
|
Feuerleitanlage
des russischen Kampfpanzers
der nächsten Generation Einige
Informationen und Gedanken zur Entwicklungstendenzen möglicher
russischer Feuerleitanlagen
Quelle: russisches
Patent "Feuerleitanlage für Kampfpanzer"
(KBTM, Omsk)
Das Konstruktionbüro
für Schwermaschinenbau KBTM in Omsk entwickelte seit Ende
der 90er Jahre im Zusammenhang mit den Arbeiten an einem Kampfpanzer
neuer Generation auch eine völlig neue Feuerleitanlage,
wie sie bisher im russischen Panzerbau noch nie verwendet worden
war. Diese Feuerleitanlage zeichnet sich insbesondere durch
einen hohen Integrationsgrad digitaler Computerbaugruppen aus,
die durch Datenverbindungen miteinander vernetzt sind. Neben
neuen kombinierten Zielfernrohren die mit Tagkanal, Wärmebildkanal,
Laser-Entfernungsmesser, Laserleitstrahleinrichtung und Videokanälen
ausgestattet sind, wird auch ein Informations-Management-System
TIUS digital eingebunden. Das TIUS stellt Informationen zur
Fahrzeugnavigation (Trägheits und/oder GPS-Daten) zu Verfügung,
gewährleistet die Datenfernübertragung als Gefechtsfeldführungssystem,
kann die taktische Lage darstellen, sichert die Funkverbindungen
und informiert über die Betriebswerte und den Zustand aller
Baugruppen des Fahrzeuges, einschließlich Waffenstatus,
Antriebsanlage, Munitionsvorrat und anderes mehr. Auf eine
tiefergehende Erleuterung der Funktion moderner automatischer
Feuerleitanlagen wird verzichtet, da sie bereits beispielgebend
für den LEOPARD 2
, T-80B
oder anderen Kampfpanzern beschrieben sind. Das Foto oben zeigt
den "Standardisierten
Panzerturm", der mit dem Kampfpanzer Black Eagle
viele Ähnlichkeiten aufweist und mit der neuen Feuerleitanlage
ausgestattet sein wird.
Hauptbaugruppen
der Anlage sind der zentrale digitale Bordrechner/Feuerleitrechner, der
Waffenstabilisator, die automatische Ladeeinrichtung, die Haupt-
und die Zusatzbewaffnung, zum Beispiel ein 12,7 mm MG auf dem
Turm, die Zielfernrohre, die für Kommandant und Richtschütze
identischen Multifunktionsbedienpulte mit integriertem LCD-Monitor
und die für den Betrieb der Anlage erforderlichen elektrischen
und elektronischen Baugruppen. Die Zielfernrohre umfassen
ein Hauptzielfernrohr für den Richtschützen und ein
Rundblickzielfernrohr für den Kommandanten sowie ein Hilfszielfernrohr
für den Richtschützen. Das Hauptzielfernrohr und das
Rundblickzielfernrohr besitzen eine unabhängige Stabilisierung
der Visierlinie in zwei Ebenen. Beide Optiken enthalten den
normalen optischen Tagsichtkanal, einen Wärmebildkanal,
einen Laser-Entfernungsmesser, sowie das Hauptzielfernrohr optional
zusätzlich
einen Laserleitstrahlkanal zum Verschuss von rohrverschießbaren
Lenkflugkörpern. Über eine Videoübertragungseinrichtung
kann die Bilddarstellung auch an den LCD-Monitoren der Multifunktionsbedienpulte
betrachtet werden. Durch eine im Spiegelkopf der periskopisch
aufgebauten Optiken eingebaute elektronisch/elektrische Visierlinienstabilisierung
bieten sie ein hohe Stabilisierungsgüte bei minimalen Baugrößen.
Die Waffenstabilisierung arbeitet als Waffennachführanlage. Der
Bordrechner/Feuerleitrechner erhält von den stabilisierten
Zielfernrohren die Werte für die Position der Ausblickspiegel
in Seite und Höhe, von entsprechenden Gebern die aktuelle Turmstellung und die Rohrerhöhung,
von den Laser-Entfernungsmessern die Entfernung und von mehrere
Sensoren die ballistischen
und meteorologischen Grundwerte für die Schießbedingungen,
wie Wind, Luft- und Ladungstemperatur, Rohrverschleiß,
Luftdruck. Über einen bidirektionalen digitalen Datenbus sind mit dem Rechner
vernetzt: die beiden Multifunktionsbedienpulte, die Waffenstabilisierungselektronik,
die Steuerung der Zusatzbewaffnung, die automatische Ladeeinrichtung
und das TIUS.
An
den Bedienerplätzen von Kommandant und Richtschütze
ist je ein Multifunktionsbedienpult angeordnet. Die Pulte sind prinzipiell
in zwei Funktionsgruppen gegliedert. Im oberen Teil befinden
sich der LCD-Monitor und die entsprechenden Schaltfelder. Ein
Chip verbindet diesen Teil über den digitalen Datenbus
mit dem Rechner und dem TIUS.
Am Monitor kann neben den bereits oben erwähnten Funktionen
hauptsächlich das Wärmebild der Zielfernrohre oder, optional,
das TV-Bild des Tagkanals angezeigt werden. Es kann mit Hilfe
der Monitore das Feuer aus Haupt- und Zusatzbewaffnung geführt
werden. Dabei sind beide Zielfernrohre mit jedem der beiden
Multifunktionsbedienpulte verbunden. Der Kommandant kann das
Sichtfeld des Richtschützen überwachen und der Richtschütze
kann das Sichtfeld des Kommandnaten auf seinen Monitor aufschalten.
Alle
für das Schießen nötigen Daten werden am Monitor
angezeigt, einschließlich noch verfügbarer Munition,
der ballistischen und meteorologischen Bedingungen und des Zustandes
der einzelnen Baugruppen. Am unteren Teil des Multifunktionsbedienpultes
sind die Richtgriffe angebracht. Ein Chip verbindet diesen Teil
ebenfalls über den digitalen Datenbus mit dem Rechner und
dem TIUS.
Hier befinden sich auch die Waffenwahlschalter, die Taster für
den Laser-Entfernungsmesser und die Auslösung der Ladeeinrichtung,
die Waffenabfeuerung usw.
Funktion und Betriebsarten
der
Feuerleitanlage. Haupt-Automatisch. In der Hauptbetriebsart. führt
der Richtschütze das Feuer über das Hauptzielfernrohr
und
beobachtet das Gefechtsfeld über das Okular des Hauptzielfernrohrs
oder den LCD-Monitor. Durch Umschalten der Kanäle kann er an
seinem
Monitor auch den Videokanal des Rundblickzielfernrohres
des Kommandanten beobachten. Mit seinen Richtgriffen steuert
der Richtschütze den Ausblickspiegel des Hauptzielfernrohres.
Die Signale der Positionsgeber Seite und Höhe des Spiegels
des Hauptzielfernrohres bilden die Grundlage für die Nachführung
und Stabilisierung von Turm und Kanone. Zur Abgabe eines Schusses
ermittelt der Feuerleitrechner die Schusslösung und führt
Kanone und Turm in die erforderliche Position in Bezug zur Visierlinie.
Der Kommandant beobachtet das Gefechtsfeld über das Okular
des Rundblickzielfernrohres oder seinen Monitor, klärt
Ziele auf oder führt das Feuer mit der Zusatzbewaffnung.
Mit seinem Richtgriff steuert er die Position der Visierlinie
des Ausblickkopfes des Rundblickzielfernrohres. Durch Umschalten
der Kanäle kann er seinen Monitor auch auf den Videokanal
des Hauptzielfernrohres umschalten, um die Arbeit des Richtschützen
zu überwachen. Die Fotos zeigen beispielhaft Strichbilder
moderner Mehrkanalzielfernrohre der belarussischen Firma PELENG
die sich bereits in Serienproduktion befinden. Das linke Foto
zeigt das Strichbild des Zielfernrohres SOSNA-U,
das rechte Foto das Strichbild des Zielfernrohres RUBESH-M.
Beide Zielfernrohre werden bereits in Serie gefertigt und eingesetzt.
Vergleichbare Strichbilder werden vermutlich auch in den Zielfernrohren
der beschriebenen Feuerleitanlage Verwendung finden.

Haupt-Halbautomatisch ist die
zweite Betriebsart und für den Notbetrieb vorgesehen, falls
das Hauptzielfernrohr ausgefallen ist. In diesem Fall nutzt
der Richtschütze das Hilfszielfernrohr zur Beobachtung
und Feuerführung. Die Waffenstabilisierung erfolgt jetzt
ausschließlich auf Grundlage der Daten des Kreiselblocks
an der Kanonenwiege. Dies ist durchaus eine Besonderheit, da
notwendigerweise dieser Kreiselblock eine vollständige
Gruppe von Winkelgebern und Winkelgeschwindigkeitsgebern für
Seite und Höhe enthalten muss. Das garantiert im Notbetrieb
die Stabilisierung von Kanone und Turm sowie eine abhängige
Stabilisierung der Visierlinie des mechanisch mit der Kanone
gekoppelten Hilfszielfernrohres in einer ausreichenden Güte,
die das Schießen aus der Bewegung weiterhin zulässt.
Für die Zeit des Ladevorgangs mit in Ladestellung gezurrter
Kanone bleibt allerdings das Sichtfeld des Hilfszielfernrohre
in der Höhe unstabilisiert. Die Funktionalität
des Rundblickzielfernrohres des Kommandanten bleibt in der Betriebsstufe
Haupt-Halbautomatisch des Richtschützen uneingeschränkt,
wie oben bei der Betriebsart Haupt-Automatisch beschrieben.
Doublierung-Automatisch. Der Kommandant kann erforderlichenfalls
die Feuerführung über das Rundblickzielfernohr übernehmen.
In diesem Fall werden Turm und Kanonen auf die Visierlinie des
Rundblickzielfernohr eingeschwenkt und miteinander synchronisiert.
Die Waffenstabilisierung und Waffennachführung erfolgt
jetzt auf Grundlage der Werte der Kreisel im Spiegelkopf des
Rundblickzielfernohres. Der Kommandant beobachtet über
das Okular des Rundblickzielfernohres oder über den Monitor
an seinem Multifunktionspult. Zur Entfernungsmessung nutzt der
Kommandant den Laser-Entfernungsmesser des Rundblickzielfernohres. Der
Richtschütze kann die Feuerführung des Kommandanten
über das Okular des synchron mitlaufenden Hauptzielfernrohres
oder über seinen Monitor beobachten. Die Richtgriffe und
die Steuerung der Ladeeinrichtung beim Richtschützen sind
bis zur Rückgabe der Steuerung vom Kommandanten an den
Richtschützen blockiert. Zielzuweisung. Der Kommandant
kann die Visierlinie des Hauptzielfernrohres auf die Visierlinie
des Rundblickzielfernrohres einschwenken lassen, um erkannte
Vorrangziele unverzüglich an den Richtschützen zu
übergeben. In der Betriebsart Haupt-Automatisch wird dabei
die Visiermarke des Hauptzielfernrohres das angewiesene Ziel
abdecken. Anschließend übergibt der Kommandant die
Führung zurück an den Richtschützen oder er führt
selbst das Feuer, wie unter Doublierung-Automatisch beschrieben. Handbetrieb.
Fällt die Waffenstabilisierung komplett aus, führt
der Richtschütze das Feuer über das Hilfszielfernrohr
und richtet die Hauptbewaffnung unter Nutzung der manuellen
Richtmechanismen.
Das im Jahre 1999 veröffentlichte
Patent von KBTM Omsk verdeutlicht anschaulich die neuen Tendenzen
im russischen Panzerbau. Die zur Realisierung dieser Entwicklung
erforderlichen Baugruppen sind bereits verfügbar und werden
teilweise bereits bei der Produktion neuer oder im Rahmen der
Modernisierung älterer Kampffahrzeuge in Serie hergestellt.
Man darf gespannt sein, wie die Umsetzung im Kampfpanzer neuer
Generation, der im Jahr 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt
werden soll, erfolgen wird.
|