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SHTORA-1 Komplex zur
optisch/elektronischen Niederhaltung von Präzisionswaffen TShU-1M
Quelle:
Herstellerinformationen; russisches Patent "Gefechtsfahrzeug
mit Anlage zur Niederhaltung von Lenkwaffen mit Laser-Entfernungsmessung"
Die russische Panzerbauphilosophie setzt auf den geringvolumigen,
symmetrischen
Panzerturm mit gleichbleibend kleiner Silhouette bei Turmdrehung,
was andererseites Kompromisse in der Gestaltung
der Turmfrontpanzerung erfordert. Die Entwickler sehen deshalb vor allem
in der Kombination der klassischen Mehrschichtpanzerung mit
einer zusätzlichen starken Reaktivpanzerung und mit Mitteln
der optisch/elektronischen Niederhaltung eine
Möglichkeit, dem Kampfpanzer das Überleben auf dem Gefechtsfeld
auch in Zukunft zu ermöglichen. Die Entwicklung von Sthora-1,
also "Vorhang", begann bereits Anfang der 90er Jahre.
SHTORA-1 ist ein Gerätekomplex zur Warnung vor Laserstrahlquellen,
zur Störung und Niederhaltung von Lenkwaffen mit Laser- und
infrarotbasierter Flugkörpersteuerung und zum automatischen
Legen von Nebelvorhängen. Die gesamte Anlage ist so konzipiert,
dass sie in allen Arten von Kampffahrzeugen, wie z.B. Kampf-
und Schützenpanzer, eingebaut werden kann. SHTORA-1 erlaubt
die Erkennung der Anvisierung des zu schützenden Fahrzeuges
durch:
- Feuerleitanlagen mit Laser-Entfernungsmesser
- Beleuchtung durch Laser-Zielzuweiser
der Feldartillerie im Verfahren Laser-Homing
- Beleuchtung durch Laser-Zielzuweiser
für lasergesteuerte Panzerabwehrlenkflugkörper
- Anstrahlung durch Laser-Lenkanlagen
lasergesteuerter Panzerabwehrlenkflugkörper,
einschließlich
Systeme der III. Generation
Außerdem können
frontal, in Bezug zur Turmstellung, anfliegende, infrarotbasiert
gesteuerte Lenkflugkörper der II. Generation, z.B. MILAN oder KONKURS, durch leistungsstarke,
modulierte
Infrarotstörstrahler in ihrer Steuerung soweit beeinträchtigt
werden, dass deren Steuerung verloren geht.
Die Erkennung von
Laserstrahlquellen erfolgt im 360 Grad Bereich um das Fahrzeug herum.
Dabei im Bereich von jeweils 45 Grad rechts und links der Kanone
durch Präzisions-Lasersensoren und in den weiteren 90 Grad Sektoren
links, rechts bzw. hinter dem Turm
durch Grob-Lasersensoren. SHTORA-1 ist
in der Lage, reflektierte Laser-Streustrahlung, Mündungsblitze
feuernder Waffen, Sonnenlichtreflektionen, Lichtenergie von
Suchscheinwerfern, stark wärmeabstrahlende Objekte u.a. auf dem Gefechtsfeld
zu erkennen und als ungefährlich auszufiltern. Die Anlage wirkt
zusammen mit der Feuerleitanlage des Kampffahrzeuges, den Turmrichtantrieben,
dem eventuellen Antrieb der Kommandantenkuppel, der Bordsprechanlage,
dem Geschwindigkeitsgeber des Fahrzeuges und der Nebelmittelwurfanlage.
Erkannte Laserstrahlung wird der Fahrzeugbesatzung entsprechend
ihrer Charakteristik optisch und akustisch mitgeteilt. Am Fahrerplatz zeigt eine Leuchtanzeige die optimale Bewegungsrichtung
zum Ausweichen entsprechend der Fahrzeuggeschwindigkeit sowie
Windrichtung und Windstärke an. Die zu verwendenden Nebelmittel
bzw. Aerosole
decken auch den genutzten Spektralbereich der Wärmebildgeräte
und Laser wirksam ab.
Wirkungsweise.
1. Trifft ein Laserstrahl auf einen der beiden
vorderen Präzisions-Lasersensoren und wird vom Steuerblock als
gefährlich identifiziert, erfolgt die Ausgabe eines akustischen
Warnsignals über die Bordsprechanlage und eine optische Richtungsanzeige
an den angeschlossenen Anzeigepulten. Der Rechner bestimmt entsprechend
der Position der Laserstrahlquelle in Bezug zur aktuellen Turmstellung
das oder die abzufeuernden Rohre der Nebelmittelwurfanlage,
berücksichtigt dabei Windstärke und Richtung
und feuert die gewählten Rohre automatisch ab. Für den Fall,
dass bereits die Vorbereitung für einen Schuß mit der eigenen
Kanone ausgelöst wurden, blockiert der Steuerblock das Abfeueren
der Nebelmittelwurfanlage für einen Zeitraum von etwa 12 bis
18 Sekunden (je nach Waffensystem). Der Kommandant kann zur
Verhinderung eines Treffers am eigenen Fahrzeug zusätzliche
Fahrmanöver befehlen oder durch drücken des Tasters Zielzuweisung
den Turm auf die Laserstrahlquelle einschwenken lassen, um eventuell
das angreifende Lenkflugkörpersystem mit den IR-Störstrahlern
zu blenden oder mit der eigenen Bewaffnung zu bekämpfen 2. Trifft ein Laserstrahl einen der Grob-Lasersensoren
und wird vom Steuerblock als gefährlich identifiziert, erfolgt
die Ausgabe eines akustischen Warnsignals über die Bordsprechanlage
und eine grobe optische Richtungsanzeige an den angeschlossenen
Anzeigepulten. Der Kommandant kann zur Verhinderung eines Treffers
am eigenen Fahrzeug Fahrmanöver befehlen oder durch drücken
des Tasters Zielzuweisung den Turm auf die Laserstrahlquelle
einschwenken lassen. Beim Drücken des Tasters Zielzuweisung
schwenkt der Turm auf dem kürzesten Weg in Richtung der Laserstrahlquelle,
bis diese in den Auffassbereichbereich der Präzisions-Lasersensoren einläuft
und daraufhin einer der beiden Präzisions-Lasersensoren die
genaue Position der Laserstrahlquelle in Bezug zur aktuellen
Turmstellung ermitteln kann. Der Steuerblock bestimmt das oder
die abzufeuernden Rohre der Nebelmittelwurfanlage, berücksichtigt
dabei Windstärke und Richtung und feuert die gewählten Rohre
der Nebelmittelwurfanlage automatisch ab.
In der Betriebsart
HALBAUTOMATIK erfolgt lediglich die akustische und optischen
Alarmierung. Die weiteren Handlungen der Besatzung und die Auswahl
der Funktionen des Systems SHTORA-1 erfolgen auf Entschluss
der Besatzung. Die verschossenen Nebelmittelwurfkörper wurden
so entwickelt, dass sie so schnell wirken, dass dem angreifenden
Waffensytem eine Schuss-/Lenkprozedur, einschließlich Messen
der Entfernung, Übergang zur Nutzung des Wärmebildzielfernrohres
usw, so erschwert wird, dass das eigene Fahrzeug nicht bekämpft
werden kann. Die Zeit bis zur vollen Ausbildung der Nebelwand
eines Nebelwurfkörpers, im Abstand zum Fahrzeug von 75 bis 90
m bei etwa 15 m Höhe und 20 m Breite, dauert nicht länger als
2 bis 3 Sekunden und hält bei einem Seitenwind von 3 bis 5 m/s
etwa 30 Sekunden an. 3. Die
Störstrahler, die nach Erfordernis manuell einzuschalten sind,
senden moduliertes infrarotes Licht aus, dass die
Signale der Infrarotlichtquelle im Heck des anfliegenden Lenkflugkörpers
überlagert und somit die exakte Positionsbestimmung im Infrarot-Goniometer
der angreifenden Lenkwaffensteuereinheit verhindert. Dadurch
geht die Lenkwaffensteuerung verloren und der Lenkflugkörper
driftet mit seiner Flugbahn aus der Visierlinie. Neben
der Betriebsart UNTERDRÜCKUNG können die Strahler auch in der
Betriebsart BELEUCHTUNG mit geändertem Abstrahldiagramm als
Zielbeleuchter für die IR-Nachtzielfernrohre eingesetzt werden.
Die Hauptbaugruppen
sind der Steuer- und Rechnerblock, der Windsensor, zwei Infrarot-Störstrahler
mit zugehörigen Frequenzmodulatoren, zwei Präzisions-Lasersensoren mit
engem Auffassbereich und zwei bzw drei Grob-Lasersensoren mit weitem Auffassbereich
sowie die Bedien- und Anzeigeblöcke. Die Lasersensoren können je nach Version einzeln oder paarweise
in einem splittergeschützten Gehäuse untergebracht werden.
 Steuer-
und Rechnerblock
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 Windsensor
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 Lasersensor,
hier ein Präzisions-Sensor
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 IR-Störstrahler
OTShU-1-7
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Das Bedienpult, untergebracht am Platz des Kommandanten, bietet folgende Möglichkeiten:
- das System mit dem Hauptschalter
in Betrieb setzen
- den Automatikbetrieb der Nebelmittelwurfanlage
einschalten
- die Nebelmittelwurfanlage auf
Einzel- oder Gruppenschuss einstellen
- die IR-Störstrahler nach Erfordernis
einzeln zuschalten und dabei zwei Betriebsarten wählen
- einen Selbsttest ablaufen lassen
- Anzeigen des Betriebszustandes
der Anlage
Das Anzeigepult im Turm zeigt im Betrieb
den Einschaltstatus der IR-Störstrahler an, sowie die Anzahl
und Position aller noch geladenen Rohre der Nebelmittelwurfanlage
und signalisiert die Richtung zur Laserlichtquelle. An Ziffernanzeigen
kann das Ergebnis von Systemdiagnosen abgelesen werden.
 Anzeigepulte
für Turm und Fahrer sowie Bedienpult
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 Anzeigepult
Kommandant, Erleuterung
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 Bedienpult,
Erleuterung
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Das Anzeigepult beim Fahrer ist vereinfacht
und liefert Informationen über die Richtung zur Laserlichtquelle
und bietet dem Fahrer Richtungsanweisungen für das Ausweichen
an. Diese Anweisungen erleichtern das optimale Fahren hinter
dem gelegten Nebelvorhang und berücksichtigen Windrichtung und
-stärke.
Die folgenden Fotos veranschaulichen
den Einsatz von SHTORA-1 an verschiedenen Kampffahrzeugen, wie
BMP-3M und T-90S. Das erste Foto zeigt den BMP-3M,
an dessen Turmfront zwei Präzisions-Lasersensoren angebracht sind. Die Schutzgläser der Sensoren sind mit einer
Splitterschutzklappe verschlossen, die vor dem Einsatz manuell zu öffnen
ist. An der linken Turmseite ist einer der beiden IR-Störstrahler
sowie eine Gruppe Startrohre der Nebelmittelwurfsanlage befestigt.
 BMP-3,
Turmfront
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 BMP-3,
Turmheck
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 BMP-3,
Kommandantenplatz
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Das zweite Foto ermöglicht den Blick
auf das Heck des Turms mit dem aufgesteckten Windsensor. Unmittelbar
hinter dem IR-Störstrahler, am linken unteren Bildrand, ist
einer der drei Grob-Lasersensoren angebracht.
Rechts neben ihm ist der Frequenzmodulatorblock für den IR-Störstrahler
erkennbar. Wegend der starken Erwärmung während des Betriebes
sind beide Gehäuse mit Kühlrippen versehen worden. Die Störstrahler
sind in dieser Modifikation unbeweglich angebracht und folgen
der Bewegung der Kanone nicht. Das dritte Foto des BMP-3M zeigt
einen Blick durch die Kommandantenluke auf die Bedien- und Anzeigeblöcke.
Die Anbringung der Baugruppen bei
einem Kampfpanzer, hier der T-90S, zeigen die nächsten Fotos.
Prinzipiell sind die Baugruppen wie beim oben erwähnten Schützenpanzer
angebracht. Der ältere T-90S auf dem mittleren Foto wurde mit
der vollständigen Anlage SHTORA-1 ausgestattet und trägt beiderseits
der Kanone je einen IR-Störstrahler. Die Strahler sind, anders
als beim BMP-3M, beweglich aufgehängt und folgen dadurch in
der Betriebsart BELEUCHTUNG den
vertikalen Richtbewegungen der Kanone. Das rechte Fotos zeigt
detailiert die Aufhängung mit dem am der Rohrwiege angebrachten
Verbindungsgestänge. In der Betriebsart UNTERDRÜCKUNG werden
die Störstrahler von den Bewegungen der Kanone abgekoppelt und
strahlen mit einem vertikalen Öffnungswinkel von 4 Grad
bzw. 20 Grad horizontalem Öffnungswinkel moduliertes IR-Licht
aus.
 T-90S
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 T-90S,
Modell 2004
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 T-90S,
Modell 2004
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Bei den im Jahre 2006 gezeigten Versionen
des T-90S und auch bei den T-72M1M wurde auf den Anbau der IR-Störstrahler
verzichtet. Es handelt sich um eine stark abgespeckte Version
des Systems SHTORA. Schon bei der Lieferung an die indische
Armee hatte bekanntlich das indische Verteidigungsministerium
auf die Option Störstrahler verzichtet. Unverändert vorhanden
sind die 4 Lasersensoren, davon wiederum zwei mit präzisem und
zwei mit grobem Auffassbereich. Das Sensorenpaar mit präzisem Auffassbereich
ist direkt über der Kanonenwiege angebracht, die zwei anderen
Sensorenblöcke rechts und links am Turmheck. Stark vereinfacht
wurde das Bedienpult beim Kommandanten. Es erlaubt die Auswahl
der Betriebsstufen Automatik und Halbautomatik und das Umschalten
der Nebelmittelwurfanlage zwischen Einzel- oder Gruppenschuss.
Vier Leuchtdioden zeigen grob die Richtung zur Laserstrahlquelle
an. Die Grundfunktionalität entspricht aber der weiter oben
beschriebenen. Mit dem runden Drehwähler kann zwischen Halbautomatik
und Automatik umgeschaltet werden. Links neben dem Drehwähler
befindet sich der rote Taster ZIELZUWEISUNG, es folgt der
Hauptschalter und, unter einer Schutzklappe, der Umschalter
Einzel-/Gruppenschuss. Darüber befinden sich ein roter Taster
ABFEUERUNG und links an einem vorstehenden Block ein roter Taster KONTROLLE.
 T-90S,
Modell 2007
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 T-90S,
Modell 2007
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 Bedienpult
Modell 2006
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