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Add On
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Waffenstabilisator Add On der Firma Cadillac Gage Company Ende
der 30er Jahre
hatten die US-amerikanischen Panzerkonstrukteure bereits eine
hydraulische Turmschwenkeinrichtung für die Panzer M3 Stuart
und M4 Sherman entwickelt, die eine recht beachtliche Richtgeschwindigkeit
von 20 bis 24 Grad je Sekunde erlaubten. Zusätzlich war eine
Stabilisierungsanlage für die Kanone fertiggestellt worden,
die mit Hilfe einer Kreiseleinrichtung die Kanone in der Vertikalen
in einer stabilen Position halten konnte. Die Leistungsfähigkeit
und Zuverlässigkeit überzeugte aber die Panzerbesatzungen nur
wenig, so dass diese Waffenstabilisierung im Kriegsverlauf kaum
genutzt wurde. Während der Produktion
verzichtete man später sogar auf den Einbau. Nach dem Kriegsende
führte man die Entwicklungsarbeiten an Waffenstabilisatoren
weiter, ohne jedoch übermäßige Eile an den Tag zu legen. Waren
doch die maßgeblichen Militärs wenig von der Notwendigkeit einer
Waffenstabilisierung und der Effektivität des Schießens aus
der Bewegung überzeugt. Gefordert war allerdings eine zuverlässige
Richtanlage, die das hydraulische Richten von Turm und Kanone
sowohl durch den Richtschützen, als auch durch den Kommandanten
ermöglichen sollte. Die hydraulische Richtanlage. Zum Richten des Turms in der Seite und der Kanone in der Höhe dient eine elektrohydraulisch betriebene Richtanlage. Sie besteht im Wesentlichen aus einem Pumpenblock mit Ölbehälter und Druckspeicher, den entsprechenden Hydraulikleitungen, dem Turmschwenkwerkmotor, dem Höhenrichtzylinder und den Richtgriffen von Kommandant und Richtschütze sowie weiteren Bauteilen. Der notwendige Arbeitsdruck zum Betrieb der Richtanlage wird ausschließlich vom hydro-pneumatischen Hauptdruckspeicher zur Verfügung gestellt. Der elektrische Pumpenblock wird nur dann automatisch in Betrieb genommen, wenn der geforderte Minimaldruck von 6,5 MPa im Druckspeicher unterschritten wird. Zur Steuerung der Richtung und Geschwindigkeit der Hydraulikölströme beim Richten von Turm und Kanone dient ein Ventilblock oberhalb des Druckspeichers. Mit diesem Ventilblock mechanisch verbunden ist der Richtgriff des Richtschützen, bei dessen Betätigung die entsprechenden Ventile geöffnet oder geschlossen werden. Der Richtgriff des Kommandanten ist mit einem Gestänge direkt mit dem selben Ventilblock am Arbeitsplatz des Richtschützen verbunden. Beim Umschalten in die Betriebsstufe "Richten durch den Kommandanten" wird die mechanische Verbindung zwischen Richtschützenrichtgriff und Ventilblock elektromechanisch getrennt und auf den Kommandantenrichtgriff umgeschaltet. Aus Sicherheitsgründen ist das Richten durch Kommandant bzw. Richtschütze nur dann möglich, wenn die Sicherheitsklinke am jeweiligen Richtgriff gedrückt und so die Steuerung der Richtanlage elektromechanisch freigegeben wird. Ebenso sperrt eine elektromechanische Sicherheitsschaltung die Handkurbel für das manuelle Richten in Höhe bzw. Seite, wenn sich die Richtanlage in der Hauptbetriebsstufe befindet. Bei Ausfall der Stromversorgung kann der
Richtschütze die Kanone mit Hilfe einer manuell angetriebenen
Hydraulikpumpe vertikal richten. Das Richten des Turms erfolgt bei Handbetrieb
mit Hilfe einer Kurbel, die über eine Kardanwelle mit dem Seitenrichtgetriebe
verbunden ist. Dieses Seitenrichtgetriebe bildet mit dem Hydraulikmotor
eine gemeinsame Baugruppe. Insbesondere diese Seitenrichtanlage
ist durch die hohe Trägheitsmasse des Turmes enormen Belastungen
ausgesetzt. Im Verlaufe der Jahre wurden deswegen Hydraulikmotor
und Getriebe mehrmals verstärkt und modifiziert. Ein später
angefügter Hydraulikpuffer soll Druckspitzen beim Anlaufen und
Stoppen des Seitenrichtmotors abfangen um so Überlastungsschäden
zu vermeiden. Eine gesonderte elektromechanisch angesteuerte
Ventileinrichtung überwacht die
Turmstellung und hebt die Kanone automatisch um einige Grad
an, wenn sich das Rohr der Kanone im Hindernisbereich des leicht
erhöhten Wannenhecks befindet. Bild 7 zeigt den Richtgriff des Kommandanten in einem M60A3. Der Richtgriff ist am Gehäuse des Seitenrichtantriebes angebaut und über die beiden Zugstangen mit dem Ventilblock beim Richtschützen verbunden. Beim Leopard 1erfolgt die Verbindung mit dem Ventilblock über zwei Bowdenzüge. Lediglich beim Leopard 1A5 mit der Feuerleitanlage EMES sind die Richtgriffe mit elektrischen Gebern versehen und wirken nicht mehr unmittelbar und mechanisch auf die Steuerventile der Richtanlage. Die Baugruppe des Seitenschwenkwerks mit dem Hydraulikmotor, dem Getriebe und der Rutschkupplung ist im Bild 9 gut erkennbar. Als ein Vorteil dieser Richtanlage wird immer wieder das gute Richtverhalten und die hohe Richtgeschwindigkeit genannt, die gerade beim Schwenken des Turms zur Zielzuweisung ein wichtiges Leistungskriterium ist. Ein gravierender Nachteil der Richtanlage von Cadillac Gage ist dagegen das notwendige große Hydraulikölvolumen in der Anlage. Kommt es zu einem Treffer im Panzer und in der Folge zu einem Leck in der Hydraulikanlage, wird das unter hohem Druck stehende Hydrauliköl durch den Druckspeicher aus der Anlage herausgepresst und im Kampfraum versprüht. Dieses Hydrauliköl-Aerosol ist stark explosionsgefährdet, wie sich im Verlaufe verschiedener Kriege zeigte. Im Leopard 2 wurde deshalb der Druckspeicher aus dem Kampfraum in eine isolierte Kammer im Turmheck verlagert und später die hydraulische Richtanlage generell durch eine elektromechanische Richtanlage ersetzt. Die Waffenstabilisierungsanlage. Im
Gegensatz zu den sowjetischen Konkurrenten, die ihre Waffenstabilisierung
zusammen mit der Richtanlage als eine in sich geschlossene Anlage entwickelten,
ging man bei Cadillac Gage einen anderen Weg. Die hydraulische
Richtanlage schien den Konstrukteuren so erfolgreich zu sein,
dass sie die Stabilisierungsanlage als ein Add On auf die
Richtanlage aufsetzten ohne diese dabei funktionell zu verändern.
Auch die Anordnung der Kreiselgeber für die Stabilisierungsanlage
unterscheidet sich vom sowjetischen Pendant. Cadillac Gage
entschloss sich für die Vertikalstabilisierung einen Geber
als Waffenkreisel an der Kanone und eine zweiten Geber als Turmkreisel
im Turm anzuordnen. Für die Horizontalstabilisierung befindet
sich analog ein Geber als Waffenkreisel an der Kanone und ein
zweiter Kreisel als Wannenkreisel auf dem Wanneboden. Ein weiterer
Unterschied besteht darin, dass die Konstrukteure ausschließlich
integrierende Mikrokreisel mit zwei Freiheitsgraden verwendeten.
Diese Kreisel geben ein Ausgangssignal aus, dass der Winkelgeschwindigkeit
der Auswanderung von Kanone bzw. Turm entspricht. Das für die
Stabilisierung benötigte Signal für die Größe der Winkelabweichung
wird nach Verstärkung aus dem Signal der Winkelgeschwindigkeit
durch Integration ermittelt. Einen der vier Kreiselblöcke zeigt
beispielhaft Bild 11. Im Gehäuse befindet sich der eigentliche
Kreisel und die erforderliche Elektronik, wie Verstärker sowie
Integrator, bzw. Differentiator. Der Kreisel mit zwei Freiheitsgraden
selbst ist als Mikrokreisel ausgeführt und hat einen Durchmesser
von cirka 20 mm. Die wichtigsten Baugruppen und ihre Unterbringung
in einem Kampfpanzer Leopard 1 zeigt Bild 10 Um das Richten des Turms durch den Richtschützen
zu ermöglichen, muss dem horizontalen Stabilisierungsmoment
der Anlage entgegen gewirkt werden. Dazu ist am Seitenschwenkmotor
ein Geber angebaut, der aus einem elektromechanischen
Durchflussmesser besteht. Verdreht der Richtschütze
die Richtgriffe und schwenkt dabei den Turm mit einer bestimmten Richtgeschwindigkeit,
gibt der Durchflussmesser ein elektrisches Signal aus, das proportional
zur Größe der Richtgeschwindigkeit, ist. Alternativ kann auch
ein Differenzgeber eingebaut sein, der die Druckdifferenz beim
Richtvorgang misst. Dieses Signal dämpft
das Signal des Waffenkreisels so stark, dass ein Übersteuern
des entgegenwirkenden Stabilisierungsmomentes der Stabilisierungsanlage möglich
wird. Sind die Richtgriffe wieder in die Nullpositon zurückgeführt
worden,
werden die Signale des Waffenkreisels wieder ungedämpft und
in voller Stärke in die Stabilisierungselektronik eingespeist. Die Waffenstabilisierungsanlage der Firma
Cadillac Gage wurde ab 1970 in den Kampfpanzer M60A1 als Kampfwertsteigerung
eingebaut. Er erhielt die Bezeichnung M60A1 AOS (Add On
Stabilization). Auch eine Reihe von Kampfpanzern M48 und alle
späteren Versionen des M60 erhielten die Add On Stabilisierung.
Die deutschen Panzerkonstrukteure entschlossen sich ebenfalls
den Kampfpanzer Leopard 1A1 mit diesem Stabilisator auszustatten.
Die Praxis zeigte allerdings, dass dieser Waffenstabilisator
beim Schießen aus der Bewegung bestenfalls zufriedenstellende
Leistungsparameter aufwies. Erfahrungen der US-Armee und auch
der Bundeswehr zeigten, dass die Stabilisierung eher dazu genutzt
wurde ein erkanntes Ziel während der Vorwärtsbewegung nicht
aus dem Blickfeld zu verlieren, während das Schießen überwiegend
aus dem kurzen Halt oder von der Stelle erfolgte. Dies entsprach
auch den damals vorherrschenden Ansichten zum Einsatz der Kampfpanzer.
Die befriedigende Stabilisierungsgüte findet ihre Ursachen in
der Gesamtkonzeption der Anlage, mit den Mikrokreiseln geringer
Starrheit und der Beschränkung auf Kreisel mit zwei Freiheitsgraden,
die nur das Signal der Winkelgeschwindigkeit ausgeben konnten.
Der Umstand, dass die Stabilisierungsanlage kein integrierter
Bestandteil der Richtanlage ist und faktisch nur auf diese aufgesetzt
wurde, setzt der Leistungsfähigkeit der Stabilisierungsanlage
ebenfalls Grenzen. Quellen: |
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Copyright: Stefan Kotsch |