[Unten]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

Inhalt:

REA 2004/2006

 

Internationale Ausstellung für Bewaffnung, Militärtechnik und Munition Russian Expo Arms
06. - 10. Juli 2004, Nizhny Tagil, Russland
11. - 14. Juli 2006, Nizhny Tagil, Russland

Seite 1 Seite 2

Tendenzen bei der Modernisierung und Weiterentwicklung von Kampfpanzern, Schützenpanzern und Artilleriesystemen

REA2006_Film-1_Bild_267.jpgREA2006-uvz.jpgDie international sehr beachtete russische Ausstellung fand im Juli 2004 zum vierten mal statt. Wenn auch seit der Ausstellung in 2002 keine spektakulären Neuentwicklungen mehr gezeigt wurden, so gibt diese Ausstellung doch äußerst interessante Einblicke in die gegenwärtige Entwicklung des russischen Panzerbaus. Vorherrschend waren vor allem bereits eingeführte Waffensysteme, für die eine breite Palette an Modernisierungpaketen angeboten wurde. Das sind insbesondere die Kampfpanzer T-72M1M und T-90S, sowie Schützenpanzer BMP-3, BMP-2 und Panzerhaubitzen MSTA-S. Großer Wert wird auf die Verbesserung der Feuerleitanlagen, den aktiven und passiven Panzerschutz und auf die Erhöhung der Beweglichkeit gelegt. Die Hersteller erhoffen sich durch die Beteiligung bei der Modernisierung der seit vielen Jahren im Dienst zahlreicher internationaler Streitkräfte stehenden sowjetisch/russischen Fahrzeuge eine deutliche Verbesserung der Auftragslage.
Dieser Trend setzte sich in der fünften Ausstellung im Juli 2006 unverkennbar fort. Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung der gegenwärtigen Tendenzen im russischen Panzerbau.

Kampfpanzer Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand der Kampfpanzer T-90S, der sich im Wettbewerb gegen den Omsker T-80U durchsetzen konnte. Eine wesentliche Rolle spielten hier offenbar Fragen der Wirtschaftlichkeit und Servicefreundlichkeit, bei denen der T-80U mit seinem Gasturbinenantrieb trotz überragender Fahrleistungen einige Nachteile aufweist.
Der T-90S wurde in den 90er Jahren entwickelt und laufend verbessert. Die Wurzeln seiner Grundkonzeption liegen unverkennbar im T-72, von dem er sich dennoch deutlich unterscheidet.

T-90S-17.jpg

T-90S_008.jpg

T-90S, REA 2004

T-90S, REA 2006

Kernstück der digitalisierten Feuerleitanlage sind das Hauptzielfernrohr 1G46-2, das Wärmebildzielfernrohr ESSA und der Beobachtungs- und Zielfernrohrkomplex des Kommandanten PNK-4S. Der Zusatzindex -2 beim 1G46 weist auf folgende Besonderheit hin. Die Visierlinie des Wärmebildzielfernrohres ESSA wird über die 2-Ebenen-Spiegelkopfstabilisierung, die Regelelektronik und den ballistischen Rechner so mit der Visierlinie des ebenfalls in zwei Ebenen stabilisierten Spiegelkopfes des 1G46 synchronisiert, dass beim Schießen mit dem ESSA alle Schießverfahren wie beim Schießen über das 1G46 zur Verfügung stehen. Das Bild des ESSA wird über je einen Monitor beim Richtschützen und beim Kommandanten dargestellt. Eine automatische Zielverfolgungsanlage kann optional in die Feuerleitanlage des T-90S integriert werden.

T-90S_059-A.jpg

T-90S_061.jpg

Richtschützenplatz T-90S, REA 2006

Kommandantenplatz T-90S, REA 2006

Der Kommandant besitzt die Möglichkeit, mit dem in der Vertikalen unabhängig stabilisierten Sichtgerät TKN-4S, den Richtschützen zu übersteuern und mit der Turmbewaffnung, außer der Rohrrakete, zu schießen. Dabei kann er den Laser-Entfernungsmesser des 1G46 für das Ermitteln der Entfernung nutzen. Die Entfernung wird in diesem Fall am Kommandanten-Monitor für das Wärmebildgerät ESSA angezeigt. Für das doublierende Schießen kann der Kommandant ebenfalls seinen Monitor des Wärmebildzielfernrohrs ESSA nutzen. Die im Jahre 2004 vorgestellte Feuerleitausstattung ist auch für den in 2006 präsentierten T-90S beibehalten worden. Neu ist ein TKN-4RST, das an Stelle des passiven Bildverstärkers im Nachtsichtkanal eine Wärmebildkamera nutzt. Aus Kostengründen wird die russische Armee voraussichtlich nur die T-90S der Zugführer und Kompaniechefs mit dem neuen Gerät ausgestatten.

T-90S-19.jpg

T-90S, REA 2004

T-90S, REA 2004

Der T-90S war bei der REA 2002 noch mit einem Gußturm ausgestattet, der sich in der Gestaltung der mehrschichtigen Frontpanzerung am Turm des T-80U orientiert und dabei einen verbesserten Panzerschutz bietet. Der Panzerungsaufbau des Turms ist voll auf die Kombination mit der reaktiven Panzerung KONTAKT-5 abgestimmt, was ein moderates Turmgewicht bei geringen Abmaßen ermöglicht. Eines der Hauptprobleme, der fehlende Innenraum zur Unterbringung weiterer elektronischer Baugruppen, blieb jedoch bestehen. Deswegen, und auch zur Erhöhung des Panzerschutzes, wird der T-90S zukünftig mit einem aus Stahlsegmenten zusammengeschweißten Turm ausgestattet.

T-90S_029.jpg

T-90S, REA 2006

T-90S, REA 2006

Der neue Turm besteht aus einem monolithischen Block, der die Walzenblende der Kanone aufnimmt, aus einer mehrschichtigen kammerartigen Frontpanzerung und einer anschließenden leichten Panzerung im hinteren Turmbereich, die jedoch ebenfalls schichtartig ausgeführt sein kann. Einer der Vorteile dieser Turmkonzeption ist es, dass bei der Drehung des Turms die sichtbare Projektionsfläche nicht größer wird, wie bei einem Turm mit langer Heckauslage, was den passiven Schutz nicht unerheblich erhöht. Die in das Turmkonzept eingebundene reaktive Zusatzpanzerung wurde unter der neuen Bezeichnung RELIKT weiter verbessert. Konsequenterweise sind in die Verstärkung des Panzerschutzes solche Baugruppen wie die außen angebrachten Zusatztanks und Werkzeugkisten auf den Kettenabdeckungen einbezogen, sowie die Staukästen an der hinteren Turmhalbsphäre. Beim Modell 2006 brachten die Konstrukteure zum Beispiel die Klimaanlage an der linken hinteren Turmpanzerung an, wie im rechten Foto erkennbar.

t-90-sthora.jpg

t-90S-nakidka.jpg

T-90S_023.jpg

T-90S, REA 2004

T-90S, REA 2006

Air Conditioner T-90S, REA 2006

Während der T-90S auf der REA 2004 noch mit dem kompletten opto-elektronischen Störkomplex SHTORA-1 ausgestattet war, fällt beim T-90S des Jahres 2006 auf, dass auf die beiden Infrarotstörstrahler beiderseits der Walzenblende verzichtet wurde. Die Laser-Detektoren auf dem Turm verblieben und ermöglichen im automatischen Betrieb das Schwenken des Turms in Richtung der Laserstrahlquelle mit nachfolgender Auslösung der entsprechenden Rohre der Nebelmittelwurfanlage in Abhängigkeit von Windrichtung und Windstärke. Zur Verringerung der Infrarot-, Wärmebild- und Funkmesssignatur ist der in 2006 gezeigte T-90S mit NAKIDKA-Schutzmatten abgedeckt, die bei geringen Kosten einen sehr hohen Tarneffekt nachweisen konnten.

T-72M1M-04.jpg

T-72M_Mod_002.jpg

T-72M_Mod_035.jpg

T-72M1M, REA 2004

T-72M1M, REA 2006

T-72M1M, REA 2006

Neben dem T-90S fand das Modernisierungsprogramm für den T-72 reges Interesse, ist er doch weltweit im Einsatz und bedarf dringend einer Kampfwertsteigerung. Bereits auf der REA 2004 wurde der T-72M1M vorgestellt. Das präsentierte Modernisierungspaket versteht sich dabei nur als Muster. Der Hersteller URALVAGONZAVOD, der auch den T-90S produziert, bietet den potentiellen Kunden die Zusammenstellung der Modernisierungspakete entsprechend Erfordernis und Möglichkeiten. Kernstück bleibt das neue Hauptzielfernrohr SOSNA-U. Es wird an Stelle der veralteten aktiven Nachtsichtgeräte TPN-1 oder TPN-3 in der Turmdecke links vom Zielfernrohr TPD-K1 eingebaut. Das in zwei Ebenen unabhängig elektronisch stabilisierte SOSNA-U enthält einen Tagkanal, einen  Wärmebildkanal, den Laserentfernungsmesser und die Laserleitstrahlbaugruppe zum Verschuss lasergelenkter Rohrraketen INVAR. Das TPD-K1 verbleibt als Hilfszielfernrohr. Aus Sicht der Ergonomie eine kompromissbehaftete Lösung, da der Richtschütze bei Nutzung des Hauptzielfernrohres SOSNA-U eine unbequeme, nach links gebeugte Sitzhaltung einnehmen muss, während die Hände an den Richtgriffen unterhalb des TPD-K1 verbleiben.

T-72M1M-06.jpg

t-72m1m-mrs.jpg

T-72M1M, REA 2004

T-72M1M, REA 2006

In die Feuerleitanlage des Modells 2006 wurde eine automatischen Zielverfolgungsanlage integriert. Sie wertet die Kontraste des Zieles im Wärmebildkanal aus und gibt über den ballistischen Computer Steuersignale an das Stabilisierungssystem aus. Zur Überprüfung des Rohrverzuges und zur Feldjustierung des Zielfernrohres wurde außen auf die Walzenblende eine optische Sensoreinheit und an die Mündung ein Referenzspiegel aufgebaut. Diese Feldjustieranlage kann permanent die Rohrverbiegung ermitteln und die Differenz in den ballistischen Rechner eingeben, der dann die notwendigen Korrekturen vornimmt. Angeboten wurde auf der REA 2006 zusätzlich eine Satelliten-Navigationsanlage. Auf der linken hinteren Kettenabdeckung ist eine autonome Stromversorgungsanlage mit Gasturbinenantrieb angebaut
Der modernisierte T-72M1M liegt nach der Modernisierung in Feuerkraft und Treffgenauigkeit sowie Beweglichkeit auf dem Niveau des T-90 und moderner westlicher Kampfpanzer.

 

T-72M1M  
Modell 2004

T-72M1M  
Modell 2006

T-90S
 Modell 2004

T-90S
 Modell 2006

Kanone

2A46M-2

2A46M-2

2A46M-2

2A46M-5

Hauptzielfernrohr

SOSNA-U

SOSNA-U

1G46-2

1G46-2

Zweitzielfernrohr

TPD-K1

TPD-K1

ESSA

ESSA

Schießen durch Kommandant

über Monitor zum SOSNA-U

über Monitor zum SOSNA-U

PNK-4S und Monitor zum ESSA

PNK-4S und Monitor zum ESSA

Stabilisierung

 Visierlinie in 2 Ebenen (SOSNA-U)

 Visierlinie in 2 Ebenen (SOSNA-U)

Visierlinie in 2 Ebenen

Visierlinie in 2 Ebenen

Autotracking

-

X

-

-

SHTORA-1

X

X

X

X

ERA

KONTAKT-5

RELIKT

KONTAKT-5

RELIKT

Satellitennavigation

-

X

-

optional

ext. Stromversorgung

-

GTA-18M

-

-

Conditioner

-

-

-

Thermoelektrisch

Panzerkanonen Auf der REA 2004 wurde die 120 mm Glattrohrkanone M-393 gezeigt. Sie ist vorgesehen für die Modernisierung von älteren Kampfpanzern, wie dem T-62 und verschießt NATO-Standardpatronen. Dies soll die Exportchancen auf dem hart umkämpften Rüstungsmarkt erhöhen. Wesentliche Baugruppen, wie Rohrwiege und Bodenstück basieren auf der 125 mm 2A46M. Das gezeigte Modell ist für den Einbau im T-62 bestimmt. Bisher wurde die M-393 noch nicht in Serienfahrzeugen eingebaut. Für die Modernisierung von T-72 ist die Kanone zur 120 mm Kanone M-395 weiterentwickelt worden.

120mmPzK-11.jpg

2A46M-5_023.jpg

120 mm Panzerkanone M-393, REA 2004

125 mm Panzerkanone 2A46M-5, REA 2006

Die Panzerkanone 2A46M-5 die erstmals in 2006 gezeigt wurde, stellt die weitere Entwicklung der bekannten 125 mm Panzerkanone dar. Durch verschiedenen Verbesserungen, wie verbesserte Technologien und Modifizierung der Rohrlagerung, konnte die Leistung gegenüber der 2A46M um 15 - 20% erhöht werden, die Streuung beim Schießen aus der Bewegung verringerte sich um das 1,7 fache.

 

Kaliber

Rohrlänge

Gewicht

Rücklauflänge

2A46M-5

125 mm

6350 mm

2500 kg

max 310 mm

M-393

120 mm

5300 mm

2600 kg

max 700 mm

M-395

120 mm

6000 mm

2400 kg

max 310 mm

Beweglichkeit Zur Verbesserung der Beweglichkeit erhielt der in 2004 gezeigte T-90S einen neuen mehrstofffähigen Motor V-92S2 mit Abgasturboaufladung und einer Leistung von 1000 PS. Der neue Motor basiert auf dem bisherigen V-84 und besitzt einen einstufigen Abgasturbolader ohne Ladeluftkühlung. Die bewährte Pressluftanlassanlage ist weiterhin die primäre und der kombinierte Anlasser-Generator am Zwischengetriebe die sekundäre Anlassmöglichkeit. Das bekannte standardisierte Schaltlenkgetriebe (7V/1R), an jedem Kettenstrang eines, wurde an die höhere Motorleistung angepasst. Ein System für die automatische Schaltung dieses Getriebes kann auf Wunsch nachgerüstet werden. Die Aufhängung des Fahrwerks besitzt wie bisher an den ersten beiden Laufrollen und an den letzten Laufrollen verstärkte Flügelzellenstoßdämpfer.
Auch der T-72M1M erhielt den neuen Motor V-92S2. Entsprechend wurden das Laufwerk und die Seitenwechselgetriebe verstärkt. Dadurch erreicht der T-72M1M gleiche Fahreigenschaften wie der T-90S.

V-96S2-03.jpg

Motoren_022.jpg

Motoren_007.jpg

V-92S2 REA 2004

2V-06-2, REA 2006

2V-12-2, REA 2006

Auf der REA 2006 zeigte das Chelyabinsker Traktorenwerk Motoren aus der Baureihe 2V. Sie gehen auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück, die in den 70er Jahren begann, sich aber bisher nicht voll durchsetzen konnte.
Es handelt sich zum einen um den 6TchN 15/16 (2V-06-2) und den 12TchN 15/16 (2V-12-2). Der 2V-06-2 ist ein abgasturboaufgeladener 6 Zylinder Boxermotor mit maximal 500 PS, der 2V-12-2 ein abgasturboaufgeladener 12 Zylindermotor mit einer X-förmigen Zylinderanordnung und einer Leistung von bis zu 1200 PS. Erst Anfang der 90er Jahre wurde der 2V-06-2 für den BTR-90, den BMD-3 sowie den Luftlandejagdpanzer SPRUT-SD ausgewählt. Die Baureihe zeichnet sich durch Kompaktheit und hohe Leistung bei niedrigem spezifischen Kraftstoffverbrauch aus. Für Zylinder, Kolben und andere Bauteile wurden spezielle Materialien mit gleichartigem thermischen Verhalten eingesetzt, was zu ausgezeichneten Kaltstarteigenschaften führte. Die Motoren bestechen durch hohe Laufruhe bei geringen Vibrationen. Sie verfügen über einen Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung und Ansaugluftvorwärmung beim Kaltstart.
Inwieweit der 2V-12-2 eine Zukunft als Panzermotor besitzt, muss sich erweisen. Es ist aber schon jetzt erkennbar, dass die Baureihe V-92S2 ihre Leistungsgrenze erreicht hat. Der erreichte Entwicklungsstand der Motorenreihe 2V ermöglicht heute schon Leistungen von 1600 PS.

 

2V-06-2

2V-12-2

V-92S2

Leistung

PS

300 ... 500

800 ... 1200

1000

Nenndrehzahl

Upm

1500 ... 2000

1800 ... 2100

2000

Spez. Kraftstoffverbrauch

g/PSh

155

155

156

Gewicht

kg

900 ... 1000

1500

1050

Zylinderzahl

 

6

12

12

Zylinderanordnung

 

Boxer

X-Form

V-Form

Hubraum

Liter

16,96

34,63

38,88

Länge

mm

725

900

1466

Breite

mm

1380

1845

896

Höhe

mm

570

830

902

Seite 1 Seite 2

[Oben]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

 

Stefan Kotsch