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Kommandantenkuppeln IV
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Ein
kurzer Streifzug durch die Geschichte der Kommandantenkuppeln
der Kampfpanzer Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Bildquellen und Literatur Teil III - Von 1945 bis in die Gegenwart (2) Die deutsche Panzertruppe führte nach einer Übergangsphase ab 1965 den Kampfpanzer Leopard in den Truppendienst ein, der in direkter Auswertung der Erfahrungen des 2. Weltkrieges von deutschen Entwicklern konstruiert worden war. Insbesondere die Führungsfähigkeit der Panzer war im Weltkrieg ein bedeutender Faktor der zu anerkannt hoher Effizienz der deutschen Panzertruppe geführt hatte. Der Leopard erhielt eine Kommandantenkuppel wie sie bereits in den 30-er Jahren den Panzer II auszeichnete. Die sehr flache Kuppel bietet besten Schutz vor Treffern bei optimalen Sichtbedingungen. Zusätzlich wurde ein Rundblickperiskop TRP-5 in der Turmdecke vor der Luke untergebracht, dessen Vergrößerung im Bereich 6 bis 20 stufenlos veränderbar war. Außerdem war es dem Kommandanten mit dem TRP-5 durch dessen Einbindung in die Waffenrichtanlage möglich von seinem Platz aus das Feuer unabhängig vom Richtschützen zu führen. Diese Fähigkeiten hatte, nebenbei, schon zum Ende des Krieges auch der britische Centurion geboten. Für den Nachtkampf konnte das TRP-5 schließlich gegen ein passives Infrarotzielfernrohr ausgetauscht werden. Beim Leopard 2 findet sich die bewährte Lösung des Vorgängers für die Kommandantenkuppel wieder. Jedoch wurde nun ein wirklich innovatives Rundblickperiskop geschaffen das im internationalen Panzerbau für Jahrzehnte seinesgleichen suchte. Das Sichtfeld des PERI-R17 ist in zwei Ebenen stabilisiert, in die automatische elektronische Feuerleit- und Waffenstabilisierungsanlage integriert und verleiht dem Kommandanten die Fähigkeit bei Tag und Nacht Ziele auch in der Bewegung zu suchen, dem Richtschützen zu übergeben oder selbst aus der Bewegung zu bekämpfen. Eine solche Fülle an Möglichkeite bot für lange Zeit weltweit kein anderer Kampfpanzer. Die unbewegliche Kuppel wurde mit deutlich vergrößerten Winkelspiegeln ähnlich wie beim britischen Chieftain versehen und gewährleistete eine ausgezeichnete Rundumsicht.
Mitte der 90-er Jahre wurde die Modifikation Leopard 2A5
in die Truppe eingeführt, bei der auch die Kommandantenkuppel
bedeutende Verbesserungen erhielt. Das Rundblickperiskop wurde
mit einem eigenen Wärmebildkanal ausgestattet und nun hinter
der Kommandantenkuppel eingebaut. Den vorderen Winkelspiegel
der Kommandantenluke tauschte man gegen einen extrem breiten
Panoramawinkelspiegel, der in Verbindung mit dem Rundblickperiskop
hervorragende Sichtmöglichkeiten bietet. Interessant ist
hierbei, dass der Ausblickkopf dieses Winkelspiegels von hinten
durchsichtig ist und so als Schutzglas für den Kommandanten
beim Blick über den Lukenrand wirkt.
Die Briten, die seit dem Ende des Weltkrieges den Centurion
in großer Serie produzierten, hatten bei dessen Entwicklung
auf die im Krieg gesammelten positiven Erfahrungen mit britischen
Kommandantenkuppeln
zurück gegriffen und so erwies sich die Kommandantenkuppel
des Centurion als die beste Kuppel die damals weltweit jemals
in einen Kampfpanzer eingebaut worden ware. Der Kommandant verfügte
über eine um 360 Grad drehbare Kuppel mit Winkelspiegeln,
einem binokularen vergrößernden Periskop und einem
gesonderten Zielfernrohr mit dem der Kommandant unabhängig
vom Richtschützen gezieltes Feuer mit der Hauptbewaffnung
führen konnte. Einen Gegenrotationsanlage erlaubte es dem
Kommandanten erkannte Ziele durch Einschwenken des Turms mit
der Kommandantenrichtanlage direkt und ohne großen Zeitverzug
in Seite und Höhe an den Richtschützen zu übergegeben.
Ganz folgerichtig zeigte sich die Kommandantenluke des seit dem Jahr 1963 in Serie produzierten Kampfpanzers Chieftain als Weiterentwicklung der Luke des Centurion. Im unbeweglichen Lukenring wurden nun für die damalige Zeit überdurchschnittlich große Winkelspiegel eingebaut die dem Kommandanten vorzügliche Sichtbedingungen boten. Auf den Lukenring ist eine um 360 Grad drehbare Luke aufgesetzt die im vorderen Teil ein vergrößerndes Sichtgerät für den Kommandanten trägt. Das Sichtgerät wird zur Zielaufklärung genutzt und kann wie schon beim Centurion als Zielfernrohr für die unabhängige Feuerführung durch den Kommandanten genutzt werden. Nachts kann im Tausch ein Infrarotzielfernrohr eingesetzt werden. Auch die Gegenrotationsanlage wurde vom Vorgänger übernommen. Die Lösung für das mit der Luke drehbare Kommandantenzielfernrohr ähnelt sehr der sowjetischen Konzeption. Der größere britische Turm erlaubt jedoch einen größeren Lukendurchmesser und somit die Unterbringung mehrerer großflächiger Winkelspiegel im unbeweglichen Lukenring. Geht man davon aus, dass die Mehrzahl der Ziele in der vorderen Halbsphäre der Kommandantenluke liegen wird, ist diese Lösung an Stelle eines Rundblickperiskops durchaus akzeptabel. Für den Nachfolger Challenger wurde die selbe Kommandantenluke übernommen. Für den Nachtkampf wurde nun das Kommandantensichtgerät als kombiniertes Tag/Nacht (Infrarot) Sichtgerät entwickelt. Interessant sind die zwei Scheibenwischer an jedem Winkelspiegel, die durchaus konstruktive Konsequenz und Liebe zum Detail verraten. Dem internationalen Trend folgend entfiel beim Challenger 2 nun das Sichtgerät in der drehbaren Luke. Als Ersatz baute man ein Rundblickperiskop ein wie es schon beim Leopard 2 vor vielen Jahren Einzug in den Panzerbau gefunden hatte. Die starre Luke mit den großflächigen Winkelspiegeln hingegen wurden als bewährte Lösung weitergeführt.
In Frankreich experimentierten die Militärs
und Konstrukteure nach dem Weltkrieg einige Jahre mit deutschen
Kampfpanzern, die ja zahlreich zur Verfügung standen. Einer
der ersten Panzer der mit über 7600 Stück in großer
Anzahl seit den 50-er Jahren hergestellt wurde, war der AMX-13.
Neben einigen ungewöhnlichen, interessanten technischen
Lösungen soll hier die Kommandantenkuppel hervorgehoben
werden. Sie ist faktisch eine Kopie der Kommandantenluke des
deutschen Panzer V Panther. Allerdings verzichtete man wohl aus
Gründen der Vereinfachung auf den beweglichen Azimutring zur Turmstellungsanzeige.
Das mechanische Visier vor dem 12 Uhr Winkelspiegel wurde hingegen
verfeinert. Weil die Kanone im Wiegenturm starr eingebaut ist,
kann der Kommandant mit dieser sehr einfachen mechanischen Visierung
sogar recht genau das Feuer führen, wenn auch auf verkürzte Entfernung.
Dazu verfügt der Kommandant über einen eigenen Richtgriff
der hydraulischen Richtanlage. Der Nachfolger Leclerc profitiert von der Verfügbarkeit einen hochmodernen Rundblickperiskops für den Kommandanten. Dieses verfügt neben dem Tagkanal über einen Wärmebildkanal und einen Laser-Entfernungsmesser. In Verbindung mit Waffenstabilisierung und elektronischem Rechner kann hier von echten Hunter-Killer Kapazitäten gesprochen werden. Ergänzend wurde auch diese unbewegliche Kommandantenkuppel mit mehreren Winkelspiegeln ausgestattet, die jedoch so angeordnet wurden, dass sich der Kopf des Kommandanten jederzeit hinter der Hauptpanzerung aufhält. Dabei sind die nach rechts blickenden Winkelspiegel mit vergrößerter Bauhöhe konstruiert um den Blick aus der vertieft angebrachten Kommandantenluke über den Turmscheitel zu ermöglichen. Schließlich war es auch ein Kritikpunkt vieler anderer Kampfpanzer, dass der Kommandant in seiner Sicht über den Turm durch die Installation der Ladeschützenluke behindert wurde. In Israel forderte das Militär in Auswertung
der zahlreichen Kriege im nahen Osten einen neuen, in Israel
konstruierten und hergestellen Kampfpanzer. Neben der Forderung
nach maximalem Schutz der Besatzung lag im Schwerpunkt auch
die Optimierung der Führungsfähigkeit unter dem Gesichtspunkt
der besonderen Erfahrungen der israelischen Armee. Schon beim
aus den USA eingekauften M-48 verzichtete man auf die übergroße
drehbare Kuppel mit dem 12,7 mm Maschinengewehr weil die
Verluste unter den Panzerkommananten wegen der unbefriedigenden
Kuppel als inakzeptabel angesehen wurde. Ganz
Konsequent ist die Kommandantenkuppel des ab 1978 in produzierten
Merkava dann auch extrem flach gehalten. Um die Luke des Kommandanten
herum wurden mehrere Winkelspiegel für die Rundumsicht
in die Turmdecke eingebaut. In der drehbaren Luke selbst befindet
sich in
einer weiteren unabhängig drehbaren Lagerung ein weiterer großflächiger Winkelspiegel. Offensichtlich hatte man
sich an den in ähnlicher Art konstruierten Luken der M4
Sherman orientiert weil man diese Lösung für praktikabel
hielt. Zusätzlich stattete man den Kommandantenplatz mit
einem Rundblickzielfernrohr aus, das dem des Leopard gleicht.
In Japan begann Mitte der 50-er Jahre wieder eine eigene
Panzerentwicklung deren erstes Resultat der 35 Tonnen Panzer
Type 61 war. Er gelangte 1961 zur Serienreife. Wie schon
bei sowjetischen und britischen Panzern dieser Zeit entschlossen
sich die japanischen Spezialisten einen optischen Entferungsmesser
in einer drehbaren Kommandantenkuppel einzubauen. Es war dabei
unvermeidlich, dass die Kuppel sehr große Ausmaße
aufwies, jedoch nur schwach gepanzert sein konnte. Die geringe
Basisbreite des Entfernungsmesser führte zu einer insgesamt
unbefriedigenden Messgenauigkeit. Außerdem wurde der Kommandant
erheblich von seiner Hauptaufgabe Führung des Panzers abgelenkt.
Zur Rundumsicht befanden sich mehrere Panzerglasblöcke
in der Kuppel. Dennoch wurde der Type 61 bis ins Jahr 2000 im
Truppendienst eingesetzt. Im Jahre 1990 erhielt die japanische Panzertruppe die ersten Exemplare dieses damals hochmodernen Kampfpanzers. Die Konstruktion der Kommandantenkuppel orientiert sich am Leopard 2. Ein Ring mit Winkelspiegeln ist um die unbewegliche Luke herum angeordnet und deckt die vollständige Rundumsicht ab. Vor der Kuppel befindet sich ein Rundblickperiskop mit 3- bzw 10-facher Vergrößerung und einem zusätzlichen Wärmebildkanal. In Verbindung mit dem Ballistikcomputer und der Waffenstabilisierung wird die Hunter-Killer Funktionalität vollständig sichergestellt. Der Kommandant kann auch selbst die Führung der Hauptbewaffnung übernehmen. Ein Mangel besteht darin, dass dieses Periskop nur in der vorderen Halbsphäre um 180 Grad geschwenkt werden kann. Der Lukendeckel mit Umbrella-Funktion ist extrem hoch aufragend, was nicht ganz verständlich ist, da der schwach gepanzerte Deckel kaum Schutz bietet. Beim bereits nach 10 Jahren folgenden Panzer Type 10 vermied man diese Lukenform und wählte eine Variante, bei der lediglich die Winkelspiegel über das Turmdach hinausragen. Das Rundblickperiskop wurde hinter die Kommandantenkuppel verlegt und kann nun um 360 Grad geschwenkt werden. Die
schwedischen Konstrukteure entwickelten in den 60-er Jahren
zwei Panzer, den leichten
IKV-91 und den turmlosen STRV-103. Beide erhielten prinzipiell
gleichartige Kommandantenkuppeln. Sie bestehen aus einer drehbaren
Kuppel die 5 großflächige Winkelspiegel umfasst
sowie ein Zielfernrohr im vorderen Teil der Kuppel. Damit verfügen
die Kommandanten jeweils über vollständige Zielfernrohre
mit einem integrierten, zusätzlichen großflächigen
Winkelspiegel. Ein Nachtsichtkanal ist jedoch nicht vorgesehen,
weil die schwedischen Militärs auf Lyran-Werfer setzten,
mit denen Leuchtraketen über das Gefechtsfeld geschossen
werden konnten. Eine Einbindung der Kommandantenkuppel mit
einem elektronischen ballistischen Rechner in die Feuerleitanlage
des Panzers konnte man Ende der
60-er Jahre entwicklungstechnisch noch nicht erwarten. Ungeachtet
dessen waren die schwedischen Lösung damals durchaus recht
modern und fortschrittlich.
Abschließend sollte nicht versäumt werden die Kampfpanzer aus China zu erwähnen. Der chinesische Panzerbau stützt sich ursprünglich auf die Lizenzproduktion sowjetischer Modelle, die sich nur unwesentlich von diesen unterscheiden. Im Laufe der Jahre begann man jedoch eigene Ideen einfließen zu lassen. Beispielgebend steht der Type 88, dessen Kommandantenkuppel dem sowjetischen Vorbild nahezu vollständig entspricht. Neu ist unverkennbar das zentrale Beobachtungsfernrohr, dessen vergrößertes Ausblickfenster auffällig ist. Da ein Infrarotscheinwerfer fehlt, kann von einem kombinierten Tag/Nacht-Sichtgerät mit passivem Infrarotkanal fortgeschrittener Generation ausgegangen werden. Alle weiteren Funktionen der Kuppel entsprechen anzunehmend dem sowjetischen Ausgangsmuster. In den Kampfpanzern neuerer Entwicklung, hier beim Type 99, trennten sich die Chinesen endgültig von der Kommandantenkuppel sowjetischer Herkunft. Auf einem leicht erhobenen Sockel sitzt die unbewegliche Luke des Kommandanten um die herum 6 Winkelspiegel für die Rundumsicht in den Sockel eingelassen sind. Direkt vor der Luke wurde ein Rundblickperiskop installiert. Dieses Periskop ist neben einer stabilisierten Visierlinie in zwei Ebenen ebenfalls mit einem passivem Infrarotkanal fortgeschrittener Generation ausgestattet. Der Kommandant verfügt nun über Hunter-Killer Kapazität. Im Bedarfsfall kann er auch selbst die Führung der Hauptbewaffnung übernehmen. Modernere Versionen des Periskops sind zusätzlich mit einem Laser-Entfernungsmesser ausgestattet. Ein Monitor für die Überwachung und gegebenfalls Übersteuerung des Wärmebildkanals des Richtschützen ergänzt die Beobachtungsmittel des Kommandanten. Die beschriebene Kommandantenkuppel findet sich in unterschiedlichen Modifikationen bei einer großen Zahl chinesischer Kampfpanzer neuerer Entwicklung wieder, wie auch beim pakistanischem Al-Khalid. Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Bildquellen und Literatur
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