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Die Feuerleitanlage des M1A1
Abrams
Part
1
Part 2
Die
unmittelbare Entwicklung des Kampfpanzers M1 Abrams begann mit
der Einstellung des MBT-70
/ XM-803 Projekt im Jahre 1971,
wobei die Entwicklungsarbeiten jedoch unter der Projektbezeichnung
XM-815 weitergeführt wurden und letztlich im XM-1 der Firma
Chrysler mündeten. Die Serienfertigung des Kampfpanzers M1 Abrams begann
im Jahre 1980. Zunächst mit der 105 mm Kanone M68E1
bewaffnet, wurde später beim Modell M1A1 die 120 mm Kanone M256
eingebaut, die vom Leopard 2 übernommen wurde. Die Feuerleitanlage, bei deren Entwicklung
man sich lange vom MBT-70 hatte leiten lassen, sollte ebenso
effektiv, aber wesentlich weniger kostenaufwändig und kompliziert
werden. So verzichtete man, im Gegensatz zu den deutschen
Entwicklern des Leopard 2, auf einige zukunftsweisende
Details. Im Ergebnis entstand ein zuverlässiger Kampfpanzer
mit einer modernen Feuerleitanlage, die in einigen Kenndaten
nicht auf den ersten Plätzen rangiert, letztlich aber in realen
Gefechten eine hinreichende Effektivität und Treffgenauigkeit
nachgewiesen hat.
Die Feuerleitanlage
umfasst im wesentlichen das Hauptzielfernrohr und den Feuerleitrechner
sowie die Stabilisierung von Visierlinie und Waffen. Für den
Notbetrieb steht ein teleskopisches Hilfszielfernrohr zur Verfügung.
Erstaunlicherweise wurde der Kommandantenplatz lediglich mit
einem Winkelspiegelring, dem unstabilisierten Zielfernrohr für
das 12,7 mm MG und einem Einblick ins Sichtfeld
des Hauptzielfernrohres ausgestattet. Somit ist der Kommandant
nur sehr eingeschränkt in der Lage, Ziele auch auf größere Entfernungen
unabhängig vom Richtschützen sowie aus der Bewegung aufzuklären.
Diesen ernsten Mangel
an Beobachtungsmitteln kompensierte man wenigstens zum
Teil beim M1A2 durch den zusätzlichen Einbau eines Rundblick-Wärmebildgerätes
für den Kommandanten vor der Ladeschützenluke. 
Die Hauptteile
der Feuerleitanlage sind: 1 - Windsensor, 2 - Verkantungssensor,
3 - Kommandanteneinblick ins Hauptzielfernrohr, 4
- Kommandantenzielfernrohr für 12,7 mm MG auf der Luke, 5
- Turmkreiselblock, 6 - Waffenkreiselblock, 7
- Kanonenwinkelgeber, 8 - Hilfszielfernrohr, 9
- Hauptzielfernrohr, 10 - Richthydraulik Vertikal, 11
- Turmelektrohauptkasten, 12 - Elektronikeinheit, 13
- Richthydraulik Horizontal, 14 - manueller Richtantrieb
Vertikal, 15 - Richtgriffe der Richtanlage, 16
- Rechnerbediengerät, 17 - Kommandantenrichtgriff.
Der Kommandant des M1 verfügt
über eine drehbare, flache Kuppel mit 5 großen Winkelspiegeln,
was eine sehr gute Rundumsicht ermöglicht. Zusätzlich ermöglicht der
Lukendeckel, in halboffener horizontaler Position arretiert,
einen direkten Blick auf das Gelände, ohne völlig auf den
Panzerschutz verzichten zu müssen. Das auf der Luke befestigte
und von innen bedienbare 12,7 mm MG wird über ein spezielles
Visier gerichtet. Das linke Bild zeigt die voll geöffnete Luke auf ihrem
Drehring. Gut erkennbar ist die Schwenkvorrichtung des Lukendeckels, die das
arretieren in halboffener Position ermöglicht. Auf dem mittleren
Bild wird das Ausblickteil des MG-Visiers gezeigt.
  
Das 12,7
mm MG besitzt einen vertikalen Richtbereich von -10° bis +65°
und einen horizontalen Richtbereich von 360°. Über das nicht
stabilisierte, periskopische Zielfernrohr können Boden-
und eingeschränkt Luftziele bekämpft werden. Die
Kuppel kann über einen Elektromotor oder manuell gedreht werden.
Dieser Motor ist im Bild links an der Turmdecke hinter dem weißen
Zielfernrohr am rechten Bildrand erkennbar. Zum elektrischen Richten in der Horizontalen dient ein Richtgriff
an der rechten Lukenseite. Der Richtgriff kann abgenommen und
wahlweise an drei Positionen aufgesteckt werden. Das ermöglicht
das Richten des 12,7 mm MG auch bei geöffneter Kommandantenluke.
Eine Aufnahme für den Richtgriff ist beim linken und mittleren
Bild weiter oben am äußeren oberen rechten Teil des MG-Zielfernrohres
zu erkennen. In der Vertikalen
wird das 12,7 mm MG manuell über die links angebrachte Handkurbel
mit der elektrischen Abfeuerung gerichtet.
Rechts vom Richtgriff befindet sich der Einblick in das Zielfernrohr
für das 12,7 mm MG. Das Strichbild für das Schießen mit dem
MG ist gleich dem des Kommandanten-MG
des Kampfpanzers M60. Direkt unterhalb des Richtgriffes
befindet sich der Kommandanteneinblick in das Hauptzielfernrohr.
Über eine optische Verbindung direkt in das Hauptzielfernrohr
stehen dem Kommandanten alle Möglichkeiten der automatischen
Feuerleitanlage für die Feuerführung
aus Kanone und Turm-MG zur Verfügung.
Wenn sich das Hauptzielfernrohr in der Betriebsstufe NORMAL
oder Notbetrieb
befindet, kann der Kommandant den
Richtschützen übersteuern, indem er seinen Richtgriff, links
im Bild, mit der
rechten Hand ergreift und dabei den langen senkrechten Handballenschalter an der rechten Seite
des Richtgriffes niederdrückt.
Dieser Sicherheitsschalter muss
vom Kommandanten, bzw analog beim Richtschützen, gedrückt gehalten werden, um die Waffenstabilisierung
eingeschaltet zu lassen. Andernfalls wird die Stabilisierung
von Kanone und der Turm solange gestoppt, bis einer der Handschalter
erneut niedergedrückt wird. Das Sichtfeld des Hauptzielfernrohres
bleibt stabilisiert. Mit dem Druckschalter auf der Oberseite
des Richtgriffes wird der Laser-Entfernungsmesser ausgelöst,
was auch die Berechnung der Vorhalte durch den Feuerleitrechner
startet. Mit dem Druckschalter an der vorderen Seite des Richtgriffes
wird die Kanone bzw das Turm-MG abgefeuert, abhängig von der
Stellung des Waffenwahlschalters am Hauptzielfernrohr. Gut erkennbar ist im folgenden
Bild der Verlauf
der optischen Verbindung vom Hauptzielfernrohr zum Kommandanteneinblick.
Links am Hauptzielfernrohr befindet sich eine Prismenbaugruppe,
welche die optischen Strahlengänge aus dem Hauptzielfernrohr
herausführt und über das Rohr zur Prismenbaugruppe des Kommandanteneinblickes
führt. Im Bild ist auch der Verkantungssensor der automatischen
Feuerleitanlage erkennbar, der sich links oberhalb des
Hauptzielfernrohreinblickes des Kommandanten, links neben dem
bügelförmigen Griff befindet. Er gibt allerdings nur Signale
über die Verkantung der Schildzapfen an den Feuerleitrechner,
wenn der Kampfpanzer von der Stelle schießt. Eine detailierte
Beschreibung der Betriebsstufen der Feuerleitanlage erfolgt
im Part II.
Diese
Skizze zeigt das ursprüngliche Bedienpult des Kommandanten beim M1 Abrams.
Von links nach rechts: VEHICLE MASTER POWER und TURRET
POWER dienen zum Einschalten der Stromversorgung des Panzers
bzw nur des Turms, was grüne Leuchten anzeigen. Der graue Taster
MANUAL RANGE dient zum Eingeben der gespeicherten Kampfentfernung
für die eingestellte Munitionsart in den Feuerleitrechner, wenn
sich das Ziel innerhalb der Kampfentfernung befinden und eine
Entfernungsmessung nicht möglich ist. Mit dem Schalter darunter
kann dieser Wert wieder gelöscht werden. Bei Bedarf kann eine
externe Hydraulik-Versorgung AUX HYDR POWER für die Hydrauliksysteme
des Turms eingeschaltet werden, falls das Haupttriebwerk
nicht in Betrieb ist, eine grüne Leuchte zeigt die Funktion
an. Mit den Tastern GRENADES können bei gleichzeitigem Betätigen
des READY/SAFE-Schalters die Nebelwurfkörper, 2 mal
jeweils 3 links und rechts, ausgelöst werden. Mit PANEL LIGHTS
können die Kontrollleuchten überprüft und mit dem Potentiometer
darunter gedimmt werden. Die rote Leuchte ENGINE FIRE zeigt
einen Brand im Triebwerksraum an. Die gelbe Leuchte CKT BKR
OPEN zeigt an, dass einer der Sicherheitsschalter im Turm auf
OFF geschaltet ist. Die rote Leuchte FIRE CONTROL MALF leuchtet
bei Fehlfunktionen der Feuerleitanlage auf. Schließlich leuchtet
die gelbe Signallampe LOW BATT CHG auf, wenn die Bordspannung
ihren Mindestwert unterschreitet. Beim moderniserten Kampfpanzern
M1A1 wurde das Bedienpult mit weiteren Schaltern und Anzeigen für
die Bedienung der NBC-Schutzanlage versehen, deren Beschreibung
aber die Thematik sprengen würde.
Im Part II wird der Arbeitsplatz
des Richtschützen und speziell die Funktion der automatischen
Feuerleitanlage beschrieben.
Part
1
Part 2
Vielen Dank an Jan
Willem de Boer aus den Niederlanden
für die Fotos. Weitere Fotos vom M1A1 sind auf der Homepage
von Tanxheaven
veröffentlicht.
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