[Unten]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

Inhalt:

T-95 (FCS)

Feuerleitanlage des russischen Kampfpanzers der nächsten Generation
Einige Informationen und Gedanken zur Entwicklungstendenzen möglicher russischer Feuerleitanlagen

Quelle: russisches Patent "Feuerleitanlage für Kampfpanzer" (KBTM, Omsk)

Das Konstruktionbüro für Schwermaschinenbau KBTM in Omsk entwickelte seit Ende der 90er Jahre im Zusammenhang mit den Arbeiten an einem Kampfpanzer neuer Generation auch eine völlig neue Feuerleitanlage, wie sie bisher im russischen Panzerbau noch nie verwendet worden war. Diese Feuerleitanlage zeichnet sich insbesondere durch einen hohen Integrationsgrad digitaler Computerbaugruppen aus, die durch Datenverbindungen miteinander vernetzt sind. Neben neuen kombinierten Zielfernrohren die mit Tagkanal, Wärmebildkanal, Laser-Entfernungsmesser, Laserleitstrahleinrichtung und Videokanälen ausgestattet sind, wird auch ein Informations-Management-System TIUS digital eingebunden. Das TIUS stellt Informationen zur Fahrzeugnavigation (Trägheits und/oder GPS-Daten) zu Verfügung, gewährleistet die Datenfernübertragung als Gefechtsfeldführungssystem, kann die taktische Lage darstellen, sichert die Funkverbindungen und informiert über die Betriebswerte und den Zustand aller Baugruppen des Fahrzeuges, einschließlich Waffenstatus, Antriebsanlage, Munitionsvorrat und anderes mehr.
Auf eine tiefergehende Erleuterung der Funktion moderner automatischer Feuerleitanlagen wird verzichtet, da sie bereits beispielgebend für den LEOPARD 2 , T-80B oder anderen Kampfpanzern beschrieben sind. Das Foto oben zeigt den "Standardisierten Panzerturm", der mit dem Kampfpanzer Black Eagle viele Ähnlichkeiten aufweist und mit der neuen Feuerleitanlage ausgestattet sein wird.

new-fcs-t-95_01.jpgHauptbaugruppen der Anlage sind der zentrale digitale Bordrechner/Feuerleitrechner, der Waffenstabilisator, die automatische Ladeeinrichtung, die Haupt- und die Zusatzbewaffnung, zum Beispiel ein 12,7 mm MG auf dem Turm, die Zielfernrohre, die für Kommandant und Richtschütze identischen Multifunktionsbedienpulte mit integriertem LCD-Monitor und die für den Betrieb der Anlage erforderlichen elektrischen und elektronischen Baugruppen.
Die Zielfernrohre umfassen ein Hauptzielfernrohr für den Richtschützen und ein Rundblickzielfernrohr für den Kommandanten sowie ein Hilfszielfernrohr für den Richtschützen. Das Hauptzielfernrohr und das Rundblickzielfernrohr besitzen eine unabhängige Stabilisierung der Visierlinie in zwei Ebenen. Beide Optiken enthalten den normalen optischen Tagsichtkanal, einen Wärmebildkanal, einen Laser-Entfernungsmesser, sowie das Hauptzielfernrohr optional zusätzlich einen Laserleitstrahlkanal zum Verschuss von rohrverschießbaren Lenkflugkörpern. Über eine Videoübertragungseinrichtung kann die Bilddarstellung auch an den LCD-Monitoren der Multifunktionsbedienpulte betrachtet werden. Durch eine im Spiegelkopf der periskopisch aufgebauten Optiken eingebaute elektronisch/elektrische Visierlinienstabilisierung bieten sie ein hohe Stabilisierungsgüte bei minimalen Baugrößen. Die Waffenstabilisierung arbeitet als Waffennachführanlage.
Der Bordrechner/Feuerleitrechner erhält von den stabilisierten Zielfernrohren die Werte für die Position der Ausblickspiegel in Seite und Höhe, von entsprechenden Gebern die aktuelle Turmstellung und die Rohrerhöhung, von den Laser-Entfernungsmessern die Entfernung und von mehrere Sensoren die ballistischen und meteorologischen Grundwerte für die Schießbedingungen, wie Wind, Luft- und Ladungstemperatur, Rohrverschleiß, Luftdruck. Über einen bidirektionalen digitalen Datenbus sind mit dem Rechner vernetzt: die beiden Multifunktionsbedienpulte, die Waffenstabilisierungselektronik, die Steuerung der Zusatzbewaffnung, die automatische Ladeeinrichtung und das TIUS.
new-fcs-t-95_02.jpgAn den Bedienerplätzen von Kommandant und Richtschütze ist je ein Multifunktionsbedienpult angeordnet. Die Pulte sind prinzipiell in zwei Funktionsgruppen gegliedert. Im oberen Teil befinden sich der LCD-Monitor und die entsprechenden Schaltfelder. Ein Chip verbindet diesen Teil über den digitalen Datenbus mit dem Rechner und dem TIUS. Am Monitor kann neben den bereits oben erwähnten Funktionen hauptsächlich das Wärmebild der Zielfernrohre oder, optional, das TV-Bild des Tagkanals angezeigt werden. Es kann mit Hilfe der Monitore das Feuer aus Haupt- und Zusatzbewaffnung geführt werden. Dabei sind beide Zielfernrohre mit jedem der beiden Multifunktionsbedienpulte verbunden. Der Kommandant kann das Sichtfeld des Richtschützen überwachen und der Richtschütze kann das Sichtfeld des Kommandnaten auf seinen Monitor aufschalten. Alle für das Schießen nötigen Daten werden am Monitor angezeigt, einschließlich noch verfügbarer Munition, der ballistischen und meteorologischen Bedingungen und des Zustandes der einzelnen Baugruppen.
Am unteren Teil des Multifunktionsbedienpultes sind die Richtgriffe angebracht. Ein Chip verbindet diesen Teil ebenfalls über den digitalen Datenbus mit dem Rechner und dem TIUS. Hier befinden sich auch die Waffenwahlschalter, die Taster für den Laser-Entfernungsmesser und die Auslösung der Ladeeinrichtung, die Waffenabfeuerung usw.

Funktion und Betriebsarten der Feuerleitanlage.
Haupt-Automatisch. In der Hauptbetriebsart. führt der Richtschütze das Feuer über das Hauptzielfernrohr und beobachtet das Gefechtsfeld über das Okular des Hauptzielfernrohrs oder den LCD-Monitor. Durch Umschalten der Kanäle kann er an seinem Monitor auch den Videokanal des Rundblickzielfernrohres des Kommandanten beobachten. Mit seinen Richtgriffen steuert der Richtschütze den Ausblickspiegel des Hauptzielfernrohres. Die Signale der Positionsgeber Seite und Höhe des Spiegels des Hauptzielfernrohres bilden die Grundlage für die Nachführung und Stabilisierung von Turm und Kanone. Zur Abgabe eines Schusses ermittelt der Feuerleitrechner die Schusslösung und führt Kanone und Turm in die erforderliche Position in Bezug zur Visierlinie. Der Kommandant beobachtet das Gefechtsfeld über das Okular des Rundblickzielfernrohres oder seinen Monitor, klärt Ziele auf oder führt das Feuer mit der Zusatzbewaffnung. Mit seinem Richtgriff steuert er die Position der Visierlinie des Ausblickkopfes des Rundblickzielfernrohres. Durch Umschalten der Kanäle kann er seinen Monitor auch auf den Videokanal des Hauptzielfernrohres umschalten, um die Arbeit des Richtschützen zu überwachen.
Die Fotos zeigen beispielhaft Strichbilder moderner Mehrkanalzielfernrohre der belarussischen Firma PELENG die sich bereits in Serienproduktion befinden. Das linke Foto zeigt das Strichbild des Zielfernrohres SOSNA-U, das rechte Foto das Strichbild des Zielfernrohres RUBESH-M. Beide Zielfernrohre werden bereits in Serie gefertigt und eingesetzt. Vergleichbare Strichbilder werden vermutlich auch in den Zielfernrohren der beschriebenen Feuerleitanlage Verwendung finden.

SOSNA-U_02.jpg Rubesh_02.jpg

Haupt-Halbautomatisch ist die zweite Betriebsart und für den Notbetrieb vorgesehen, falls das Hauptzielfernrohr ausgefallen ist. In diesem Fall nutzt der Richtschütze das Hilfszielfernrohr zur Beobachtung und Feuerführung. Die Waffenstabilisierung erfolgt jetzt ausschließlich auf Grundlage der Daten des Kreiselblocks an der Kanonenwiege. Dies ist durchaus eine Besonderheit, da notwendigerweise dieser Kreiselblock eine vollständige Gruppe von Winkelgebern und Winkelgeschwindigkeitsgebern für Seite und Höhe enthalten muss. Das garantiert im Notbetrieb die Stabilisierung von Kanone und Turm sowie eine abhängige Stabilisierung der Visierlinie des mechanisch mit der Kanone gekoppelten Hilfszielfernrohres in einer ausreichenden Güte, die das Schießen aus der Bewegung weiterhin zulässt. Für die Zeit des Ladevorgangs mit in Ladestellung gezurrter Kanone bleibt allerdings das Sichtfeld des Hilfszielfernrohre in der Höhe unstabilisiert.
Die Funktionalität des Rundblickzielfernrohres des Kommandanten bleibt in der Betriebsstufe Haupt-Halbautomatisch des Richtschützen uneingeschränkt, wie oben bei der Betriebsart Haupt-Automatisch beschrieben.
Doublierung-Automatisch. Der Kommandant kann erforderlichenfalls die Feuerführung über das Rundblickzielfernohr übernehmen. In diesem Fall werden Turm und Kanonen auf die Visierlinie des Rundblickzielfernohr eingeschwenkt und miteinander synchronisiert. Die Waffenstabilisierung und Waffennachführung erfolgt jetzt auf Grundlage der Werte der Kreisel im Spiegelkopf des Rundblickzielfernohres. Der Kommandant beobachtet über das Okular des Rundblickzielfernohres oder über den Monitor an seinem Multifunktionspult. Zur Entfernungsmessung nutzt der Kommandant den Laser-Entfernungsmesser des Rundblickzielfernohres.
Der Richtschütze kann die Feuerführung des Kommandanten über das Okular des synchron mitlaufenden Hauptzielfernrohres oder über seinen Monitor beobachten. Die Richtgriffe und die Steuerung der Ladeeinrichtung beim Richtschützen sind bis zur Rückgabe der Steuerung vom Kommandanten an den Richtschützen blockiert.
Zielzuweisung. Der Kommandant kann die Visierlinie des Hauptzielfernrohres auf die Visierlinie des Rundblickzielfernrohres einschwenken lassen, um erkannte Vorrangziele unverzüglich an den Richtschützen zu übergeben. In der Betriebsart Haupt-Automatisch wird dabei die Visiermarke des Hauptzielfernrohres das angewiesene Ziel abdecken. Anschließend übergibt der Kommandant die Führung zurück an den Richtschützen oder er führt selbst das Feuer, wie unter Doublierung-Automatisch beschrieben.
Handbetrieb. Fällt die Waffenstabilisierung komplett aus, führt der Richtschütze das Feuer über das Hilfszielfernrohr und richtet die Hauptbewaffnung unter Nutzung der manuellen Richtmechanismen.

Das im Jahre 1999 veröffentlichte Patent von KBTM Omsk verdeutlicht anschaulich die neuen Tendenzen im russischen Panzerbau. Die zur Realisierung dieser Entwicklung erforderlichen Baugruppen sind bereits verfügbar und werden teilweise bereits bei der Produktion neuer oder im Rahmen der Modernisierung älterer Kampffahrzeuge in Serie hergestellt. Man darf gespannt sein, wie die Umsetzung im Kampfpanzer neuer Generation, der im Jahr 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, erfolgen wird.

[Oben]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

 

 Copyright: Stefan Kotsch