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VTTV 2005 II

6. Internationale Ausstellung für Militärtechnik, Technologie und Bewaffnung der Landstreitkräfte
07. - 11. Juni 2005, Omsk, Russland

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Der "Standardisierte Panzerturm" - Versuch einer Zusammenfassung

VTTV2005_031.jpgIn den 90er Jahren entwickelte das Omsker Konstrukteursbüro für Transportmaschinenbau KBTM einen konzeptionell neuartigen Panzerturm, der eine Abkehr vom bisherigen Gußturm bedeutet. Im Jahre 2001 wurde dieser Turm zum Patent angemeldet. Der Kampfpanzer "Black Eagle", der seit 1997 zu zahlreichen Spekulationen Anlass gibt, war mit einem Turm ausgestattet, der mit dem "standardisierten Panzerturm" große Ähnlichkeiten aufweist. Allerdings ist der hier vorgestellte Panzerturm für die Modernisierung älterer Kampfpanzer vorgesehen, aber auch für die Verwendung im Rahmen der Herstellung neuer Kampfpanzer. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, die wenigen verfügbaren Informationen zu diesem Projekt zusammenzutragen. Es ist zu beachten, dass es sich nur um eine hypothetische Betrachtung handelt. Das Konzept wird weitere Änderungen erfahren, mit Sicherheit sind einige Fragen noch nicht abschließend geklärt.

Kern des Projektes ist ein modular aufgebautes Panzerungskonzept. Grundbaustein ist eine runde Turmbasisplatte (A) mit der Baugruppe des Turmdrehkranzes. Die Drehkranzbaugruppe ist dabei so aufgebaut, dass sie problemlos an die unterschiedlichesten Panzerwannen angepasst werden kann. Dadurch ist es möglich, diesen Turm auf alle Kampfpanzer der Baureihen T-55, T-62, T-72 und auf neuentwickelte Kampfpanzer aufzusetzen. Auf die Turmbasisplatte wird vorn die Walzenblendenbaugruppe (B) aus monolithischem Panzerstahl aufgesetzt. Sie trägt die Schildzapfenbaugruppe zum Einhängen der Kanone. Die gesamte Schildzapfenbaugruppe ist ebenfalls so ausgelegt, dass eine Anpassung an Kanonen verschiedenster Kaliber, auch einer Kanone größeren Kalibers als 125 mm, unkompliziert möglich ist. An die Walzenblendenbaugruppe schließen sich in sechseckiger Anordnung die fünf monolithischen Panzerplatten (D) verschiedener Dicken der Grundpanzerung an. An der Frontseite des Turms, beiderseits der Walzenblende, auf den vorstehenden Absätzen der Turmbasisplatte (A) werden die Module der Frontpanzerung (C) so angebracht, dass sie im Falle einer Beschädigung leicht gewechselt werden können. Diese Frontpanzerungsmodule sind im Inneren als Verbund- und Komposit-Panzerung aufgebaut. Die nach vorn überstehenden hinteren linken und rechten Platten (D) stützen die Frontpanzerungsmodule (C) zusätzlich ab. In der hinteren linken und rechten Halbsphäre des Turms werden, ebenfalls auswechselbar, die Panzerungsmodule (E) befestigt. Alle Module (B - E) tragen zusätzlich keilförmig angeordnete Pakete reaktiver Panzerung, z.B. KONTAKT-5, die Turmdecke und die Flanken des Transport-Lade-Containers am Turmheck sind mit weiteren flachen Paketen reaktiver Panzerung geschützt. Diese aufeinanderfolgende Anordnung der Panzerungsmodule, Reaktivpanzerung - Panzerungsmodul - innere Turmpanzerplatte, soll gegen Hohlladungen und APFSDS-Geschosse gleichermaßen effektiv wirken.

Am Turmheck wird der neuentwickelte Transport-Lade-Container eingehängt. Er beinhaltet eine Transportkette mit eingehängten, auswechselbaren Munitionskassetten (C), dem Antrieb der Transportkette (E) und der Baugruppe zum Öffnen der Munitionskassette sowie der Zuführereinrichtung (D). Über Öffnungen an der Oberseite des Transport-Lade-Containers wird die Munition eingelegt, dazu werden die längsverlaufenden Verschlußklappen der Kassette geöffnet. Die Gestaltung der Kassetten ist dabei so ausgelegt, dass Kassetten verschiedenster Ausführung in die Transportkette eingehängt werden können. Denkbar sind von der getrennten 125 mm Munition über die patronierte 120 mm NATO-Munition alle weiteren Kalibern.
Beim Laden wird die ausgewählte Kassette in Drehrichtung des kürzesten Weges an die Unterseite befördert. Die Kassette wird geöffnet und die Munition fällt nach unten aus der Kassette auf die Ladeschale.

 

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Bild 2 Seitenansicht des Transport-Lade-Containers

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Bild 3 Hülsenfangeinrichtung (Rot) und aufklappbare Ladeschale (Gelb)

Im Turminneren (Bild 3) wird die Hülsenfangeinrichtung (rot) nach oben ausgeschwenkt und die innere Ladeschale (gelb) nach oben geklappt, um die Verbindung zwischen dem verschließbaren Munitionsausgabefenster in der Panzerplatte des Turmhecks und dem Bodenstück herzustellen. Die geteilte Zuführerkette schiebt die Munition in einem Zug ins Patronenlager, der Verschluß schließt sich und die Zuführerkette wird eingezogen. Nach dem Auswerfen der leeren Hülse des letzten Schusses über die Auswurfluke (A) an der hinteren Turmdecke, dem Zurückschwenken der Hülsenfangeinrichtung, dem Schließen des Munitionsausgabefensters und dem Synchronisieren der Kanone mit der Visierlinie ist die Kanone feuerbereit. Die entsprechenden Steuer-, Bedien- und Regelbaugruppen ermöglichen eine Bedienung von Kampfraum aus, als auch von der Turmaußenseite. Über eine denkbare Logistikkette kann im Gefecht der vorbereitete Transport-Lade-Container bis an die vordere Linie herangeführt und dort in kürzester Zeit getauscht werden. Der Transport-Lade-Container ist an der Oberseite mit Panelen versehen, die im Falle einer Entzündung der Munition die Explosionswelle ohne Gefährdung der Besatzung entweichen lassen.

Denkbar ist nachfolgend beschriebene Feuerleitanlage. Sie umfasst für den Kommandanten ein Rundblickzielfernrohr (B) und für den Richtschützen ein periskopisches Hauptzielfernrohr (D) sowie ein Hilfszielfernrohr auf Videobasis (C), dessen Monitore sowohl dem Kommandanten als auch dem Richtschützen verfügbar sind. Die Daten des Seitenwindsensors (E) werden in einen modernen digitalen Feuerleitrechner eingespeist. Beide Zielfernrohre sind gleichartig aufgebaut und besitzen die gleichen Leistungsmöglichkeiten zur Feuerführung, einschließlich Tagkanal, Wärmebildkanal, Laserentfernungsmesser und sicher einen Kanal für die Laserleitstrahlsteuerung einer rohrverschießbaren Lenkwaffe. Die Visierlinien der Zielfernrohre sind unabhängig in Seite und Höhe stabilisiert, die Waffenstabilisierung folgt den Visierlinien. Siehe auch hier: T-95 (FCS)

Feuerleitanlage (Variante)


Zielfernrohrmodul (D)


Anordnung der Ziel- und Beobachtungsgeräte

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TV-Hilfszielfernrohr (C)

Auf die bisher übliche drehbare Kommandantenkuppel kann durch das Rundblickzielfernrohr verzichtet werden. Ein Mangel ist das Fehlen eine Winkelspiegelringes mit 360° Rundblick. Dem Kommandanten stehen bei dem in Omsk vorgestellten Modell des Turmes nur vier Winkelspiegel zur Verfügung, die Beobachtung über die linke Turmhälfte kann nur über das Rundblickperiskop oder durch den Richtschützen erfolgen. Dabei halten die Entwickler offenbar am Prinzip des ausschließlichen Führens unter geschlossenen Luken fest. Beide Luken sind nur nach vorn oben aufklappbar. Eine Gefechtsfeldbeobachtung über den Lukenrand ist dadurch nicht ohne weiteres möglich. Zweckmäßiger wäre sicherlich, zumindest für den Kommandanten, eine Luke, die in halb angehobener Position einen von oben geschützten freien Ausblick ermöglicht.
Die zwei Antennenfüße (A) lassen die Ausstattung mit zwei Funkgeräten vermuten, die es möglich machen, schon auf Zugebene einen eigenen Funkkreis aufzubauen. Ein dazu erforderliches Umdenken in Fragen des taktischen Einsatzes wird in der russischen Armee schon seit längerem diskutiert.

Abschließend ein Rundblick auf das in Omsk vorgestellte Modell des Standardisierten Panzerturmes. Die Zukunft wird zeigen, in welchem Umfang sich dieses interessante Projekt bei Moderniesierungen oder Neuproduktionen realisieren lässt.

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Stefan Kotsch