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Das
Infrarot-Nachtsichtzielfernrohr TPN-3 KRISTALL
Das
nach dem Krieg entwickelte Nachtzielfernrohr
TPN-1 wurde seit den 50er Jahren in großen Stückzahlen
produziert und in nahezu jeden Kampfpanzer der T-Reihe eingebaut.
Noch in den späten 80er Jahren waren die in Lizenz produzierten
T-72 mit diesem technologisch veralteten Gerät ausgestattet.
Die Hauptmängel des TPN-1 bestanden im aktiven Betriebsverfahren
und der begrenzten Beobachtungsreichweite. Mitte der 70er Jahre
wurde deshalb ein neues Nachtzielfernrohr fertig gestellt und
größtenteils zur Verwendung in neu produzierten Kampfpanzern
T-64, T-72 und T-80 bestimmt. Die Produktionszahlen erreichten
aber niemals das TPN-1. Offenbar wurde das neue TPN-3 auch nicht
für den Export freigegeben.
Das TPN-3 ist mit einer
wesentlich empfindlicheren Infrarotbildwandlerbaugruppe ausgestattet
als sein Vorgänger. Sie besteht, kaskadenartig
aufgebaut, aus einem Infraotbildwandler und einem elektronenoptischen
Verstärker. Dies machte es möglich, das neue TPN-3 auch in der
passiven Betriebsart einzusetzen. Dennoch war die Leistung des
TPN in der passiven Betriebsart mit maximal 850 m Sichtweite noch
immer sehr bescheiden. Mit Unterstützung durch den modernisierten
Infrarot-Scheinwerfer L4A, der eine leuchtstärkere Lampe erhalten
hatte, stieg die Sichtweite im aktiven Betrieb auf etwa 1200
m. Als es möglich war Mikrokanalbildwandler der II. Generation herzustellen,
wurde das TPN-3 modernisiert. Die Sichtweiten von über 1000 m
im passiven Betrieb waren ein enormer Sprung nach vorn. Allerdings
hatte sich international das Wärmebildgerät bereits fest etabliert.
Varianten des
TPN-3
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TPN-3
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TPN-3K
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TPN-3KS
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Zielerkennungsreichweite
bei 0,003 LUX , mindestens
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Passiv
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500-850 m
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1100 m
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1200 m
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Aktiv
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1200 m
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1200 m
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1200 m
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Bildwandler
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Generation I
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Generation II+
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Generation III
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Richtbereich Vertikal
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-5 ... +14°
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Vergrößerung
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5,5
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Sichtfeld
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7°
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Visierreichweiten (125 mm 2A46)
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APFSDS
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-2200 m
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HEAT
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-1600 m
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HE-FRAG
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-1600 m
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7,62 mm PKT
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-800 m
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Das TPN-3 ist konstruktiv
so aufgebaut, dass es ohne wesentliche Änderungen an Stelle des
TPN-1 in die Turmöffnung eingesetzt werden kann. Die vertikale
Stabilisierung des Ausblickspiegels erfolgt, wie vorher üblich,
über ein Parallelogrammgestänge. Dieses Gestänge überträgt die
vertikalen Stabilisierungsbewegungen der Kanone direkt (T-55,
T-62)
oder über den Zielfernrohr-Entfernungsmesser (ab T-64) an die
Spiegelbaugruppe. Ein Schießen aus der Bewegung war somit ohne
weiteres möglich. Auf die Einbindung eines Entfernungsmessers
verzichteten die Entwickler bewusst. Zum Beispiel lag beim Schießen
mit dem 125 mm Geschoss
BM-12
innerhalb der maximalen Sichtweite des TPN-3 der höchste Punkt
der Flugbahn höchstens 50 cm über der Mündungswaagerechten. Um die Treffgenauigkeit
zu erhöhen und Nutzung des TPN-3 zu vereinfachen, wurden drei
verschiedene, umschaltbare Entfernungsskalen installiert. Jede
der drei Skalen umfasste die Entfernungsskala für das 7,62 mm
Maschinengewehr PKT und eine Skala für jeweils eine der drei
Munitionsarten. Das linke Bild zeigt sehr gut den Grundaufbau
des TPN-3. Oben befindet sich der stabilisierte Spiegelkopf,
der als separate Baugruppe unter feldmäßigen Bedingungen durch
die Besatzung gewechselt werden kann. Ein Reserve-Spiegelkopf
befindet sich strukturmäßig im Ersatzteilsatz des Kampfpanzers.
Unterhalb des Spiegelkopfes folgt die Bildwandlerbaugruppe mit
der Okularbaugruppe. An der linke Seite, im Bild oben gut zu
erkennen, befinden sich am unteren Ende einer vertikalen Wellenführung
zwei Einstellräder. Mit dem oberen Einstellrad wird die gewünschte
Strichplatte eingerastet und mit dem unteren Rad stellt der
Richtschütze die geschätzte Entfernung ein.
Dieses
Bild zeigt die Bedienelemente. Ganz oben befinden sich links
neben der Trockenpatrone die Vierkante der Justiereinrichtung.
Der passende Justierschlüssel ist rechts der Trockenpatrone
angebracht. Rechts der Trockenpatrone befindet sich auch der
Einstellgriff der Irisblende, die den Bildwandler vor Überstrahlung
schützt. Über diesem Drehgriff befindet sich, am oberen Bildrand,
der Kippschalter der Lichtschutzeinrichtung, die bei plötzlich
auftretendem grellem Licht automatisch eine Blende vor dem Bildwandler
schließt. Das linke Hinweisschild an der Frontplatte weist darauf
hin, das es verboten ist, die automatische Lichtschutzeinrichtung
auszuschalten. Nur bei Ausfall der Elektronik darf der Schalter
zum Ausschalten der Lichtschutzeinrichtung benutzt werden. An
der rechten Geräteseite ragt der Schwenkhebel nach hinten unten
heraus. An ihm wird das Parallelogrammgestänge befestigt, mit
dem der Spiegelkopf an die vertikalen Bewegungen der Kanone
gekoppelt wird. Ein Stirnschutz ist oberhalb des Okulars angebracht.
An der rechten Seite, unterhalb des Schwenkhebels, befindet
sich der Drehgriff der Vorhangblende. Der Drehgriff befindet
sich in unterer, geschlossener Position. Die Vorhangblende
soll zusätzlich das Auge des Richtschützen vor Überblendung
schützen. Ein Hinweis warnt davor, das Zielfernrohr gegen grelles
Licht zu richten oder am Tage ohne Lochblende am Objektiv einzuschalten.
Auf dem ganz unten angebrachten Bedienfeld sind zwei Kippschalter
zum Einschalten der Spiegelkopfheizung und der Okularheizung
und die zwei entsprechenden gelben Anzeigeleuchten untergebracht.
Rechts daneben befinden sich, in vertikaler Anordnung, die rote
Anzeigeleuchte für die aktive Betriebsart und die grüne Anzeigeleuchte
für die passive Betriebsart. Rechts dieser Anzeigeleuchten befindet
sich der Griffknopf des Potentiometers für die Regelung der
Helligkeit der eingeleuchteten Strichplatte im Sichtfeld des
Zielfernrohres. Nicht sichtbar an der Unterseite des TPN-3 angebracht
ist der mechanische Umstellhebel für die Auswahl der Betriebsarten
Aktiv oder Passiv. Der Hauptschalter befindet sich am Stromversorgungsbloch,
der hier nicht dargestellt ist.
Das
letzte Bild zeigt das Sichtfeld des TPN-3. Im Zentrum befindet
sich die Hauptrichtmarke, der so genannte Hauptstachel. Je zwei
Nebenrichtmarken sollen die Feuerkorrektur und das Schießen auf
bewegliche Ziele erleichten. An der rechten Seite befindet sich
die Entfernungsskala für das 7,62 mm Maschinengewehr PKT. An der
linke Seite erscheint die Skala der jeweils ausgewählten Munitionsart,
im Moment eingestellt ist BR, also "Panzerbrechend,
Unterkaliber". Zwei waagerechte Striche neben den
Skalen dienen der Entfernungseinstellung. Beim Verdrehen der
Entfernungstriebschraube bewegen sich die Einstellstriche mit
dem Stachelsystem gemeinsam nach oben bzw. unten. Durch anschließendes
vertikales Richten des Hauptstachels auf das Ziel erhält die
Kanone den erforderlichen Erhöhungswinkel. Auf Grund der
begrenzten Sichtweite und der hohen Rasanz der Flugbahn wurde die Anbindung an eine automatische Feuerleitanlage, z.B.
bei den Kampfpanzern T-64 oder T-80, nicht für notwendig erachtet.
Das TPN-3 erlangte nie die Bedeutung
des TPN-1. Einem breiten Einsatz standen offensichtlich
die nur geringen Vorteile und die Bedrohung durch die mit
wesentlich effektiveren Wärmebildzielfernrohren ausgerüsteten
modernen westlichen Kampfpanzer entgegen. Es begann eine
fieberhafte Entwicklungsarbeit, um den entstandenen Vorsprung
der Konkurrenz aufzuholen. Seit dem Ende des kalten Krieges
wird eine enge Zusammenarbeit mit französischen Firmen gepflegt, viele neuentwickelte Wärmebildgeräte enthalten beispielweise
französische
Wärmebildmodule der Firma Thales, vormals Thomson CSF.
Die Erfahrungen mit dem TPN-3 flossen in das aktiv/passive
Zielfernrohr-Richtgerät 1K13 ein.
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