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T-55AM

 

Die Feuerleitanlage VOLNA der Kampfpanzer T-55AM und T-62M

Quelle: Panzer T-55AM, Ergänzung zur Technischen Beschreibung und Nutzung der Panzers T-55, Moskau, 1987
Feuerleitanlage VOLNA mit Entfernungsmesser KDT-2 des Panzers T-55M,Moskau, 1987

Ende der 70er Jahre begann die Umrüstung der Panzertruppenteile der sowjetischen Westgruppe in Mitteleuropa auf die Kampfpanzer der neuen Generation, auf die T-64 und T-80, während die Südgruppe überwiegend den T-72 erhielt. Die IMG_2854.jpgausgetauschten T-55 und T-62 unterschiedlicher Modifikationen sollten jedoch nicht außer Dienst gestellt, sondern in den sowjetischen Heimatverbänden die teilweise noch aus dem letzten Krieg stammenden Fahrzeuge ersetzen. Dazu war vorgesehen, die T-55 und T-62 durch eine kostengünstige Modernisierung in ihrem Kampfwert soweit zu steigern, dass sie noch etwa 30 Jahre im aktiven Dienst verbleiben konnten. Neben der Verstärkung der Motorleistung, des Laufwerkes und der Panzerung war der Einbau eine zeitgemäßeren Feuerleitausstattung vorgesehen. Die Feuerleitanlage erhielt die Bezeichnung VOLNA und wurde ab 1983 in einer großen Serie in T-55 und T-62 verschiedenster Modifikationen eingebaut. In der CSSR entwickelten einheimische Konstrukteure die Feuerleitanlage KLADIVO, die sich jedoch durch ihren höheren Komplexitätsgrad deutlich vom sowjetischen Muster unterscheidet. In Polen wurde für die T-55 der polnischen Armee die vergleichbare Feuerleitanlage MERIDA entwickelt.

Die Feuerleitanlage VOLNA umfasst folgende Baugruppen: einen Laserentfernungsmesser KDT-2, den ballistischen Rechner BV-55 und das Zielfernrohr TShSM-32PVM für die T-55AM bzw. den Rechner BV-62 und das Zielfernrohr TShSM-41U für die T-62M. Außerdem wurden die Waffenstabilisatoren modifiziert und erhielten die Bezeichnungen ZYKLON-M1 für die T-55 bzw. METEOR-M1 für die T-62. In einige T-55 bzw. T-62 wurde zusätzlich eine Lenkwaffenablage BASTION bzw. SHEKSNA mit dem entsprechenden Zielfernrohr-Richtgerät 1K113 eingebaut.
Die Feuerleitanlage gewährleistet die Messung der Entfernung im Bereich 500 - 4000 m, die unabhängige Stabilisierung der Visierlinie in der vertikalen Ebene wenn die Kanone in der Ladestellung arretiert ist, sowie von Turm und Kanone in der vertikalen und horizontalen Ebene. Der ballistische Rechner ermittelt die automatisch einzustellende Schussentfernung entsprechend der Abweichungen von den schusstafelmäßigen Normalbedingungen sowie die zu manuell berücksichtigende Vorhalte beim Schießen aus der Bewegung auf bewegliche Ziele.

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Bild 1, Unterbringung der
Baugruppen im T-55AM

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Bild 2, Turm T-55AM mit
Laser-Entfernungsmesser KDT-1

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Bild 3, Turm T-55AMV mit
Laser-Entfernungsmesser KDT-2

Die Feuerleitanlage VOLNA umfasst folgende Baugruppen: Das Zielfernrohr TShSM-32PVM für den T-55AM bzw. TShSM-41U für T-62M, den Laser-Entfernungsmesser KDT-1 bzw KDT-2, den ballistischen Rechner BV-55 für T-55AM bzw. BV-62 für T-62M, das Hauptbedienpult und das Anzeigepult für den Entfernungsmesser, die Geber für die Richtgeschwindigkeit zur Ermittlung der Vorhalte und die entsprechenden Elektrik- und Elektronikblöcke. Der Anfang der 70er Jahre entwickelte Laser-Entfernungsmesser KDT-1 wurde Anfang der 80er Jahre weitestgehend durch den verbesserten Laser-Entfernungsmesser KDT-2 ersetzt. Beim KDT-2 wurde insbesondere die aufwändige Prozedur zum Aufladen der Kondensatoren für den Laser durch eine automatisches, rasch erfolgendes Verfahren ersetzt. Außerdem ist die Anzahl der Messungen nicht mehr so stark durch übermäßige Wärmeentwicklung im Laser begrenzt.

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Bild 4, Laser-Entfernungsmesser KDT-2

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Bild 5, Hauptbedienpult, KDT-2

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Bild 6, Anzeigepult, KDT-2

Der Laser-Entfernungsmesser KDT-2 besteht aus dem Laserblock, der in einem gepanzertem Kasten auf der Walzenblende untergebracht ist, aus dem Elektronikblock, dem Hauptbedienpult, dem Anzeigepult und dem Automatikumschaltblock KA-1S. Der Automatikumschaltblock dient zum Einschalten des automatischen Betriebes für den Messbetrieb und zum Umschalten in den manuellen Betrieb beim Justieren des Laser-Entfernungsmessers. Das Hauptbedienpult ist links vom Richtschützen an der Turmwand untergebracht. An diesem Bedienpult werden die Grundeinstellungen für den Betrieb des Lasers vorgenommen. Das sind insbesondere die Auswahl des Messbereichs als Fernzielunterdrückung mit einem Dreistellungs-Schalter, der eine Aus-Position, eine Stellung 1400 m und eine Stellung 2400 m besitzt. Mit einem weiteren Schalter kann eines von drei vorliegenden Mehrfach-Laserechos ausgewählt und an den ballistischen Rechner übergeben werden. Ein Taster zur Selbstkontrolle der Elektronik und der Hauptschalter komplettieren das Bedienpult. Am Anzeigepult werden alle Grundeinstellungen und die gemessene Entfernung angezeigt. Eine rote Leuchtdiode signalisiert die Betriebsbereitschaft des Lasers. Links von der Entfernungsanzeige wird des Stellung des Auswahlschalters für die Laser-Echos angezeigt, links von der Entfernungsangabe der ausgewählte Messbereich.

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Bild 7, ballistischer Rechner BV-55 / BV-62

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Bild 8, Richtgriffe mit Bedientasten für KDT-2 (KDT-1)

Der ballistische Rechner BV-55 ist links des Kommandanten an der Turminnenseite untergebracht. An ihm werden vor Beginn des Schießens mit Hilfe von Potentiometern die Werte für Lufttemperatur, Luftdruck, Rohrverschleiß und Ladungstemperatur eingestellt. Mit einem weiteren Potentiometer kann der Wert für den Seitenwind erfasst werden. Dieser Wert wird vom Rechner allerdings nur beim Schießen aus dem Stand berücksichtigt. Ein automatischer Windmesser ist nicht Bestandteil der Feuerleitanlage. Für den Fall, dass die Entfernung manuell in den Rechner eingegeben werden muss, steht ein Potentiometer für die Auswahl der Tausender und ein Potentiometer für die Hunderter und Zehner zur Verfügung. Im Automatikbetrieb befinden sich diese beiden Potentiometer in der Null-Stellung.

Das Zielfernrohr TShSM-32PV stellt eine Weiterentwicklung des 1974 eingeführten TShS-32PV dar, das auf dem TSh-2B basierte und um eine unabhängige Stabilisierung der Visierlinie ergänzt worden war. Das TShSM-32PV erlaubt die blickfeldstabilisierte Beobachtung und das Anrichten von Zielen während die Kanone vom Waffenstabilisator hydraulisch im Ladewinkel arretiert ist. Wird die Kanone vom Waffenstabilisator stabilisiert, ist das TShSM fest mit der Kanone verbunden und arbeitet in der Betriebsart abhängige Stabilisierung. Außerdem gewährleistet das Zielfernrohr in der Betriebsart AUTOMATIK die automatische Entfernungseinstellung nach den Angaben des ballistischen Rechners und zeigt im unteren Teil des Sichtfelds die manuell zu berücksichtigende Vorhalte beim Schießen aus der Bewegung auf bewegliche Ziele in digitaler Form an. Eins grüne Signalleuchte im rechten Teil des Sichtfeldes zeigt die Feuerbereitschaft des Zielfernrohres an.

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Bild 9, Zielfernohre
TShSM-32PV / TShSM-41U

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Bild 10 Zielfernrohre
TShSM-32PV/ TShSM-41U

Beim Schießen muss der Richtschütze das Ziel mit dem unbeweglichen Laser-Messkreuz im oberen Teil des Sichtfeldes anrichten und den Taster ENTFERNUNG am linken Richtgriff betätigen, worauf sich die Schutzklappe vor dem Entfernungsmesser automatisch öffnet und die Entfernung gemessen wird. Die Entfernung wird in den Rechner übergeben, der entsprechend der Abweichungen von den Normalbedingungen des Schießens den erforderlichen Erhöhungswinkel errechnet und über die Entfernungseinstellautomatik die entsprechende Entfernung auf der Entfernungsskala des Zielfernrohres eindreht. Dabei verändert die zentrale Richtmarke ihre vertikale Position im Zielfernrohr. Der Richtschütze richtet den Hauptstachel, die zentrale Richtmarke auf das Ziel und feuert ab. Wird auf bewegliche Ziele geschossen, verbleibt das Laser-Messkreuz nach dem Messen der Entfernung auf dem Ziel. Der Richtschütze begleitet das Ziel und betätigt dabei am rechten Richtgriff den Taster VORHALTE. Hat der Rechner die der Munitionsart entsprechende Vorhalte errechnet, leuchtet im unteren Teil des Sichtfeldes eine digitale Ziffernfolge auf, die der Vorhalte entspricht. Ein Vorzeichen an der Ziffernfolge verweist darauf, ob die Vorhalte rechts oder links des Hauptstachels auf der Reihe der Nebenrichtmarken auszuwählen ist. Der Richtschütze begleitet das Ziel mit der entsprechenden Nebenrichtmarke ab und feuert ab. Wird von der Stelle geschossen und ist der Seitenwind bekannt und am Rechner eingestellt, berücksichtigt der Rechner neben der Vorhalte ebenfalls den Windeinfluss. Für das Schießen mit dem 7,62 mm Koaxial-Maschinengewehr stellt der Rechner keine Schusslösung bereit, das Schießen erfolgt ausschließlich im manuellen Verfahren nach gemessener oder geschätzter Entfernung.

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Bild 11, Zielfernohre
TShS-32PV / TShS-41U

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Bild 12 Zielfernrohre
TShS-32PV / TShS-41U

Beim Vorgängermodell TShS-32PV wird im Unterschied zum TShSM-32PV im unteren Teil des Sichtfeldes des Zielfernrohrs die gemessene Entfernung digital angezeigt, sowie die Anzahl empfangener Laser-Echos. Eine grüne Signalleuchte im rechten Teil des Sichtfeldes zeigt die Feuerbereitschaft des Zielfernrohres an. Die Hauptfunktionen entsprechen dem TShSM-32PVM. Eine Besonderheit besteht darin, dass das Verfahren zum Ermitteln der Vorhalte beim Schießen auf bewegliche Ziele auf andere Weise abläuft. Der Richtschütze deckt das Ziel mit der zentralen Richtmarke, dem Hauptstachel, ab, betätigt den Taster VORHALTE und wartet 2-3 Sekunden, während das Ziel im Sichtfeld des Zielfernrohres die Nebenrichtmarken passiert. In dem Moment, in dem der Rechner die erforderliche Vorhalte entsprechend der Flugzeit der gewählten Munitionsart ermittelt hat, leuchtet die rote Signalleuchte VORHALTE am rechten Rand des Sichtfeldes des Zielfernrohres auf. Der Richtschütze muss sich diejenige Nebenrichtmarke merken, die das Ziel im Moment des Aufleuchtens passierte und richtet nun das Ziel mit der entgegengesetzten Nebenrichtmarke an.

Mit den Zielfernrohren TShS-32 / TShS-41U konnte 1974 ein ernster Mangel der T-55 und T-62 behoben werden, der darin bestand, dass nach dem Schuss die Stabilisierung von Kanone und der Turm solange ausgeschaltet blieb, bis der Ladeschütze die Stabilisierung erneut freigab. In dieser Zeit konnte das Ziel nicht im Blickfeld gehalten werden und eine Beobachtung des Schusses war nicht möglich. Das Laser-Entfernungsmesser ermöglichte endlich eine exakte Bestimmung der Schussentfernung, die bis dahin nur geschätzt wurde. Im Jahre 1983 war die Einführung der automatischen Feuerleitanlage VOLNA ein bedeutender Schritt, um die riesige Flotte an T-55 und T-62 noch weiter Jahrzehnte im Truppeneinsatz belassen zu können. Die Feuerleitanlage VOLNA ist ein gutes Beispiel für eine kostengünstige und technologisch unkomplizierte Modernisierung älterer Kampfpanzer.

Versionen:

 

Jahr

Feuerleitanlage

Zielfernrohr

Entfernungsmesser

Ballistischer Rechner

Lenkwaffenanlage

T-55M,
T-55AM

1974

-

TShS-32PV

KDT-1

-

-

1983

VOLNA

TShSM-32PV

KDT-2  (KDT-1)

BV-55

9K116 BASTION

T-62M

1974

-

TShS-41U

KDT-1

-

-

1983

VOLNA

TShSM-41U

KDT-2  (KDT-1)

BV-62

9K116-1 SHEKSNA

technische Angaben:

TShSM-32PV / -41U

Vergrößerung

3,5 und 6,9

 

vertikaler Richtbereich Visierlinienstabilisierung

-15 Grad ... +15 Grad

 

Bereich der manuellen Entfernungseinstellung

400 ... 4000 m

 

Zeit bis zum Einstellen des max. Erhöhungswinkels

5 Sekunden

KDT-2

Messbereich

500 ... 4000 m
(400 ... 4000 m KDT-1)

 

Messgenauigkeit
Einstellgenauigkeit

± 10 m
± 20 m

 

Zeit bis zur Betriebsbereitschaft

30 Sekunden
(60 Sekunden KDT-1)

 

Anzahl gleichzeitig gemessener Entfernungen (Echos)

3

 

Messbereiche

ohne Begrenzung, 1400 m , 2400 m

 

Betriebsart

240 Messungen innerhalb 4 Stunden
mit einem Abstand von 6 Sekunden oder
kurzzeitig 3 Sekunden

BV-55

nutzbare Anzahl Munitionsarten

3

 

Bereich automatisch eingestellter Entfernungen

500 ... 3840 m

 

Bereich der manuellen Entfernungseinstellung

0 ... 4000 m

 

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Stefan Kotsch