Die
amerikanische 105 mm Panzerkanone M68
Als in den 50er Jahren der Kampfpanzer M60 als Übergangslösung
für einen zukünftigen neuen Hauptkampfanzer aus dem bisherigen
M48 entwickelt wurde, suchten die Konstrukteure nach einer
leistungsfähigeren Kanone als die 90 mm Kanone des M48. Da
keine entsprechende Kanone aus eigener Produktion zur Verfügung
stand, entschloss man sich die britische 105 mm Kanone L7 zu
übernehmen und, bei einigen Anpassungen und Verbesserungen,
mit der Bezeichnung M68 für die Bewaffnung des Kampfanzers
M60 einzusetzen Als Übergangslösung vorgesehen, wurden von
1960 bis 1980 weit über 11000 Kampfpanzer M60 verschiedenster
Versionen hergestellt. Die letzte Serie lief 1987 vom Band.
Die M68 ist somit eine der weltweit am meisten gebauten Panzerkanonen.
Auch die ersten M1 Abrams wurden mit ihr bewaffnet. Die M68
findet sich ebenfalls im israelischen Merkava und im schweizerischen
Panzer 68 wieder.
Die
M68 besteht aus dem Rohr mit Rauchabsauger, Wärmeschutzhülle
und Bodenstück, dem Fallkeilverschluß, der Öffner- und
Schließeinrichtung, der elektrischen Abfeuerungseinrichtung
und der Rohrrücklaufeinrichtung. Das Gewicht der Kanone mit
Kombinationswiege beträgt 3260 kg. Dabei wiegt die Kombinationswiege
mit der Panzerblende bereits 1410 kg. Das Rohr entspricht dem
Rohr der britischen 105 mm Kanone L7A. Es wird durch ein Steckgewinde
um 45 Grad mit dem Bodenstück verschraubt und kann dadurch auch
unter Gefechtsbedingungen rasch ausgewechselt werden. Die Rohrlebensdauer
wird mit cirka 1000 Standardschüssen EFC angegeben, das sind für diese
Kanone beispielsweise 1000 Schuss mit der Hohlladungsgranate.
Das Rohr besitzt 28 Züge. Eine Bodenstückführungsleiste verhindert
das ungewollte Verdrehen des Bodenstücks beim Schießen. Das
Bodenstück ist eine eigenständige Entwicklung der USA. Es besitzt
einen Fallkeilverschluß mit nach unten öffnendem Keil. Der Fallkeil
enthält ebenfalls die elektrische Abfeuerungseinrichtung, die
sogenannte Zündstiftgruppe. Sie wird in die zentrale Bohrung
im Verschlussblock, in Verlängerung der Rohrseelenachse, eingebaut.
Über eine von rechts eingesetzte Verschlusskeilkontaktgruppe
wird der elektrische Impuls von Außen auf die Zündstiftgruppe
und von da auf die Zündschraube der Patrone übertragen. Um
zu verhindern das sich der Zündstift beim Öffnen und Schließen
des Verschlusses am Patronenrand abgeschert, wird der Zündstift
von der an der Unterseite des Verschlussblockes eingebauten
Rückholergruppe beim Öffnen zurückgezogen und nach dem Schließen
wieder nach vorne gegen den Patronenboden gedrückt.
Die Öffner- und Schließeinrichtung
ist gegenüber dem britischen Original vereinfacht worden. An
der unteren Seite des Verschlusses wurde eine Drehstabfeder
aus 24 Lagen Blattfederstahl angebracht, die über einen
 Winkelhebel
mit Rolle den Fallkeil bewegt. Für das manuelle Öffnen wird
ein senkrechter Öffnerhebel links am Verschluss benutzt. Das
Öffnen ist ohne größeren Kraftaufwand in einem Zug möglich.
Nach dem Abfeuern läuft die Kanone zurück und wird vom Rohrvorholer
wieder in die Ausgangstellung gebracht. Dabei läuft die Öffnerkurbel
an der Öffnerwelle auf die Verschlußsteuerleiste auf, schlägt
an und dreht sich an der Verschlußsteuerleiste ab. Dabei wird
die Öffnerwelle mit dem Winkelhebel verdreht und der Verschlusskeil
bewegt sich nach unten. Am Anschlag wird die Öffnerkurbel von
der Verschlußsteuerleiste freigegeben und bewegt sich in die
Ausgangslage zurück. Der Verschlusskeil wird von der Kraft der
Drehstabfeder in der Öffnerwelle wieder soweit nach oben bewegt
bis er von den Haltekrallen der Auswerferhebel in geöffneter
Stellung festgehalten wird. Beim einführen der nächsten Patrone
drückt der Hülsenrand die Auswerferhebel vom Verschlusskeil
zurück, dieser wird freigegeben und unter der Wirkung der Drehstabfeder
schließt sich der Verschluss. Eine elektromechanische
Ladeschützensicherung verhindert automatisch das nach
dem Schuss, während des Nachladens die Kanone abgefeuert werden
kann. Erst nach dem Laden gibt der Ladeschütze manuell die Abfeuerung
frei. Der Betätigungshebel der Ladeschützensicherung ist im
linken oberen Bild links vom Öffnerhebel zu erkennen. Interessanterweise kann
die Verschlußsteuerleiste vom Ladeschützen so eingestellt werden,
dass bei Temperaturen unter -18 Grad Celsius das Öffnen schneller
bzw. kraftvoller
erfolgen kann. Dazu muss die Verschlußsteuerleiste gewendet
werden. Es stehen die Stellungen "Slow" und "Fast"
zur Verfügung. Beim M60A3A sind zusätzlich drei weiter Zwischenstufen
verfügbar. Dies ist sicherlich auch auf die spezielle Rohrrücklaufeinrichtung
der M68 zurückzuführen.
Anders
als bei den meisten Panzerkanonen ist die komplette Rohrrücklaufeinrichtung
in der Walzenblende integriert, der sogenannten Kombinationswiege M140A1,
die Rohrbremse und den Rohrvorholer in sich vereinigt.
Der am Bodenstück (6) befestigte rücklaufende Kolben (5) läuft
in einem zentralen Zylinder (1). Beim Rücklauf wird
Hydrauliköl aus der hinteren Kammer durch den engen Überströmkanal
zwischen Zylinder und Kolben in die vordere Kammer (9) gedrückt.
Dabei bremst sich der Rücklauf ab. Die Überströmkanal verengt
sich während des Rücklaufes durch den innen konisch gestalteten
Zylinder. Gleichzeitig wird die Spiralfeder (3) des
Rohrvorholers gespannt. Beim Vorlauf unter der Spannung der
Spiralfeder strömt das Hydrauliköl wieder in die hintere Kammer
zurück. Kurz vor Ende des Vorlaufes wird das Rohr der Kanone
zusätzlich abgebremst in dem sich der Überströmkanal durch Einlaufen
in eine Verengung schließt und das Hydrauliköl durch spezielle
Kanäle (8) strömen muss. Dadurch und durch einen Pufferring
(4) wird ein hartes Anschlagen der rücklaufenden
Kanone verhindert. Eine Verbindung (2) zum Ausgleichsbehälter
ermöglicht den temperaturbedingten Volumenausgleich. Dichtungen
(10) verhindern den Austritt von Hydrauliköl aus
der Rohrrücklaufeinrichtung.
Bei niedrigen Temperaturen besitzt diese Rohrrücklaufeinrichtung
nicht genügend Energie um
für die zuverlässige Öffnung des Verschlusses zu sorgen. Durch Umstellen der Verschlußsteuerleiste
können die Hebelverhältnisse an der Öffnerkurbel an diesen Umstand angepasst werden.
Andererseits wird bei steigenden Temperaturen mit höheren Rücklaufgeschwindigkeiten
verhindert, das die Kräfte am Öffnerhebel zu groß werden und
eventuell Schäden an der Öffnereinrichtung eintreten.
Abschließend noch ein Blick auf die M68
im Kampfpanzer M60A3. Links im Bild das Bodenstück vom Kommandantenplatz
aus gesehen. Gut erkennbar die weiße Bodenstückführungsleiste an
der linken Seite des Bodenstücks. Rechts am Bodenstück befindet
sich die Abweisereinrichtung die Kommandant und Richtschütze
vor den rücklaufende Teilen der Kanone schützt. Ein Kasten am
hinteren Ende dient zur Aufnahme von Gewichten für den Gewichtsausgleich
der Kanone. Dies ist für den ordnungsgemäßen Betrieb der Waffenstabilisierung
notwendig. Sichtbar an dem verschraubten Ring hinter dem Bodenstück
ist auch der Übergang vom Bodenstück in die kombinierte Rohrrücklaufeinrichtung
zu erkennen.
Im mittleren Bild ein Blick von der Motortrennwand in den Kampfraum
hinein. Unter dem Bodenstück ist der Verschlusskeil in geöffneter
Stellung zu sehen.
  
In die Aussparung an der Unterseite des
Verschlusskeils greift die Öffnerkurbel ein die den Verschluss
bewegt. Links davon ragt der Öffnerhebel nach oben. Links unter
dem Knick des Öffnerhebels befindet sich die Verschlußsteuerleiste
an der sich die Öffnerkurbel beim Vorlauf der Kanone abrollt
und dabei die Öffnerwelle dreht. Unter dem Bodenstück befinden
sich Baugruppen der Feuerleitanlage. Der weiße Zylinder rechts
unten im Bild ist der Druckspeicher der hydraulischen Richtanlage.
Im rechten Bild ein Blick auf das Bodenstück aus Sicht des Ladeschützen.
Im Zentrum des Verschlusskeils sieht man die Öffnung für die
Aufnahme der Zündstiftgruppe der elektrischen Abfeuerung. Links
im Bild noch einmal die Bodenstückführungsleiste.
Das britische
Original der M68 wird als die 105
mm Kanone L7a1 bezeichnet
und ist in der Version L7A3 die Hauptwaffe des deutschen Kampfpanzers Leopard
1. Die Munition für die M68 (L7A1) ist identisch mit der Munition
für die Kanone L7A.
|