelle des Infrarotgerätes ein Wärmebildgerät besitzt. Sieben große Winkelspiegel ergänzen die Beobachtungsmöglichkeiten des Kommandanten und gewährleisten eine gute Rundumsicht. Die Winkelspiegel besitzen Tasten die bei Betätigung den Turm in Beobachtungsrichtung einschwenken lassen.

Kqampfpanzer Leclerc, Sichtfeld HL-70Der Kommandantenplatz ist, wie der Richtschütze, an den Datenbus des Computersystems angeschlossen. Das ermöglicht es dem Kommandanten die selbe Sicht und Informationen zur Verfügung zu stellen wie sie der Richtschütze sieht. Ein gleicher Micro-Fernsehmonitor wie beim Richtschützen befindet sich links des HL-70 und ermöglicht dem Kommandanten die parallele Beobachtung des Sichtfeldes der Richtschützen.

Im rechten Bild erkennbar das Sichtfeld des HL-70 mit den zusätzlichen Informationen für die Feuerleitung. 1- Störungsanzeige durch das System, 2 - Turmstellung, 3 - ausgewählte Munition, F = APFSDS , E = HEAT,
4 - Anzeige für Betriebsart automatisches Nachladen mit der ausgewählten Munitionsart, 5 - Feuerfreianzeige, leer = Feuer frei, voll = Feuer halt, 6 - gemessene Entfernung. Im Zentrum die zentrale Richtmarke in Form eines Kreuzes.

leclerc-hl-70.jpgDas Kommandantenperiskop wird gerichtet mit funktionell gleichen Richtgriffen wie sie der Richtschütze benutzt. In einer früheren Variante des HL70 (Bild rechts) befanden sich Druckschalen an zwei starren Griffen wie sie beim Komandantenplatz Leopard 2 Verwendung finden. Offenbar haben sich diese Kontrollen nicht voll bewährt, zumal dieses Periskop eine große Einbauhöhe besitzt und weit in den Arbeitsplatz des Richtschützen hineinragt.

 

Vor dem Kommandanten befinden sich mehrere Schaltpulte für die Bedienung der Feuerleitanlage. Das Pult an der linken Seite des Kommandanten enthält die Schalter zum Hochfahren der Turmanlage, zur Bedienung der Feuerleitanlage, das Bedienfeld zum Einstellen verschiedener Parameter des Zielfernrohres, wie Helligkeit und Kontrast des Strichbildes, eingeschlossen auch das Wärmebildgerät des Richtschützen und die Bedienung Kampfpanzer Leclerc Kommandantenplatz Exportvariante des Ladeautomaten der Kanone. Unter diesem Pult wird eingeschoben die Tastatur zur Bedienung des Computers. Das Pult über der rechten Hand des Kommandaten enthält Warnleuchten, aktuelle Informationen zur Funkkommunikation und die Schalter für die Hauptwaffenkontrolle. Zur linken Hand befindet sich in der Exportvariante das Bedien- und Anzeigeteil der Anlage "FINDERS" (fast information, navigation, decision and reporting system). Es handelt sich um ein fortgeschrittenes Gefechtsführungssystem. Es können auf einer farbigen Karte angezeigt werden die Position des Panzers und anderer eigener und erkannter feindlicher Fahrzeuge. Das Gerät wird genutzt zur Steckenführung und Gefechtsplanung. Es können mit anderen Fahrzeugen, die mit dem FINDERS ausgestattet sind, Informationen ausgetauscht werden wie über erkannte Ziele, den eigenen Gefechtswertstatus (verfügbare Munition, Kraftstoff usw) und es können Informationen anderer Fahrzeuge angefordert werden. Ein ähnliches System benutzen die USA in ihrem M1A2 Abrams
Mit dieser Feuerleitanlage in Verbindung mit dem Ladeautomaten ist es der Besatzung des Leclerc möglich innerhalb von 30 Sekunden bis zu sechs Ziele aufzuklären und in der Einsatzschussentfernung mit einer Ersttreffwahrscheinlichkeit bis P=0,95 zu bekämpfen.

Einen großen Dank an Stefan Ließ von Kampfpanzer.de für die zusätzlichen Fotos und Informationen

 

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Stefan Kotsch