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Ladeautomaten
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Vom
T-10 bis zum T-95 - Entwicklung und Perspektiven Das Bestreben den Ladevorgang im Kampfpanzer zu beschleunigen, führte bereits im 2. Weltkrieg zu Überlegungen, eine einfache mechanische Ladehilfe für den deutschen Panzer PANTHER zu entwickeln. Diese Ladeeinrichtung bestand im Wesentlichen aus einer mechanischen Ladeschale mit einem Ansetzer, der seine Energie aus dem Rücklauf der Kanone bezog. Zum Einsatz kam der mit dieser Ladeeinrichtung augestattete Panzer nicht mehr. In Frankreich begann Ende der 40er Jahre die Produktion des leichten Panzers AMX-13, der international erstmalig serienmäßig mit einer mechanischen Ladeeinrichtung ausgestattet war. Diese Ladeeinrichtung umfasste zwei Munitionstrommeln im Turmheck, die manuell angetrieben werden mussten, während der Ansetzer wie beim beschriebenen Modell des PANTHER seine Energie aus dem Rücklauf der Kanone bezog. Die beschossenen Patronenhülsen wurden nach außen aus dem Turm ausgeworfen. In der UdSSR waren in der selben Zeit die Konstruktionsbüros auf dem Weg, den zukünftigen Standardkampfpanzer der sowjetischen Panzertruppe zu entwerfen, der, technologisch aufwändig, zu einer völlig neuen Panzergeneration führen sollte. Ohne Zweifel flossen die deutschen und französischen Erfahrungen in die Überlegungen der sowjetischen Entwickler ein. Mitte der 50er Jahre arbeitete das Entwicklerteam von URALVAGONZAVOD am Projekt Objekt 165, einem Kampfpanzer mit der gezogenen 100 mm Kanone D-54, deren Patronen eine Länge erreichten, die ihre Handhabung im begrenzten Innenraum des Turms deutlich erschwerte. Um dem Ladeschützen die Arbeit zu erleichtern, hatten die Ingenieure eine Hülsenauswurfeinrichtung (Bild 1) entworfen. Die beschossene Patronenhülse wurde durch eine an einem schwenkbaren Rahmen befestigte Fangeinrichtung erfasst und anschließend durch eine Luke im Turmheck ausgeworfen. Im Ergebnis behinderten den Ladeschützen keine auf dem Turmkorbboden liegenden Hülsen und darüber hinaus sank die Belastung der Besatzung durch aus den Hülsen austretende Pulvergase. Diese Hülsenauswurfeinrichtung findet sich später im T-62 wieder, der in den 60er und 70er Jahren in einer großen Anzahl in Serie produziert wurde. Das Konstruktionsbüro im WERK Nr. 9 in Ekaterienburg, einem nahmhaften Kanonenhersteller, entwarf in dieser Zeit verschiedene Modelle von Panzerkanonen der Kaliber 100 bis 122 mm. So auch für einen Prototypen an dem in Charkov gearbeitet wurde, der später in den Prototypen Objekt 430 / T-64 mündete und als künftiger sowjetischer Standardkampfpanzer vorgesehen war. Die gezogene 100 mm Kanone D-46T, die ab 1949 entwickelt wurde, war bereits mit einem elektromechanischen Kettenansetzer ausgestattet. Eine ähnliche Einrichtung (Bild 2) befindet sich auch im schweren Panzer T-10M von 1957. Immer wieder war die zu geringe Feuergeschwindigkeit der 122 mm Kanone bemängelt worden, deren geteilte Munition bisher von Hand zu laden war. Mit der neuen Ansetzereinrichtung konnte die Arbeit des Ladeschützen erheblich vereinfacht und die Feuergeschwindigkeit deutlich erhöht werden. Die Einrichtung besteht aus einer horizontal beweglichen Ladeschale mit einem elektromechanischen Kettenansetzer. Der Ladeschütze hatte nacheinander Geschoss und Treibladungshülse auf die Ladeschale zu legen, sie von Hand seitlich in die Zuführlinie zu schieben und dann den elektromechanischen Kettenansetzer auszulösen. Die
vermutlich erste sowjetische Ladeeinrichtung, die den vollständigen
Ladevorgang mechanisierte, war die Ladeeinrichtung (Bild 3)
für
den Prototyp eines schweren Panzers unter der Bezeichnung Objekt 279
aus dem Jahre 1957. Die Entwickler hatten sich entschlossen,
das Munitionsmagazin der Ladeeinrichtung für die gezogenen
130 mm Kanone im Turmheck unterzubringen. Einen sogenannten
Bandlader im Turmheck (Bild 4) sah man Anfang der 60er Jahre auch für
einen Prototypen eines leichten Panzer auf Basis des Schwimmpanzers PT-67 vor.
Diese Ladeeinrichtung wies bereits alle Merkmale der heutigen
modernen Bandlader auf, wie elektrischer Haupt- und manueller
Notantrieb, Ladeschale, umlaufendes Band mit Munitionskassetten
usw..
Eine überschlagsweise Betrachtung der Treffwahrscheinlichkeit
mit der deutschen 120 mm Kanone des LEOPARD 2 zeigt,
dass bei einer mittleren Schussentfernung von 1500 m das Magazin
nur mit einer relativ geringen Wahrscheinlichkeit getroffen
wird, wenn davon ausgegangen wird, dass die Wanne in jedem Fall
durchschlagen wird (Bilder 8 und 9). Mit zunehmender Schussentfernung (Bilder 10
und 11) steigt
zwar die Wahrscheinlichkeit eines Treffers im Munitionsmagazin
durch Aufweitung des Streukreises,
gleichzeitig sinkt aber auch die Durchschlagsleistung der APFSDS-Geschosse.
Moderne Geschosse weisen eine erheblich geringerer
Streuung als das Referenzgeschoss DM 23 auf, wodurch bei
Haltepunkt Zielmitte die Wahrscheinlichkeit eines Treffers im
unteren Wannenbereich weiter sinkt. Die Konstrukteure vom Omsker Panzerwerk untersuchten wegen der bekannten Probleme auch alternative Lösungsmöglichkeiten für die Unterbringung der Ladeeinrichtung. In einem Patent aus dem Jahre 2001 werden Varianten vorgeschlagen, die bereits vorhandene Ladeeinrichtung mit einem zusätzlichen Bandlader im Turmheck zu kombinieren. Ein solcher Bandlader kann an die vorhandenen Türme ohne erhebliche Veränderungen am Gesamtkonzept angefügt werden. In der Variante 1 (Bild 16) werden ausschließlich die teilverbrennenden Treibladungen in ein Bandmagazin ausgelagert. Die Geschosse verbleiben im modifizierten, sehr flachen Magazin am Boden der Wanne. Beim Auslösen des Ladevorgangs wird die Kassette mit dem Geschoss durch die Hubeinrichtung bis zur Zuführlinie angehoben, worauf sich das Schott zum Bandlader öffnet und der Kettenansetzer die Treibladung in einem Zug mit dem Geschoss in den Ladungsraum einführt. Vorteilhaft ist ohne Zweifel, dass die hochgefährdeten Treibladungen vom Kampfraum isoliert werden und sich der Zeitaufwand für den Ladezyklus deutlich verringert. Dennoch befinden sich immer noch APFSDS-Geschosse mit Zusatztreibladung im Kampfraum, wenn auch ihre Gefährdung durch Treffer erheblich gesunken ist. In der Variante 2 (Bild 17) wird vorgeschlagen, einen Bandlader am Turmheck zusätzlich zum bisherigen Magazin am Wannenboden anzubringen. Hier muss die Steuerung der beiden Ladeeinrichtungen faktisch zwei unterschiedliche Steuerprogramme ermöglichen, je eines für jede der beiden voneinander unabhängigen Ladeeinrichtungen. Es mag vorteilhaft sein, dass bei Ausfall einer der beiden Ladeeinrichtungen eine vollständig redundante Einrichtung verfügbar ist. Der Bandlader im Turmheck kann darüber hinaus die Munition aufnehmen, die bisher mehr oder weniger offen im Kampfraum untergebracht werden musste. Allerdings führt diese Variante zu einer erheblichen Vergrößerung der Ausmaße des Turms und erhöht die Anforderungen an den Antrieb des Horizontalstabilisators wegen der Zunahme der Kräfteasymmetrie bei zunehmender Leerung des Bandladers. Für ihr Projekt Kampfpanzer BLACK EAGLE entwickelte das Konstruktionsbüro KBTM in Omsk ein Ladeeinrichtung, die ausschließlich auf einen Bandlader am Turmheck setzt (Bild 18). Das Besondere an dieser Ladeeinrichtung besteht darin, dass sich die gesamte Ladeeinrichtung zusammen mit der Munition in einem abgeschlossenen, abnehmbaren Gehäuse befindet, das am Turmheck eingehängt wird und das ohne Aufwand gewechselt werden kann. Durch eine entsprechende Logistikkette werden den Kampfpanzern somit die Ersatzmagazine bis ins Gefecht zugeführt, wo sie an Ort und Stelle bei minimalem Zeitaufwand durch ein geschütztes Transport-Ladefahrzeug gewechselt werden können. Geschoss und Treibladung liegen in den Kassetten des Bandladers hintereinander und werden durch ein Panzerschott hindurch in einem Zug in den Ladungsraum zugeführt. Jede Gefährdung der Besatzung wird damit auf eine Minimalmaß reduziert. Die Ladeeinrichtung erlaubt auch die Verwendung patronierter Munition füe eine Kanone anderer Kaliber. Allerdings erscheint der finanzielle und logistische Aufwand bei Beschaffung eines solch komplexen Systems erheblich, ist doch jeder einzelne dieser Transport-Lade-Container mit einem vollständigen Bandmagazin und den dazugehörigen elektrischen und elektronischen Baugruppen ausgestattet. Darüber hinaus sollte die Anzahl der zu beschaffenden Transport-Lade-Container größer sein als die entsprechende Anzahl Kampfpanzer. Letztendlich ist zum Schließen der Logistikkette auch noch die notwendige Anzahl geschützter Transport-Lade-Fahrzeuge zu beschaffen. Ein zweites Problem bei den sowjetischen automatischen Ladeeinrichtungen der Bauserien T-64, T-80 und T-72 findet seine Ursache darin, dass die Länge der verwendbaren APFSDS-Geschosse durch die konstruktiven Besonderheiten des Munitionsmagazin limitiert wird. Beim T-72 verhindert der Durchmesser der Nabenbaugruppe des Magazins die Unterbringung von längeren Geschossen in den Munitionskassetten. Zusätzlich können längere Geschosse von der bisherigen Kassettenhubeinrichtung im T-72 nicht auf die Zuführlinie angehoben werden, da sich die Spitze des verlängerten Geschosses bereits unterhalb des Bodenstücks befindet und beim Anheben der Kassette mit diesem kollidieren würde. Durch das Entwicklerteam von URALVAGONZAVOD konnten für den T-90 die Probleme auf vergleichsweise unkomplizierte Weise gelöst werden. Die Nabenbaugruppe des Munitionsmagazins wurde deutlich verkleinert. Die konstruktiv damit in Zusammenhang stehende bisherige elektromechanische Einrichtung für die Speicherung der Kassettenbelegung wurde durch eine erheblich kleinere, digital arbeitende Speichereinrichtung ersetzt. Weiterhin wurde die Führung der beiden Gliederketten der Kassettenhubeinrichtung verändert (Bild 19). Im Ergebnis der Modifizierung wird die Kassette während des Anhebens im Bereich des Bodenstücks kurzzeitig horizontal soweit nach hinten versetzt, dass die Spitze des Geschosses am Bodenstück vorbei geführt werden kann. Die neue Kassettenführung erlaubt nun die Verwendung von APFSDS-Geschossen mit einer Länge von bis zu 780 mm. Bei der Ladeeinrichtung des T-64 und T-80 ist die maximale Länge der verwendbaren APFSDS-Geschosse durch den angewinkelten Hubarm begrenzt. Die ursprüngliche Version des Hubarms behindert in ihrer Position im Falle der Unterbringung verlängerter Geschosse die Drehfreiheit des Magazins. Durch eine Veränderung des Hubarms und Anbringung eines horizontalen Durchgangs (Bild 20) können nun auch Geschosse mit einer maximalen Länge von 700 mm verwendet werden. Zusätzlich kann am Hubarm in optimaler Position die Programmiereinheit für das System AINET angebracht werden. Befindet sich eine Splitter-Spreng-Granate OF-26 in der Ladeposition über dem Hubarm, ragt der elektronische Zünder der Granate in den Wirkbereich der induktiv-elektronischen Programmiereinheit. Dadurch kann der tempierbare Zünder entsprechend der Schussentfernung mit dem gewünschten Detonationszeitpunkt programmiert werden. Im
Jahre 2007 liess sich das Konstruktionsbüro für Transportmaschinenbau
in Nizhniy Tagil eine automatische Ladeeinrichtung patentieren,
die im Prinzip auf den Erfahrungen mit der Ladeeinrichtung des
T-72 aufbaut. Wie bisher ist die Munition in einem ringförmigen
Magazin unterhalb des Turmdrehkranzes in separat eingehängten
Kassetten untergebracht. Bei einer anzunehmenden Kanone des
Kalibers 125 mm und bei Weiterverwendung der bekannten
Treibladungen für diese Kanone, kann ein Fassungsvermögen
von mindestens 22, wahrscheinlich sogar von 28 Schuss angenommen werden.
Um eine Längenbegrenzung
bei APFSDS-Geschosssen und perspektivischen Lenkflugkörpern
auszuschließen, wurden die Kassetten nun in vertikaler
Lage aufgestellt
(Bild 21).
Ein im Turmheck vor dem Kettenansetzer untergebrachter zweiteiliger
Schwenkarm hebt im Verlaufe des Ladevorganges die Kassette mit
der ausgewählten Munitionsart aus der Arretierung im Kassettentragring
heraus. Während des Anhebens (Bild 22) winkelt das untere Segment
des Hubarms gleichlaufend mit dem Hochschwenken des oberen Hubarmsegments
so ein, dass sich die Längsachse der Geschosskassette auf Höhe
der Zuführlinie synchron zur Rohrseelenachse
befindet (Bild 23). Nachdem der Kettenansetzer das Geschoss zugeführt
hat, schwenkt die Kassette eine Position nach oben, so dass
die Treibladung in den Ladungsraum zugeführt werden kann.
Mit dem Schließen des Verschlusskeils wird die Kassette
in umgekehrter Reihenfolge wieder im Kassettentragring des Magazins abgesetzt. Literaturverzeichnis Bildquellen
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Copyright: Stefan Kotsch |