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Panzerzielfernrohre
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Aus der Geschichte der sowjetischen Panzerzielfernrohre Während der langen Kriegsjahre
war die gesamte Kraft der sowjetischen Wirtschaft auf eine technologisch
vereinfachte Massenproduktion
konzentriert worden. Erfolgversprechende, aber technologisch
aufwändige Entwicklungen der Vorkriegszeit waren zurückgestellt
worden, da weder die erforderlichen personellen noch die wirtschaftlichen
Ressourcen frei gemacht werden konnten. Im Jahre 1945, nach
dem Sieg und der Umstellung der Rüstungsbetriebe auf die
Friedensproduktion, nahm man in der Sowjetunion unverzüglich
die Entwicklungsarbeiten wieder auf. Während des Krieges
waren alle Konstruktionsvorhaben mit dem Ziel geführt worden,
in erster Linie den Panzerschutz und die Feuerkraft der vorhandenen
Panzer zu verbessern, nun rückten wieder neuartige Technologien
in den Schwerpunkt der Entwicklung. Insbesondere die Ausstattung
mit modernen Feuerleitgeräten wurde nach den Auswertungen
des Weltkrieges als außerordentlich wichtig eingestuft.
Die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Waffenstabilisierungsanlagen
begannen mit Nachdruck ebenfalls bereits kurz nach Kriegsende, weil die
sowjetischen Ansichten die Fähigkeit der Panzer zur Feuerführung
aus der Bewegung im Gegensatz zu den westlichen Militärs
als entscheidend für den Gefechtsverlauf ansahen. Es gelang
den sowjetischen Konstrukteuren bis Anfang der 80er Jahre einen
Vorsprung bei der Entwicklung moderner Waffenstabilisierungsanlagen
und von Zielfernrohren mit unabhängiger Stabilisierung
der Visierlinie in zwei Ebenen herauszuarbeiten. Der technologische
Vorsprung ging verloren, als im Westen mit dem Leopard 2
und dem M1A1 hochmoderne Elektronik in die Ausstattung der Feuerleitanlagen Einzug hielt. Schwerwiegend machte sich das
besonders auf dem Gebiet der Nachtsichttechnologie bemerkbar.
Die Sowjetunion verfügte ab etwa den 70er Jahren aus verschiedenen
Gründen offensichtlich über keine freien Ressourcen für die Forschung im Bereich der Wärmebildtechnik.
Der neue russische Kampfpanzer T-90 ist letztlich
mit einem Zielfernrohr 1G46 ausgestattet, dessen technologische
Grundlagen auf einer Nachkriegsentwicklung beruhen. Ein leistungsfähiges
Wärmebildgerät musste in Frankreich eingekauft werden.
Inzwischen stehen hochmoderne Zielfernrohre und Feuerleitanlagen
zur Verfügung, die keinen internationalen Vergleich scheuen
müssen. Ihr Einsatz in Kampfpanzern wird jedoch noch einige
Zeit auf sich warten lassen. Die russische Militärdoktrin
hat sich der neuen internationalen Sicherheitslage angepasst,
die den klassischen Krieg mit großen Panzerverbänden
in immer weitere Ferne rücken lässt und die bei der Ausrüstung
der Streitkräfte auf andere Schwerpunkte setzt. Der Artikel unterliegt der weiteren Fortschreibung. Stand 14.07.2009 Teil 1 Teil 2 Tabellen, Bildquellen, Literatur
Sowjetische Panzerzielfernrohre ab Mitte der fünfziger Jahre Unverzüglich nach Kriegsende
begannen die sowjetischen Konstruktionsbüros die Vorkriegsentwicklungen
erneut aufzugreifen und unter Beachtung der Kriegserfahrungen
für die Arbeiten an den Kampfpanzern der Zukunft nutzbar
zu machen. Für die 100 mm Kanone D-10T des T-54 entstand
bereits 1945 ein Zielfernrohr mit stabilisierter Visierlinie
in der Vertikalen, das die Idee des TOS von 1938 aufgriff. Die
unstabilisierte Kanone wurde durch eine Kreiselbaugruppe in
dem Moment abgefeuert, in dem die unstabilisierte Kanone durch
die der Schussentfernung entsprechende Erhöhungslinie durchschwang.
Die Arbeiten wurden weitergeführt in Verbindung mit einer
vorgesehenen Waffenstabilisierunganlage für die 85 mm
Kanone SIS-S-53 des T-34/85. Im Jahre 1953 wurden diese Arbeiten dann offiziell beendet,
nicht zuletzt wegen der fortgeschrittenen Arbeiten an modernen
Waffenstabilisierungsanlagen für den T-54 und andere Kampfpanzer.. Nur kurze Zeit nach dem TPS1
war auch eine weitere Neukonstruktion soweit entwickelt, dass
sie prinzipiell produktionsreif erschien. Es handelt sich um
das Zielfernrohr T2S. Weltweit erstmalig hatte ein Zielfernrohr
eine unabhängige Stabilisierung der Visierlinie nicht nur
in der Vertikalen, sondern auch in der Horizontalen erhalten.
Die Stabilisierung der Visierlinie erfolgte dabei nach dem selben
Prinzip, wie schon beim TPS1. Ein Kreisel mit drei Freiheitsgraden
im Zielfernrohrblock gewährleistete die vertikale Stabilisierung
des oberen Ausblickspiegels auf rein mechanischem Wege mit sehr
hoher Präzision. Die Besonderheit besteht darin, das der
Kreisel zusätzlich über eine mechanische Einrichtung
mit dem horizontal beweglichen, unteren zweiten Spiegel verbunden ist, der für die Stabilisierung
der Visierlinie in der Horizontalen verantwortlich ist. Dieses
Prinzip war in seiner Stabilisierungsgüte und der mechanischen
Zuverlässigkeit so erfolgreich, dass es später in allen
weiteren Zielfernrohren bis hin zum 1G64 der T-90 zum Einatz
kam. Die Kreiselbaugruppe stellt neben der Visierlinienstabilisierung
gleichfalls die zentrale Baugruppe der Stabilisierung von Kanone
und Turm dar. Über Resolver werden die Signale für
die Stabilisierungselektronik ausgegeben und in dieser mit den
zusätzlichen Signalen der Winkelgeschwindigkeitsgeber für die Vertikale
und die Horizontale gemischt. Das resultierende Signal wird
verstärkt und an die Richteinrichtung des Turms und der
Kanone ausgegeben. Der Block der Winkelgeschwindigkeitsgeber
ist unterhalb des Bodenstücks der Kanone angebracht und
stellt somit faktisch den kombinierten Turm- und Waffenkreisel
dar. Die Schussentfernung wird wie schon beim TPS1 manuell eingestellt.
Für das Schießen mit seitlichem Vorhalt auf bewegliche
Ziele und aus der Bewegung sowie bei Seitenwind kann
ein senkrechter Strich horizontal auf den entsprechenden Vorhaltewert
verstellt werden. Die Vorhalte wird anschließend durch
Anrichten mit dem Kreuzungspunkt zwischen senkrechtem Vorhaltestrich
und horizontaler Linie der Vorhaltemarken berücksichtigt.
Der Schuss wird durch den Schießautomaten erst ausgelöst,
wenn die erforderliche Koinzidenz in der vertikalen und der
horizontalen Ebene gegeben ist. Bei ausgeschaltetem Stabilisator
arbeitet das T2S wie ein herkömmliches Zielfernrohr und
folgt den Richtbewegungen von Turm und Kanone. Bei eingeschalteter
Visierlinienstabilisierung, aber ausgeschaltetem Waffenstabilisator
kann der Turm elektromechanisch geschwenkt und mit stabilisiertem
Sichtfeld beobachtet werden, was besonders während des
Ladevorganges bedeutsam ist, wenn die Waffenstabilisierung kurzzeitig
blockiert ist. Die Hauptbetriebsart ist die unabhängige
Visierlinienstabilisierung bei nachgeführter Waffenstabilisierung.
Die Entfernungseinstellung erfolgt analog wie beim TPS1 über
eine nockenwellenartigen Ballistikeinrichtung
mit drei Kurvenscheiben für die Panzersprenggranate BR-471B bei
einem Einstellbereich bis 4000 Meter und
die Splittersprenggranate OF-471N mit einem Einstellbereich
bis maximal 6000 Meter, sowie für das 14,5 mm
Koaxialmaschinengewehr KPVT bis maximal 2000 Meter.
Interessant beim T2S ist, dass die Längsachse der Richtgriffeinheit
auf der optischen Achse des Fernrohrteils liegt. Der Richtschütze
schaut faktisch durch die Richtgriffbaugruppe hindurch. Die
dabei notwendige Haltung der Hände in relativ hoher Position
scheint aus Sicht der Ergonomie nicht den Zuspruch der Truppe
gefunden zu haben, denn alle nachfolgenden Zielfernrohre haben
die Richtgriffe wieder unterhalb des Zielfernrohrgehäuses,
wie schon beim TPS1. Am Zielfernrohrgehäuse befinden sich
die üblichen Bedienelemente, wie der Vergrößerungswechsler,
eine Sonnenblende und die Betätigung der mechanischen Freigabe
des Stabilisierungskreisels. Der manuelle Entfernungseinstellring
befindet sich direkt zwischen dem Richtgriff und dem Okular
mit Stirnschutz und kann dadurch mit den Daumen des Richtschützen
sehr bequem erreicht werden. Für das Schießen mit
dem Infrarot-Nachtzielfernrohr TPN-1 musste das T2S auf Nachtbetrieb
umgeschaltet werden.
Auf ein gesondertes Hilfszielfernrohr
war verzichtet worden. Das rührt zum einen offenbar aus
der inzwischen erreichten hohen Zuverlässigkeit des T2S
her und zum anderen aus dem Umstand, das links des T2S ein aktives
Infrarotzielfernrohr TPN-1 eingebaut wurde. Die Forderung nach
dem Einbau eines zweiten, völlig autonomen Zielfernrohrs
war auch den sowjetischen Konstrukteuren klar und sie gelangten
nach zahlreichen Ausfallanalysen zu dem Schluss, dass
das Nachtzielfernrohr bei Ausfall des Hauptzielfernrohres durchaus
auch am Tage als Hilfszielfernrohr verwendet werden konnte.
Aus Gründen der Kostenrechnung, der Gewichtseinsparung
und der effizienten Nutzung des knapp bemessenen Turminnenvolumens
eine vertretbare Lösung. Die Kombination von Tagkanal und Nachtsichtkanal war auch für die sowjetischen Entwicklerteams eine interessante Möglichkeit, Kosten, Gewicht und Einbauvolumen zu sparen. In den Jahren 1961 bis 1962 entwickelten Konstrukteure in den optisch-mechanischen Werken in Sagorsk für den Einsatz mit der 100 mm Kanone D-10T2S des T-55 das kombinierte Zielfernrohr TPNB-1-22. Es enthält den Tagkanal und einen Infrarotkanal in einem Gehäuseblock. Der Ausblick erfolgt über einen gemeinsamen Ausblickspiegel im Turmdach. Der Tagkanal besaß eine 3,5- bzw. 7-fache Vergrößerung, der Nachtkanal eine 6-fache Vergrößerung. Der Nachtkanal war bereits mit einer automatischen Blende zum Schutz vor Lichtblitzen, einer Vorhangblende und einer Iris-Blende ausgestattet. Die Sichtweite bei Nacht und ausreichendem Restlicht sollte 800 Meter betragen. Wegen verschiedener Probleme mit der Zuverlässigkeit des Bildwandlers beim Schießen mit der Kanone und vor allem wegen der in den Erprobungen ermittelten tatsächlichen, enttäuschend geringen Sichtweite von maximal 600 Metern wurde dieses Projekt jedoch eingestellt. Das TPS1 und auch das T2S wurden ab Mitte der 50er Jahre mit einem optischen Entfernungsmesser kombiniert. Dazu wurde ein zusätzlicher optischer Kanal neben dem Okular eingebaut, der mit einem Basisrohr im Turm verbunden war. Aus dem TPS1 entstand in den Jahren 1956-1975 auf diesem Weg das TPDS mit einer Messbasis von 1100 mm. Das in der vertikalen Ebene unabhängig stabilisierte TPDS wurde Ende 1957 im Objekt 430, dem Urvater des T-64, erprobt. Aus dem T2S wurde nach dem selben Prinzip das TPD2S weiter entwickelt, dessen Messbasis aber wegen der Platzverhältnisse im Turm des schweren Erprobungspanzers nur 1000 mm betrug. Der Messbereich der beiden Zielfernrohr-Entfernungsmesser betrug 1000 bis 4000 Meter, bei einem mittleren Messfehler von 3% bis 2000 Meter, von 4% bis 3000 Meter und 5% bis 4000 Meter Entfernung. Das in zwei Ebenen unabhängig stabilisierte TPD2S war bereits mit einer Einrichtung zur automatischen Einstellung der gemessenen Schussentfernung ausgestattet und berücksichtigte auch die Veränderung der eingestellten Entfernung bei Bewegung des eigenen Panzers in Abhängigkeit von Turmstellung und Kurswinkel zum Ziel. Das TPD2S wurde von 1959 bis 1960 in den schweren Experimentalpanzern Objekt 277 und Objekt 770 erprobt und erfüllte alle Anforderungen. Die Projekte wurden nicht mehr realisiert, weil die Entwicklung von schweren Panzern wegen der gestiegenen Leistungsfähigkeit der mittleren Kampfpanzer und deren Bewaffnung auch international inzwischen eingestellt worden war. Die gewonnen Erfahrungen
mit dem TPS1 und dem T2S und deren Weiterentwicklung mit optischem
Entfernungsmesser flossen Anfang der 60er Jahre in die Entwicklung
des Zielfernrohres TPD-43 bzw. TPD-43B ein. Das TPD-43 vereinigt
in sich die Vorzüge des TPDS und des TPD2S. Die Visierlinie
wird wiederum über eine Kreiselbaugruppe mechanisch in
der vertikalen Ebene stabilisiert. Im Gehäuse verlaufen
der optische Kanal des Zielfernrohres mit einer festen 8-fachen Vergrößerung
bei einem Sichtfeld von 9 Grad und der optische Kanal des monokularen
Entfernungsmessers
mit der selben 8-fachen Vergrößerung, aber einem
Sichtfeld von lediglich 2 Grad. Der Richtschütze beobachtet
mit dem linken Auge durch das Zielfernrohr und mit dem rechten
Auge durch den Entfernungsmesser. Durch Betätigen
der beiden Messtaster an den Richtgriffen wird die Entfernungsmesseinrichtung
elektromechanisch betätigt. Zur Verbesserung der Messgenauigkeit
wurde die Messbasis auf 1200 mm vergrößert.
Ähnlich wie beim TPDS betrug der Messbereich 1000 bis
4000 Meter bei einer Genauigkeit von 3 - 5 %. Die Messung
erfolgte nach dem Schnittbildverfahren, dabei mussten die beiden
Teilbilder eines horizontal geschnittenen Bildes des Ziels aufeinander
abgestimmt werden. War der für eine präzise Messung
erforderliche Zielkontrast wegen Sichtbehinderungen oder in
der Dämmerung nicht gegeben, konnte beim Nachfolger, dem
TPD-2, das optische System
auf eine Messung nach linker Zielkontur umgestellt werden. Zwei
gleiche Abbilder des Ziels sollten dazu mit ihrer linken Kante
im horizontal geteilten Bild übereinstimmend an einem oberen
bzw. einem unteren Messstrich ausgerichtet werden. Die TPD-2 und TPD-K1 wurden zunächst auch in den ersten T-64 und T-80 eingebaut, allerdings in diesen Panzern, nach relativ kurzer Zeit, im Jahre 1978 ersetzt durch eine inzwischen zur Serienreife gebrachte automatische Feuerleitanlage mit elektronischem ballistischen Rechner und einem Zielfernrohr mit Visierlinienstabilisierung in zwei Ebenen. Diese Feuerleitanlage 1A33 "Ob" mit dem Zielfernrohr 1G42 wies bereits nahezu alle Leistungsmerkmale auf, wie sie ein Jahr später beim deutschen Leopard 2 mit seinem EMES und der Waffennachführanlage zu finden sind. Die Visierlinienstabilisierung erfolgt wie schon beim T2S mit Hilfe eines in drei Freiheitsgraden aufgehängten Kreisels. Dessen Signale gehen mit denen des kombinierten Turm- und Waffenkreisel im Kreiselblock unterhalb des Bodenstücks der Kanone in die Elektronik der Waffennachführanlage ein. Wie beim Vormuster des 1G42, dem Zielfernrohr 1G21, das offensichtlich nur in geringer Anzahl gebaut wurde, deckte sich nun die Hauptrichtmarke mit der Messmarke des Laser-Entfernungsmessers. Der Schütze hat vor dem Schießen die ballistischen und meteorologischen Abweichungen von den schusstafelmäßigen Bedingungen am elektronischen Analogrechner einzugeben. Der Seitenwind wurde durch einen Windmesser ermittelt. Beim Schießen selbst musste lediglich das Ziel mit der Hauptrichtmarke abgedeckt und erforderlichenfalls begleitet und danach die Entfernungsmessung ausgelöst werden. Nach dem Aufleuchten der Signallampe "Feuerbereit" konnte sofort geschossen werden. Die Berücksichtigung der korrekten Winkel für Schussentfernung und seitliche Vorhalte erfolgte mit Hilfe des ballistischen Rechners und der Waffenstabilisierung durch das entsprechende Ausschwenken von Turm und Kanone aus der Visierlinie. Zur Vermeidung von Fehlmessung bei der Entfernungsbestimmung war es möglich unter drei Messergebnissen auszuwählen und zusätzlich den Messbereich bei störenden Geländehindernissen zu limitieren. Ensprechend der sowjetischen Bedienungsphilosophie war auch das 1G42 für den unverzüglichen Übergang zum Schießen im Notbetrieb geeignet. Erstmals besaß das 1G42 eine im Bereich 3,5 bis 9-fach stufenlos veränderbare Vergrößerung, nachdem sich die feste 8-fache Vergrößerung des TPD-K1 bei großen Schussentfernungen als unbefriedigend erwiesen hatte. Das modular aufgebaute 1G42 war bei den T-64B und T-80B mit der Lenkwaffenanlage 9K112 KOBRA kombiniert. Die aus verschiedensten Gründen begrenzten Produktionskapazitäten des Herstellers erlaubten es allerdings nicht, alle sowjetischen Kampfpanzer mit der damals hochmodernen Feuerleitanlage 1A33 und dem Zielfernrohr 1G42 auszustatten, so dass für den Hersteller des T-72 auschließlich das einfachere Zielfernrohr TPD-K1 bereit gestellt werden konnte. Anfang der 80er Jahre flossen die Erfahrungen mit dem 1G42 in die Entwicklung des Nachfolgemodells 1G46 ein, das 1983 erstmals in den T-80U eingebaut wurde. Das Grundprinzip des 1G46 entsprach dabei im wesentlichen immer noch dem T2S der 50er Jahre. Die Zuverlässigkeit der mechanischen Visierlinienstabilisierung mit einem Kreisel großen Durchmessers muss sich so überragend bewährt haben, dass die Entwickler dem internationalen Trend der Elektronisierung offenbar zunächst nicht folgen wollten. Erfahrungen mit dem deutschen EMES zeigten beispielsweise eine deutliche Neigung der Feinmechanik einer elektromechanischen Visierlinienstabilisierung zum Ausfall nach längerfristiger Nichtbenutzung, was bei den sowjetischen Zielfernrohren kaum Probleme verursachte. Große Anstrengungen legten die Konstrukteure allerdings auf die Vervollkommnung und Verfeinerung der Waffenstabilisierungsanlage. Hier hatte sich gezeigt, dass die ausgezeichnete Stabilisierungsgüte der Visierlinienstabilisierung im Zielfernrohr nicht mit der Güte der Waffennachführung korrespondierte, was auch die immer wieder verbesserte Koinzidenzprüfung der Schussauslösung nicht vollständig kompensieren konnte. Im Ergebnis entsprach die Treffaussicht nicht ganz den beachtenswerten Ergebnissen, die beispielsweise mit dem Leopard 2 erreicht wurden. Mit dem 1G46, der modernisierten Feuerleitanlage 1A45 und der vervollkommneten Waffenstabilisierung 2E42 ergaben sich dann Leistungsdaten, die im Bereich internationaler Bestwerte liegen. Fest in das 1G46 integriert ist die Laser-Leitstrahleinrichtung der Lenkwaffenanlage 9M119 REFLEKS. Die stufenlos einstellbare Vergrößerung deckt nun den Bereich vom 2,7-fachen bis 12-fachen ab und enspricht optimal der gestiegenen Leistungsfähigkeit der 125 mm Kanone 2A46M sowie der verbesserten Munition. Das 1G46 wird bisher in den russischen T-80U, T-80UM, T-90, sowie die ukrainischen T-64BM und T-84 OPLOT eingebaut. Während die modernen sowjetischen Kampfpanzer mit leistungsfähigen Zielfernrohren und entsprechenden Feuerleitanlagen ausgestattet wurden, befand sich immer noch eine sehr große Anzahl veralteter T-55 und T-62 im aktiven Truppendienst. Um ihre Dienstzeit nochmals verlängern zu können, nahmen die sowjetischen Entwickler die Idee der Visierlinienstabilisierung nach dem Prinzip des TOS aus dem Jahre 1938 wieder auf und kombinierten das Teleskopzielfernrohr TSh2B mit einer einfachen Visierlinienstabilisierung. Ein oft angesprochener Mangel das TSh2 war der Umstand, dass während des Ladevorganges die Kanone nicht stabilisiert wurde und der Richtschütze in der Folge das Ziel aus den Augen verlor. Beim TShS übernahm nun eine Kreiseleinrichtung im Zielfernrohr während der Zeit, in der die Kanone nicht stabilisiert wurde, die Aufgabe der Visierlinienstabilisierung. Die optischen Kennwerte des TShS entsprachen dabei denen des TSh2B. Die Entfernungsskalen befinden sich nun als Drehscheibe im oberen Teil des Sichtfeldes und enthalten die Skalen für die Kanonenmunition und das Koaxial-Maschinengewehr. Die Entfernungsmessung übernimmt ein außen auf der Walzenblende angebrachter Laser-Entfernungsmesser. Eine einfache Einrichtung misst die Winkelgeschwindigkeit während der Begleitung beweglicher Ziele durch den Richtschützen und zeigt im Sichtfeld des TShS die korrekte Vorhaltemarke an, die anschließend manuell auf das Ziel zu bringen ist. Das TShS wurde Anfang der 80er Jahre zum TShSM modernisiert und mit einem leistungsfähigeren ballistischen elektronischen Rechner kombiniert. Während die T-80U, T-64BM und T-90 mit dem Zielfernrohr 1G46 ausgestattet waren, entsprach das TPD-K1 des T-72 längst nicht mehr den Leistungsanforderungen für ein modernes Zielfernrohr. Ende der 90er Jahre wurde ein modernisierter T-72 vorgestellt, der nun mit dem weissrussischen SOSNA-U der Firma PELENG ein Mehrkanalzielfernrohr neuster Generation erhalten hatte. Das SOSNA-U umfasst in einem einzigen Gehäuse den Tagkanal und Wärmebildkanal des Zielfernrohrs, einen Laser-Entfernungsmesser und die Laser-Leitstrahleinrichtung für die Steuerung von aus dem Rohr der Kanone verschossenen Lenkflugkörpern 9M119M INVAR. Die elektronisch elektromechanische Visierlinienstabilisierung arbeitet in der vertikalen und der horizontalen Ebene unabhängig von der Waffenstabilisierung. Ein digitaler ballistischer Rechner stellt die erforderlichen Daten für das Schießen mit höchster Präzision bereit. Das SOSNA-U kann mit einer automatischen Zielbegleitung, dem sogenannten "auto tracking", ausgestattet werden. Die Elektronik der Wärmebildkamera erlaubt die Übertragung des Wärmebildes auf einen Monitor am Arbeitsplatz des Kommandanten. Vom Kommandantenplatz kann dann, über einen separaten Richtgriff gesteuert, die Führung der Hauptbewaffnung übernommen werden. Neu ist am SOSNA-U, dass der Notbetrieb, wie noch beim 1G46, bei Ausfall der Stromversorgung nicht mehr möglich ist. Um dennoch die geforderte Redundanz zu gewährleisten, ist ein weiteres unabhängiges Zielfernrohr erforderlich. Dies könnte ein Rundblickzielfernrohr am Kommandantenplatz sein, das die Möglichkeit zum Schießen mit der Turmbewaffnung bietet. Beim T-72M1M entschieden sich die Konstrukteure jedoch dazu, das SOSNA-U anstelle des bisherigen Infrarot-Nachtzielfernrohres TPN-1 bzw. TPN-3 in der Turmdecke einzubauen. Das vormalige Hauptzielfernrohr TPD-K1 übernimmt dabei die Rolle des Hilfszielfernrohres. Dass man sich nicht entschloss, auf das TPD-K1 völlig zu verzichten und das SOSNA-U, ergänzt um ein sehr einfaches Hilfszielfernrohr, an seiner Stelle einzubauen, erscheint allerdings inkonsequent. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges hatten sich den Entwicklern, unter den Bedingungen des harten Konkurrenzkampfes am Markt, völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Es wurden hochmoderne Zielfernrohre neuster Konstruktion hergestellt, die international auf höchstem Niveau stehen. Die führenden Technologiezentren für moderne Zielfernrohre befinden sich gegenwärtig in erster Linie im weissrussischen Unternehmen PELENG in Minsk und dem russischen Konstruktionsbüro KBP in Tula. Ihre Zielfernrohre werden in die BMP-3, BMD-4, T-90S und weitere Gefechtsfahrzeuge eingebaut und erfolgreich exportiert. Der T-90S ist noch immer mit dem inzwischen recht betagten 1G46 ausgestattet. Sein Nachfolger wird dagegen über eine Feuerleitausstattung neuerer Generation verfügen. Auch wenn das Erscheinen des geheimnisumwitterten "T-95" in der Vergangenheit mehrfach angekündigt wurde, ist gegenwärtig noch nicht absehbar, ob und wann ein Nachfolger des T-90 überhaupt in einer größeren Serie hergestellt werden wird. |
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