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Der
Zielfernrohr- und Beobachtungskomplex PNK-4
Der
Zielfernrohr- und Beobachtungskomplex PNK-4 des Kommandanten
wird in den modernisierten
Kampfpanzern T-64 und T-80 eingesetzt, sowie im Kampfpanzer
T-90. Vereinzelt werden auch Exportversionen des T-72M1 mit
dem PNK-4 angeboten. Eine andere Bezeichnung, der sogenannte
Werksindex, lautet auch T01-K04.
Das PNK
geht aus einer Entwicklung hervor, die mit dem T-64 begann.
Im T-64 wurde, erstmals im sowjetischen Panzerbau, eine elektrisch
angetriebene Kommandantenkuppel
mit unter Panzerschutz bedienbarem 12,7 mm Fla-MG NSWT verwendet.
Allerdings war es dem Kommandanten damit nicht möglich, das
Feuer aus der Kanone zu führen. Dies war ein ernster Mangel
der bisherigen Feuerleitsysteme sowjetischer Kampfpanzer
Der
Zielfernrohr- und Beobachtungskomplex PNK-4 erfüllt die Forderung
nach einem unabhängig stabilisierten Beobachtungsgerät
für den Kommandanten, mit dem das Feuer aus der Kanone und dem
koaxialen Turm-MG sowie dem 12,7 mm NSWT bei Tag und Nacht aus
dem Stand und aus der Bewegung geführt werden kann. Das Sichtfeld
ist in der Vertikalen unabhängig stabilisiert, in der Horizontalen
erfolgt die Stabilisierung über das mechanische Ankoppeln an
den horizontal stabilisierten Turm. Die Zielzuweisung an den
Richtschützen ist wie bei allen Kampfpanzern der
T-Reihe möglich. Der Komplex PNK-4 umfasst das Zielfernrohr
TKN-4 "AGAT", die Richt- und Stabilisierungsanlage
1ETs29-4S, gegebenfalls die zusätzliche Monitorbaugruppe für den Einblick in
das Wärmebildzielfernrohr des Richtschützen sowie die entsprechenden
elektrischen und elektronischen Steuerbaugruppen.
Das Zielfernrohr TKN-4S bildet
die Kernbaugruppe und
befindet sich ,unbeweglich eingebaut, frontal in der traditionellen
drehbaren Kommandantenkuppel. Das vorhergehende obere Bild zeigt den
Einbau in einem T-80UK, bei dem auf die MG-Lafettierung und
auf das Fla-Visier verzichtet wurde. Das linke Bild zeigt das
TKN-4S. Oben am TKN befindet sich der große stabilisierte Spiegelkopf.
Das TKN ist mit einer vertikalen Stabilisierung des Sichtfeldes
ausgestattet. Die horizontale Stabilisierung erfolgt über die
Ankoppelung an die Turmschwenkung. Interessanterweise
wird der Spiegelkopf, wie bei den bekannten Hauptzielfernrohren
auch, über eine mechanische Verbindung durch einen Kreiselblock
stabilisiert. Diese Kreiselbaugruppe befindet sich unten links
am TKN und ist als seitlich links herausragender Block erkennbar. An
der linken Stirnseite des Kreiselblockes befindet sich der mechanische
Entarretierhebel zum Freigeben des Kreiselstabilisierung.
Links vorn am Kreiselblock befindet sich ein starrer Griff mit dem
Daumendruckschalter für die Zielzuweisung an den Richtschützen
und dem vorn befindlichen Druckschalter für die Abfeuerung des
12,7 mm Fla-MG NSWT und beim Schießen mit der Hauptbewaffnung
für die Kanone bzw. das 7,62 mm Turm-MG. Über den beiden
Okularen befindet sich ein Fenster das wie ein Winkelspiegel
einen vertikal stabiliserten 1:1 Blick nach vorn ermöglicht.
Ein horizontal verschiebbarer Stirnschutz gewährleiste den stabilen
Einblick in die Okulare. Mit Hilfe des Griffes kann die Kuppel
bei Stromausfall auch manuell gedreht werden.
Das folgende
Bild unten zeigt einen Blick auf die Seite
des Ausblickkopfes des TKN. Der Spiegelkopf ist bedeutend größer
als bei den bisherigen Kommandantenbeobachtungsgeräten. Über
den Spiegelkopf verlaufen die optischen Kanäle des Tagkanals,
des 1:1 Einblicks und des Nachtkanals. Für den Nachtkanal findet
ein passives Infrarot-Nachtsichtgerät der 3. Generation Verwendung.
Es umfasste eine Mikrokanalverstärkersystem mit einem ausgesprochen
großen Eintrittslinsendurchmesser. Die Eintrittslinse wird oben
durch eine einstellbare Irisblende verschlossen. Mit ihr kann
der Lichteintritt reguliert werden um eine mögliche Überblendung
des Bildwandlers zu vermeiden. Im Bild ist am rechten Rand des
TKN gut der Kreiselblock mit dem gekapselten Verbindungsmechanismus
und dem Verstellmechanismus für den Spiegel erkennbar. Gut sichtbar
ist auch der mechanische Entarretierhebel zum Freigeben des
Kreiselstabilisierung, rechts außen am Kreiselblock mit Position
unten. Am Griff
ist der vordere Druckschalter für die Abfeuerung erkennbar.
Den Rand des Ausblickkopfes säumt eine Gummidichtung für die
hermetischen Abdichtung. Insbesondere wegen dem mechanischen
Stabilisierungssystem ist das TKN äußerst robust. Werksprospekte
garantieren noch die Funktionstüchtigkeit bei einmaliger
Schockbelastung mit Beschleunigungswerten bis zu 500 g
. Die wichtigsten Leistungsdaten des TKN-4S sind in der unteren Tabelle
angegeben:
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1:1 Einblick
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Tag-Zielfernrohr
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Nacht-Zielfernrohr
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Sichtweite
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4000 m
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Sichtweite passiv
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bis zu 1000
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Sichtweite aktiv
|
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bis zu 1000
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Vergrößerung
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1
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8
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5,3
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Sichtfeld
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7°15' X
27°40'
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7°
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7°10'
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Gewicht
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62 Kg
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Das
linke Bild zeigt die Frontplatte des TKN-4S. Rechts neben dem 1:1
Einblick befindet sich die Verstellung der Irisblende des
Nachtkanals. An der rechten Geräteseite befindet sich von oben
der Betriebsartenschalter, der Munitionswahlschalter und die
beiden Vierkantzapfen der Justiereinrichtung für Höhe und Seite.
Mittig unterhalb der Okulare befindet sich der Betriebsartenschalter
für den Nachtkanal. Links daneben befinde sich ein Justierzapfen
für die Einstellung der Lichtfilter und ein Drehschalter für
die Ballistik. Darunter befinden sich zwei Schalter, wobei einer
zum Einschalten der Okularheizung dient und der andere Schalter den
Nachtkanal einschaltet. Links vom linken Okular befindet sich
der Schalter zum Zuschalten der Stabilisierung des Spiegelkopfes
mit den Kontrollleuchten "Stromversorgung ein" und
"Spiegel entarretiert". Mit dem TKN-4S kann der
Kommandant selbständig das Feuer aus der Hauptbewaffnung führen.
Das TKN ist dabei an den ballistischen Rechner gekoppelt. Die
entsprechenden elektronischen Baugruppen gewährleisten die Übereinstimmung
der Visierlinie des Kommandanten mit der Visierlinie des Richtschützen.
Die Entfernung und die entsprechenden Korrekturen gehen automatisch
in die Visiereinstellung ein. Im
Notbetrieb kann der Kommandant das TKN wie ein klassisches Hilfszielfernrohr
benutzen. Im stabilisierten Betrieb kann der Kommandant über
das TKN auch mit dem 12,7 mm NSWT schießen, dabei ist das
NSWT ebenfalls vertikal stabilisiert. Das linke Bild zeigt
das Sichtfeld des TKN. Es ist prinzipiell gleichartig wie beim
Hauptzielfernrohr des Richtschützen aufgebaut. Von links sind
die Entfernungsskalen für Unterkalibergeschosse, Splitter-Sprenggranaten,
Hohlladungsgranaten und das 12,7 mm NSWT aufgetragen. Links
unten befindet sich eine doppelte Entfernungsschätzskala für
2,5 Meter bzw. 2,0 Meter Zielhöhen als Messbasis. Im Zentrum
befindet sich der traditionelle Hauptstachel. Die entsprechenden
Nebenrichtmarken erleichtern das Schießen auf bewegliche
Ziele. Unterhalb des Hauptstachels verlaufen die Entfernungsmarken
für das Schießen mit dem 7,62 mm Turm-MG. Im Unterschied
zum Hauptzielfernrohr fehlen die Marken für die Feldjustieranlage.
Im ebenfalls stabilisierten 1:1 Einblick befindet sich eine
doppelte Richtmarke. Sie besteht aus einem Kreis mit Hilfsmarken
und einem weiteren Kreis der sich relativ hinter dem ersten
Kreis befindet. Dadurch werden Paralaxfehler beim Hindurchblicken
vermieden. Mit der Richtmarke kann notfalls zielsicher geschossen
werden, da sich die Richtmarke mit dem Haupstachel deckt. Dies
erleichtert auch die rasche Zielzuweisung an den Richtschützen.
Für
das Schießen auf Luftziele wird dagegen das Visier PZU-6 benutzt. Es stellt eine eigenständige Baugruppe dar und wird
links neben dem TKN in der Kuppel eingebaut. Im ersten Foto,
ganz oben auf dieser Seite, ist der Ausblick des PZU-6 sehr
gut als kleines rechteckiges Fenster rechts neben der Kommandantenkuppel
erkennbar. Links vom TKN befindet sich der monokulare Einblick
in das Fla-Visier PZU. Das linke Bild zeigt das Sichtfeld
des Fla-Visiers. Der Punkt ganz oben stellt die Nullmarke für
das Schießen auf Bodenziele dar. Es folgen nach unten die waagerechte
Linie als 500 Meter Marke, das erste Kreuz als 1000 Meter
Marke und das zweite Kreuz als 1500 Meter Marke. Die waagerechten
Linien rechts und links sind die Vorhaltemarken für Zielbewegungen
von 20 bzw. 40 Km/h. Die geschwungenen drei langen Linien ganz
unten sind für das Schießen auf Luftziele vorgesehen. Die strahlenförmig
nach unten auslaufenden Linien bilden Hilfsmarkierungen.
Die obere Linie ist für Luftziele mit 52 m/sec Geschwindigkeit
vorgesehen, z.B. Hubschrauber. Die mittlere Linie dient für
das Schießen auf Flugzeuge mit 104 m/sec Geschwindigkeit, z.B.
Propellerflugzeuge. Die untere Linie dient für das Schießen
auf schnelle Luftziele mit 232 m/sec, z.B. Strahlflugzeuge.
Über das System 1ETs29-4S werden
die Kommandantenkuppel und die mit ihr verbundenen Zielfernrohre
gerichtet und stabilisiert. Das System ermöglicht es dem Kommandanten
seinen Zielfernrohrkomplex zu richten, die Hauptbewaffnung und
die zusätzliche Bewaffnung (Turm-MG) sowie die Hilfsbewaffnung
zu führen (Fla-MG). Gleichfalls kann der Kommandant die automatische
Ladeeinrichtung bedienen. Das System ermöglicht die Zielzuweisung
an den Richtschützen auf die Visierline des Kommandantenzielfernrohres
oder eine vom System Shtora angepeilte Laserstrahlquelle. Die
Baugruppen sind das Steuerpult, der Steuerblock für das horizontale
Richten; der Winkelgeber für das horizontale Richten, der Geschwindigkeitsgeber,
ein Elektromagnet, der horizontale und der vertikaler Richtantrieb,
die Geschwindigkeitsgeber, und die Winkelgeber für das vertikale
Richten. Im linken Schema weiter unten sind die Baugruppen einzeln
dargestellt. Das
linke Bild zeigt das Steuerpult, das eine eigenständige Baugruppe
darstellt, die rechts am Block des TKN angebaut wird. Es umfasst
rechts eine starre Griffleiste mit einem daumenbewegten Joystick
für die Richtbewegungen in Höhe und Seite. Links unten befindet
sich der Betriebsartenschalter für die Fla-Lafette des 12,7
mm NSWT. In der Mittelstellung sind die elektrischen Richtantriebe
der Fla-Lafette ausgeschaltet, in der rechten Stellung Automatik
"A" wird die Fla-Lafette in der Vertikalen stabilisiert,
das Feuer mit dem 12,7 mm NSWT auf Bodenziele ist möglich. In
der linken Stellung Halbautomatik "PA" wird die Lafette
nicht stabilisiert, da sie dafür vom Stabilisierungssystem des Spiegekopfes
des TKN abgetrennt werden muss, der ja nur einen begrenzten
Richtbereich nach oben besitzt.. Die Lafette kann dadurch diesem
Fall jedoch über 30° Erhöhung hinaus bis zu 80° nach oben gerichtet
werden. Zum Richten ist in diesem Fall das Fla-Visier PZU-6 zu benutzen. Die weiße
runde Scheibe links im Bild verdeckt den Umstellhebel für die Munitionsauswahl
der automatischen Ladeeinrichtung und den Betriebsartenumschalter
Beobachten bzw. Doublierung des Richtschützen. Beim Beobachten
steuert der Kommandant mit dem Joystick nur die Kuppel und den
Spiegel des TKN. Beim Doublieren wird die Kuppel auf 12 Uhr
arretiert und mit der Visierlinie des Hauptzielfernrohres und
der Waffenstabilisierung synchronisiert. Mit dem Joystick steuert
der Kommandant in dieser Betriebsstufe den Turm und die Kanone
in Höhe und Seite. Der Richtschütze wird vollständig übersteuert.
Oberhalb des Betriebsartenumschalters befindet sich der Drucktaster
zum Auslösen der automatischen Ladeeinrichtung. Der Betriebsartenschalter
umfasst die Stellungen für den doublierenden
Betrieb mit den vorgesehenen Munitionsarten sowie
die Stellung für das Beobachten.
Eine schematische Darstellung
der Baugruppen und ihrer Unterbringung:

Folgende
Betriebsarten
des Systems 1ETs29-4S sind vorgesehen:
- Beobachten:
führen des Zielfernrohres TKN-4S in der vertikalen und
horizontalen Ebene mit stabilisiertem Sichtfeld in der Vertikalen
- Zielzuweisung:
Übergabe der Richtung zum Ziel an den Richtschützen in der
horizontalen Ebene
- Doublierung:
Übernahme der Führung der Hauptbewaffnung durch den
Kommandanten
- Automatik:
Führung des 12,7 mm MG NSWT über das Zielfernrohr TKN-4S (
das MG ist stabilisiert in der vertikalen Ebene) in der Betriebsart
Beobachten
- Halbautomatik:
Führung des 12,7 mm MG NSWT über das Fla-Zielfernrohr
PZU-6 ( das MG ist in der vertikalen Ebene nicht stabilisiert) in
der Betriebsart Beobachten
- Hydropneumatik:
Ausrichten der Kommandantenkuppel per Knopfdruck in der Horizontalen
auf die Ausgangslage 12 Uhr und nachfolgende automatische Reinigung
der Beobachtungsgeräte von Außen mit der
hydropneumatischen Reinigungseinrichtung
- Zielzuweisung-Shtora-Punkt:
automatische Zielzuweisung auf eine Laserstrahlquelle nach Signal
des Systems Shtora
- Zielzuweisung-Shtora-Gruppe:
automatisches Überführen in den Auffassbereich einer
Gruppe von Laser-Sensoren nach Signal des Systems Shtora
- Nebelmittelverschuss:
gewährleisten des Abfeuerns von Nebelwurfkörpern in
Richtung der Visierlinie des Kommandanten nach Signal des Systems
Shtora , wenn der horizontale Richtantrieb eingeschaltet ist
Die
wichtigsten technische
Kenndaten des Systems 1ETs29-4S:
Versorgungsspannung
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27 Volt und 36 Volt
(dreiphasen) mit 400 Hz
|
Nominalleistung
|
Dauerlast bis zu 600
Watt
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Richtgeschwindigkeit
horizontal
|
0,05 bis zu 35°/sec
|
Richtgeschwindigkeit
vertikal
|
Automatik: 0,05° bis
16-24°/sec Halbautom.: bis 35°/sec
|
Fehler der vertikalen
Blickfeldstabilisierung bei Automatik
|
Statischer Fehler: max
0,5 millirad dynamischer Fehler: max. 1,5 millirad
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Koinzidenzbereich der
Schußverblockung des vertikalen Richtens
|
3 ±1
millirad
|
Bereich des Antriebs für
das vertikale Richten
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Neigung:
Erhöhung:
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Genauigkeit der
Zielzuweisung in den Betriebsarten Shtora-Zielzuweisung
und Nebelmittelverschuss
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Nicht mehr als 1°
Abweichung
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Der Komplex PNK-4 verfügt über
ein interessantes Leistungsspektrum und kann durchaus als
hochmodern bezeichnet werden. Die Vorteile der permanenten
Rundumsicht über einen Winkelspiegelring, wie bei der Kommandantenluke
des Leopard 2, kann der PNK-4 nicht bieten. Dies wird aber
ausreichend durch die Drehbarkeit der gesamten Luke kompensiert.
Der große Raumbedarf des PNK-4 resultiert sehr wahrscheinlich
aus den Platzverhältnissen im gegossenen Standardpanzerturm
der sowjetischen Kampfpanzer bis zum T-90. Der Einbau eines
platzsparenden Rundblickperiskops, wie dem PERI-R17
des Leopard 2, ist in diesen Türmen kaum möglich. Der in
Entwicklung stehende neue russische Standardpanzerturm wird
über den erforderlichen Platz verfügen.
Im Nachfolgermodell PNK-5 wurde insbesondere
die
Einbindung in die automatische Feuerleitanlage verbessert, so
das dem Kommandanten alle Leistungsmöglichkeiten wie beim Hauptzielfernrohr
zur Verfügung stehen. Außerdem verfügt das PNK-5 über einen
integrierten Laser-Entfernungsmesser.
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