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125 mm D-81

Die Munition der russischen Panzerkanone D-81

(Kanonen 2A26, 2A46, 2A46M bis 2A46M-5, 2A75)

Stand: 24.02.2023

Mit der Einführung der 115 mm D-68 war die Glattrohrkanone zur Standardkanone der russischen Kampfanzer geworden, die mit ihr gewonnenen Erfahrungen konnten bei der Entwicklung der D-81 (2A26) und ihrer Munition genutzt werden. Insbesondere die panzerbrechende Wuchtmunition durchlief eine rasche Entwicklung und wird auch heute noch ständig modernisiert. Hier zunächst eine Auflistung der wichtigsten Munitionsarten, wobei nicht alle Entwicklungen in die Massenproduktion gingen und in den Truppendienst gelangten. Wegen der hohen Exportrate des T-72 bieten inzwischen auch namhafte internationale Hersteller Munition für die 125 mm Kanone 2A46 an, so Indien, Jugoslawien, Israel, Pakistan und andere.

Unterkalibergeschosse (APFSDS)
Bemerkung: Die Angaben weichen in den unterschiedlichen Quellen durch Geheimhaltung und Ungenauigkeiten teilweise voneinander ab. Die Tabelle stellt einen Versuch der Zusammenfassung dar. Es ist zu beachten, dass der Geschossindex nicht dem Index für den sogenannten "kompletten Schuss" entspricht.

Index
Geschoss

Kaliber
im Flug
mm

Masse in
kg

Geschoss im Flug

------------------

Geschoss komplett

Geschoss-
länge
mm

Längen- verhältnis

Anfangs-
geschwindigkeit
m/sec

Jahr

Bemerkung

BM9

44

3,62
5,67

518

11,8

1800

1962

Vollgeschoss aus Stahl

BM12

44

3,62
5,67

518

12,4

1800

1968

Stahlkörper mit eingebettem Wolframkarbid-Penetrator im Kopfteil (80 mm),

BM15

44

3,9
5,9

548

15:1

1780

1972

wie BM-12 mit verlängerten Geschoss, Stahlkörper mit eingebettem Wolframkarbid- Penetrator im Kopfteil

BM17

44

3,9
5,9

548

15:1

1780

1972

wie BM-15, aber Stahlkörper ohne eingebettem Wolframkarbid- Penetrator, vereinfachte Exportversion,

BM22

36

4,5
6,55

558

15,5:1

1760

1976

Penetrator aus Wolframkarbid im Stahlmantel,

BM26

36

4,8
7,5

558

15,5:1

1720

1982

Penetrator aus Wolfram-Nickel-Eisen im Stahlmantel,

BM29

36

4,5
6,55

~560

~15,5:1

1700

1983

Langstabpenetrator aus abgereichertem Uran und Nickel-Zink im Stahlmantel

BM32

~30

4,85
7,05

~480

~16:1

1700

1985

Langstabpenetrator aus abgereichertem Uran und Nickel-Zink im Stahlmantel

BM39

~32

?

~540

~17:1

?

1983

Langstabpenetrator aus abgereichertem Uran, für Kanone 2A66 des Objekt 187

BM42

~28

4,75
7,05

~574

~20:1

1700

1986

Wolframpenetrator im Stahlmantel

BM42M

~22

-
6,95

~730

~33:1

1700

1996

Wolframpenetrator, neuer Treibkäfig und verringerter Leitwerkdurchmesser

BM46

~25

-
10,7

~640

~26:1

1650

1990

Monoblockpenetrator aus abgereichertem Uran

BM59

24?

?
?

725?

~ 1:30

1660

 

Penetrator aus abgereichertem Uran

BM60

24

4,4
8,36

725

~ 1:30

1660

 

Penetrator aus Wolframlegierung

3P31

-

 

-

-

1830

 

bis 3000 m mit ähnlicher Ballistik wie BM-Geschosse, max. Flugweite 9000 m bei 10° Rohrerhöhung

~ : Wert ist errechnet mit Hilfe von Fotos

 

Hohlladungs- und Splitterspreng-Granaten

Index
Geschoss

Kaliber
im Flug
mm

Masse in
Kg

Masse Sprengladung
Kg

Zünder

Anfangs-
geschwindigkeit
m/sec

Bemerkung

BK14

125

19

1,62

I-238

905

Hohlladung, Stahleinlage

BK14M

125

19

1,62

V-15

905

Hohlladung, Kupfereinlage

BK18

125

19

1,62

V-15

905

Hohlladung, Stahleinlage

BK18M

125

19

1,62

V-15

905

Hohlladung, Kupfereinlage

BK29

125

18,4

1,62

V-15

915

Hohlladung, Kupfereinlage

OF19

125

23

3,15

V-429E

850

TNT-Füllung

OF26

125

23

3,15

V-429E

850

Hexogen-Füllung mit Aluminiumpulver

OF82

125

23

3,15

?

850

Füllung aus Hexogen oder Oktogen

Allgemeiner Aufbau der APFSDS-Geschosse. Die unterkalibrigen Wuchtgeschosse der 125 mm Kanone zeichnen sich bis einschließlich der BM-42 dadurch aus, dass ihre Führung im Rohr durch eine dreigeteilte Führungsscheibe im vorderen Drittel des Geschosses und durch je einen Zentrierstift aus Kupfer an den fünf Stabilisierungsflügeln gewährleistet wird. Dadurch kann die Masse der Führungsscheibe sehr gering gehalten werden. Die beim Abschuss zu beschleunigende Geschossmasse ist geringer als bei einem vollständigen Führungskäfig, was die Erreichung einer hohen Anfangsgeschwindigkeit begünstigt. Aufbau_125_mm_APFSDS.jpgAllerdings ist der Luftwiderstand der Stabilisierungsflügel durch die kalibergroße Spannweite deutlich höher. Beispielsweise hatten die BM9 und BM12 bis zu einer Entfernung von 1900 m günstigere Flugbahneigenschaften als ihr Gegenstück, die deutsche DM13. Ab 1900 m beginnt sich allerdings der Luftwiderstand zunehmend ungünstig auszuwirken und die Endgeschwindigkeit sinkt rascher als bei der aerodynamisch besser durchgeformten DM13. Die Konstrukteure nahmen dies in Kauf, da die erwarteten Schussentfernungen bei einem möglichen Konflikt in Mitteleuropa in diesem Bereich erwartet wurden.
Auf den Boden der Treibscheibe ist eine temperaturresistente Gummischicht aufgebracht, die das Durchbrechen von Pulvergasen verhindert. Eine einseitige Fase an den Flügeln und schräge mm-große Durchbohrungen der Treibscheibe versetzen das Geschoss in eine rotierende drallähnliche Bewegung um das sichere Ablösen der Treibscheibe zu gewährleisten. Die Teile der Treibscheibe fallen ± 2Grad seitlich der Flugbahn in einer Entfernung von 150 bis 1000 m zu Boden.
Um die Limitierung durch die standardisierte Haupttreibladung zu umgehen und Anfangsgeschwindigkeiten von 1600 - 1800 m/s zu ermöglichen, besitzen die 125 mm APFSDS-Geschosse eine geschossgebundene Zusatztreibladung, die mit Hilfe einer feuchtigkeitsabweisenden, kartonartig festen und vollständig verbrennenden Zellulosehülse mit dem Geschoss verbunden wird. Eine textile bzw. besonders dünne Abdeckung des Bodens der Hülse garantiert die zuverlässige Entzündung der Zusatztreibladung beim Abschuss. Die anfänglich verwendeten Führungsringe aus Kupfer wurden später gegen Kunststoffführungsringe ausgetauscht, um den Rohrverschleiß zu mindern. Dieser Rohrverschleiß ist ohnehin durch den Auswascheffekt der Verbrennungsgase der Zusatztreibladung sehr hoch. So wurde noch im Jahr 1986 der Rohrverschleiß für die BM9 und BM12 mit etwa 57 Gramm Abrieb je Schuss angegeben. Nach etwa 20 Schuss sollte ein Rohrausgleich durchgeführt werden, wobei mit am Rauchabsauger angeschraubten Gewichtsringen das Gleichgewicht von Rohr und Bodenstück ausbalanciert wurde. Dieses Gleichgewicht ist für eine größtmögliche Stabilisierungsgüte der Waffenstabilisierung bedeutsam.

Die BM9 entspricht konstruktiv der nahezu baugleichen 115 mm BM3. Allerdings wurde die Anzahl der Stabilisierungsflügel von 6 auf 5 verringert. Die Treibscheibe besteht aus Stahl. Das Vollgeschoss besteht aus Martensitstahl, die Spitze ist abgeflacht um ein Abgleiten an der Panzerung zu verhindern, eine ballistische Haube aus Stahlblech verbessert die Flugeigenschaften. Ein Leuchtspursatz leuchtet während 2 bis 3 Sekunden in roter Farbe.

BM-9.jpg

Das Geschoss BM12 ist mit einem im Kopfteil eingebetteten Penetratorkern aus Wolframkarbid versehen. Der Penetratorkern hat eine Länge von 71 mm und einen Durchmesser von 20 mm. Ein sogenannter Dämpfer aus relativ weichem Metall befindet sich vor dem Penetratorkern und soll ein Abgleiten des Geschosses bei ungünstigen Auftreffwinkeln verhindern.

BM-12.jpg

Das Geschoss BM15 ist eine verbesserte Version der BM12 mit verlängertem Geschoss einschließlich eines Penetratorkerns aus Wolframkarbid mit einer Länge von 71 mm und einem Durchmesser von 20 mm. Der Dämpfer an der Penetratorspitze hat die Abmaße 20 x 20 mm. Ungeachtet der Tatsache, dass dieses Geschoss in der sowjetischen Panzertruppe wegen der als ungenügend angesehenen Durchschlagsleistung nicht mehr verwendet wurde, war es bis zum Ende der UdSSR die hauptsächlich für den Export freigegebene Geschossart.

BM-15.jpg

Das Geschoss BM17 ist eine vereinfachte und damit billigere Exportversion der BM15 mit entsprechend schlechteren Kennwerten. Der massive Geschosskörper besteht aus Martensitstahl ohne eingebetteten Penetrator. An der Geschossspitze ist ein vergrößerter Dämpfer mit den Abmaßen 50 x 30 mm zur Kompensation der geringeren Durchschlagsleistung angebracht. Die BM17 wurde nur exportiert.

BM-17.jpg

Das Geschoss BM22 (etwa 1976) entspricht im Wesentlichen der BM15. An der Geschossspitze befindet sich der bekannte Penetratorkern aus Wolframkarbid. Ihm vorgelagert wurde wegen der immer noch unbefriedigenden Neigung zum Abprallen ein verbesserter größerer Dämpfer mit den Abmaßen 88 x 27 mm. Die resultierende größere Geschossmasse führte zu einer leicht verringerten Anfangsgeschwindigkeit, jedoch bei einer größereren Durchschlagsleistung. Die BM22 wird mit der Treibladung 3Sh52 geliefert, in der sich nur kurze Stücken des 7-Kanalpulvers 12/7 VA befinden. Die innenballistischen Eigenschaften der Treibladung 3Sh52 entsprechen der Treibladung 3Sh40. Ein Austausch ist möglich. Die BM22 fand in den späten 70ern bis in die 80er Jahre die größte Verwendung und wurde danach nur noch als Reservemunition in Depots gelagert.

BM-22.jpg

Das Geschoss BM26 ist der Nachfolger der BM22. Die Treibscheibe wurde an Stelle der bisherigen Stahltreibscheibe erstmals aus einer Leichtmetalllegierung gefertigt. Die Führungsringe aus Kupfer ersetzten die Konstrukteure durch einen breiten Polyamidring, was den Rohrverschleiß deutlich herabsetzte. Die Führung im Rohr durch Zentrierstifte an den Flügelenden wurde beibehalten. Die Geschosslänge wurde vergrößert. Für die BM26 ist eine neue Haupttreibladung entwickelt worden, eine Verwendung anderer Treibladungen ist nicht vorgesehen. Die Treibladung mit einer verbesserten Pulverzusammensetzung trägt die Bezeichnung 3Sh63 und ist zur Unterscheidung mit einem gelben Farbring versehen.

Der konstruktive Aufbau ist nicht genau bekannt. Russische Internetseiten zeigen zumeist die zweite Skizze und geben an, dass zur weiteren Verringerung der Neigung zum Abprallen bei ungünstigen Auftreffwinkeln der Penetratorkern in das Heckteil des Geschosses verlegt wurde. Der Dämpfer an der Spitze des Geschosses wurde deutlich vergrößert. Eine zuverlässige Bestätigung des beschriebenen Aufbaus steht noch aus.

Das Geschoss BM29 ist eine Weiterentwicklung der BM26. Im Unterschied zur BM26 enthält die BM-29 einen Penetratorstab aus einer Legierung von abgereichertem Uran, Nickel und Zink. Der Penetrator ist in eine stützende Stahlhülle eingesetzt. Der äußere Aufbau entspricht vermutlich im Wesentlichen der BM-26.

Das Geschoss BM32 "Vant" (etwa 1985) ist eine Weiterentwicklung der BM-26 , bei deren letzten Version insbesondere der Treibkäfig verbessert wurde. Der in Stahl eingehüllte, verlängerte Penetratorkern besteht ebenfalls aus einer Legierung von abgereichertem Uran, Nickel und Zink. Als Haupttreibladung ist die 3Sh63 vorgeschrieben.

BM-32.jpg

Das Geschoss BM39 "ANKER" wurde im Rahmen der Entwicklungsarbeiten für einen neuen experimentellen Kampfpanzer (Objekt 187) entwickelt, der mit der 125 mm Experimentalkanone 2A66 (D-91T) bewaffnet war. Möglicherweise wegen der Versuche mit einer Mündungsbremse an der 2A66 wurde der Treibkäfig so verändert, dass er die Führung und Zentrierung des Geschosses im Rohr vollständig übernehmen konnte. Die Spannweite der Stabilisierungsflügel konnte dadurch verringert werden, was den Luftwiderstand und damit die ballistischen Eigenschaftem deutlich verbesserte. Das Geschoss hat einen Monoblockpenetrator aus abgereichertem Uran. Über eine Serienproduktion ist bisher nichts bekannt.

BM-39.jpg

Das Geschoss BM42 "Mango" (etwa 1988) wurde entwickelt um den Tendenzen zur Nutzung aktiv-reaktiver Panzerungen Rechnung zu tragen. Die Technologie für Treibkäfig und Penetrator wurde erstmals erheblich verändert. Eine neue Legierung aus Wolfram mit hochwertigen mechanischen Eigenschaften in Verbindung mit verbesserten austenitischem Stahlsorten und neuartigen Aluminiumlegierungen führten zu einer neuen Munitionsqualität. An der Geschossspitze befindet sich ein neuartiger Dämpfer, der offenbar ein Abprallen verhindern und möglicherweise gleichzeitig die Wirkung einer reaktiven Vorpanzerung mindern soll.

BM-42.jpg

Das Geschoss BM46 SVINETS wird auf das Jahr 1991 datiert. Der Penetrator besteht aus abgereicherten Uran. Die Stabilisierungsflügel erhielten eine geringere Spannweite als der Kaliber der Kanone. Das Geschoss wird im Rohr erstmals Beim Geschoss BM42M handelt es offenbar um ein Entwicklungsmodell. Der Penetrator aus einer Wolframlegierung wurde verlängert und dazu der Treibkäfig neu entwickelt. Die Stabilisierungsflügel erhielten eine geringere Spannweite als der Kaliber der Kanone. Das Geschoss wird im Rohr vollständig vom Treibkäfig geführt. Dieses Geschoss ist nicht in Serie hergestellt worden und wurde durch die Weiterentwicklung der SVINETS-Modelle ersetzt.

Das Geschoss BM44-2 wurde estmals im Jahr 2019 auf einer Ausstellung gezeigt. Die Bezeichnung BM44-2 gilt dabei für das Geschoss einschließlich Treibkäfig und Treibladung. Eine konkrete Bezeichnung nur für das Geschoss ist bisher nicht veröffentlich worden. Für das Geschoss im Flug läge jedoch die Bezeichnung BM42-2 nahe. Bei diesem Geschoss handelt es sich nach offiziellen Angaben noch um ein Entwicklungsmodell. Als Haupttreibladung ist die Sh62-2 als Modifizierung aus der Sh63 entwickelt worden. Detailierte Angaben sind bisher nicht bekannt.

Das Geschoss BM59 SVINETS-1 zeigt sich sehr ähnlich dem Geschoss BM-42M und stellt sehr wahrscheinlich dessen Weiterentwicklung dar. Der Penetrator besteht aus abgereichertem Uran. Zur Unterscheidung ist die Geschossspitze rot gefärbt. Der vierteilige Treibkäfig besteht aus einer neuartigen Aluminiumlegierung und führt das Geschoss vollständig im Rohr. Im UNterschied zur B:42M ist der Treibkäfig deutlich verlängert worden und erhielt eine dritte Führung am hinterenTeil. Das soll vermutlich unerwünschte Schwingungen am langen Geschoss beim Schuss verhindern. An der Geschossspitze befindet sich nach verschiedenen Angaben ein neuartiger Dämpfer, der ein Abprallen verhindern und möglicherweise gleichzeitig die Wirkung einer reaktiven Vorpanzerung mindern soll. Die Länge des Geschosses mit Zusatztreibladung von etwa 725 mm lässt den Einsatz in den automatischen Ladeeinrichtungen der T-72 ohne größere  konstruktive Änderungen nicht mehr zu. Für modernisierte T-80BVM ist der Hubarm der Ladeeinrichtung so modifiziert worden, dass das längere Geschoss ohne Störung geladen werden kann. Das rote Farbband auf dem verbrennenden Teil der Zusatztreibladung soll darauf hnweisen, dass die BM59 gemeinsam der neu entwickelten Treibladung 4Sh96 zu verwenden ist.

Das Geschoss BM60 SVINETS-2 stellt eine Modifikation dieser Munitionsart dar. Der Penetrator besteht aus einer Wolframlegierung. Es ist ebenfalls nur die neu entwickelte Treibladung 4Sh96 zu verwenden.

Mit dem Unterkalibergeschoss P31 und dessen Vorgängern entstand für das Übungsschießen eine neue Munitionsart, die in ihren Flugeigenschaften bis 3000 m den BM-Geschossen gleich ist und die den Sicherheitstiefen der üblichen Schießplätze entspricht. Durch die Formgebung erhöht sich der Luftwiderstand nach Unterschreiten einer bestimmten Fluggeschwindigkeit so stark, dass dieses Geschoss bei einer Rohrerhöhung von 10° bereits nach 9000 m zu Boden fällt. Bisher zur Einführung wurde das Übungsschießen mit sprengstofflosen Hohlladungsgeschossen durchgeführt. Die neue Munitionsart trägt der höheren Qualität und Realitätsnähe der Schießausbildung Rechnung. Die Treibscheibe löst sich nach Verlassen des Rohres. Das Geschoss besitzt ebenfalls eine Zusatztreibladung.

SeR-32.jpg

 

Die Hohlladungsgranate BK12 / BK12M wird hauptsächlich gegen gepanzerte Ziele und Feldbefestigungsanlagen verwendet. Sie besitzt Stabilisierungsflügel die nach Verlassen der Rohres ausklappen. Die sechs Flügel werden durch eine Metallklammer am Schaft gehalten, die Klammer löst sich beim Abschuss und gibt die Stabilisierungsflügel frei. Eine Phase an den Flügeln lässt die Granate nach Verlassen des Rohres leicht rotieren um das Ausklappen der Flügel zu unterstützen. Ein Leuchtspursatz ermöglicht die Beobachtung des Schusses. Eine Mehrzwecknutzung ist nicht vorgesehen, kann aber natürlich erfolgen. Die BK-12 besitzt eine Einlage aus Stahl, während in der Modifikation BK-12KM eine Kupfereinlage verwendet wird. Der Kopfzünder I-238 ist ein elektrischer Zünder dessen Energie durch einen magnet-induktiven Impulsgenerator beim Abschuss erzeugt und in 4 Kondensatoren gespeichert wird. Dazu senkt sich ein Anker durch die Abschussbeschleunigung in eine elektromagnetische Spule, die dabei eine ausreichende Menge Elektroenergie in die Kondensatoren abgibt. Beim Aufschlag auf harte Ziele wird der Zünderkopf verformt, wodurch sich Zünderkörper und Kontakthülse berühren und über die Energie der Kondensatoren die Initialzündladung entzünden. Die Zündkette verläuft in diesem Fall ohne Verzögerung und unmittelbar zum Detonator, der direkt den Sekundärdetonator am Geschossboden zündet. Beim Auftreffen auf weichere Ziele, die nicht zum Verformen des Zünderkörpers führen, wird der Kontaktstift über der Kontakthülse durch die Trägheitskräfte aus seiner Position gebracht, worauf er die Kontakthülse berührt. Die elektrische Schaltung des Zünders zündet in diesem Fall die Verzögerungsladung. Mit einer Verzögerung von etwa 0,005 bis 0,25 Sekunden trifft die Detonationswelle der Verzögerungsladung die Initialzündladung und löst die Zündkette bis zum Detonator aus. Die Granate kann dadurch in das weiche Ziel eindringen und eine optimalere Wirkung entwickeln.

I-238.jpg

Die Hohlladungsgranate BK-14 / BK-14M ist grundsätzlich analog der BM-12 aufgebaut. Die BK-14M unterscheidet sich wiederum durch die Verwendung einer Kupfereinlage an Stelle der Stahleinlage. Der neuentwickelte Zünder V-15 besteht aus zwei Teilen, dem piezoelektrischen Impulsgenerator am Geschosskopf und dem elektrogalvanischen Bodendetonator. Der Bodendetonator wird nun über eine Öffnung im Geschossboden eingeschraubt. Die elektrische Verbindung zwischen den beiden Zünderteilen erfolgt über den Geschosskörper und die innenliegenden Trichterteile. Der neue Zünder arbeitet wesentlich zuverlässiger über alle Schussentfernungen und spricht mit erheblich geringerer Verzögerung an. Die ballistische Linse zur Gewährleistung einer möglichst gleichmäßigen Zündung des Sprengstoffes Hexogen ist modifiziert worden. Durch präzisere Herstellungsverfahren bei der Füllung der Sprengladung wurde die Effektivität des kumulativen Strahls gesteigert. Das führte zu einer erheblich höheren Durchschlagsleistung.

V-15.jpg

Die Hohlladungsgranate BK-18 / BK-18M unterscheidet sich von der BK-14 vor allem durch eine weitere Verfeinerung der Herstellungstechnologie. Der Geschosskörper besteht nun aus dem zylindrischen Teil mit der Kumulativladung, dem aufgeschraubten Kopfteil und, das ist neu, einem gesonderten aufgeschraubten Abstandsrohr mit dem Kopfzünder V-15.

BK-18M_01.jpg

Das Experimentalmuster BK-21 besaß eine Auskleidung des Hohlladungstrichters aus abgereichertem Uran. Bei der BK-29M konnte durch eine neuartige Technologie das Gewicht verringert und die Anfangsgeschwindigkeit gesteigert werden. Bekannt sind auch Entwicklungen mit einer Tandemhohlladung. Allerdings ist die Herstellung der Hohlladungsgranaten sehr teuer, mit zumeist um 5 Schuss bildeten die BK deswegen nur einen kleinen Teil der Munitionsbeladung. Zur Bekämpfung von Kampfpanzern sind die oben beschriebenen APFSDS-Geschosse besser geeignet. Für das Bekämpfen der anderen Ziele hat sich die Splitterspreng-Granate bisher als unschlagbar erwiesen.

Die Splittersprenggranate OF-19 ist flügelstabilisiert, die vier Flügel werden nach Verlassen des Rohres freigegeben und klappen nach hinten im Winkel von 90 Grad aus. Sie sind hinten an einem Aluminiumsteg befestigt, der in den Boden des Granatkörpers eingeschraubt ist. In der Transportlage werden die Flügel durch einen Kunststoffring gehalten, der beim Abschuss zerbricht. Außerdem sperren kleine Schrauben die Flügel vorn an der Geschossbodenseite, die Schrauben werden beim Abschuss abgeschert. Eine Phase an den Flügeln und eine Abschrägung am Boden des Haltestegs der Flügel lässt die Granate leicht rotieren um das Ausklappen der Flügel zu unterstützen. Einen Leuchtspursatz besitzt die OF19 nicht, der Treffer soll nach der Lage des Einschlages beobachtet werden. Die Granate ist mit einer Füllung aus TNT versehen. Der Zünder V-429E, der im wesentlichen dem Zünder W-429 der OF412 entspricht, kann in der Wirkung verstellt werden. Werksmäßig ist die Zündermembran mit einer abschraubbaren Kappe abgedeckt. Das bedeutet, der Zünder spricht mit einer geringen Verzögerung an, was die Wirkung auf leichtgepanzerte Ziele erhöht. Der Zündfunkenweg ist werksmäßig mit einem Stellstift am Zünder auf direkten Weg eingestellt. Bei Bedarf kann die Kappe abgeschraubt werden, die Zündung erfolgt sofort ohne jede Verzögerung . Mit Kappe und Zündweg auf Verzögerung eingestellt, wird eine deutliche Zündverzögerung erreicht. Dies ist vor allem gegen Feldbefestigungsanlagen effektiver, wo ein tiefes Eindringen vor der Zündung erwünscht ist.

V429E.jpg OF-19.jpg AINET.jpg

Der elektronische Zünder für das System AINET erlaubt das Bestimmen eines festen Detonationszeitpunktes der Granate. Dazu wird über eine induktiv arbeitende Zünderstelleinrichtung während des Ladevorganges vor dem Zuführen in den Ladungsraum der Kanone der Zündzeitpunkt an den Zünder übermittelt. Der Zünder zum System AINET ist mit allen Zündern der Splittersprengranaten austauschbar.

Die Splittersprenggranate OF26 unterscheidet sich von der OF19 lediglich in der Verwendung eines anderen Sprengstoffes. Dieser besteht aus einer Füllung mit dem wesentlich brisanterem Sprengstoff Hexogen, phlegmatisiert mit Aluminiumpulver, was insbesondere die Splitterwirkung erhöht und somit die Wirkung auf leichtgepanzerte Ziele. Die Wirkungsfläche der Splittersprenggranate, in der 90% aller lebenden Kräfte vernichtet werden, beträgt etwa 40 m in der Breite und 20 m in der Tiefe.

Das Geschoss OF82 ist ein Splitter-Spreng-Schrapnell-Geschoss mit Richtungswirkung. Ein entsprechendes Patent war bereits 2009 veröffentlich worden. Der grundsätzliche Aufbau entsprichjt der OF26. Im Kopfteil befindet sich jedoch ein Treibbecher aus Kunststoff mit eine Füllung aus 450 Stahlzylindern von jeweils 3 Gramm. Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Splitter wird mit 1200 m/s angegeben. In den Geschosskopf ist ein tempierbarer Zünder eingesetzt der über eine induktive Stelleinrichtung programmiert wird. Der Ausstoßwinkel der vorgefertigten Spülitterladung beträgt nach vorne 20 Grad und ergänzt somit die Splitterwirkung des Geschossmantels, deren Hauptstrom seitlich vom Geschoss wirkt. Durch Übernahme von Form und Gewicht der OF19/26 gelten für das Schießen die gleichen ballistischen Werte.

Die Grundladung 4Sh40 bzw 4Sh52 ist eine Teilabbrandladung, nur der Hülsenstummel aus Stahl bleibt zurück. Die Grundladung wird für alle Geschosse als Standardladung verwendet. Das Gewicht der Treibladung beträgt 10 kg, dabei entfallen 3,4 kg auf den Hülsenboden aus Stahl und etwa 5 kg auf das Treibladungspulver. Die Zündung beim Abfeuern erfolgt primär mit einem elektrischen Impuls durch den Schlagbolzen, der dazu nach dem Schließen des Verschlußkeils sofort gegen die Zündschraube GUV-7 (Galvano/Schlag-Zünder) drückt. Völlig unabhängig vom Zündverlauf wird ein Schlagstück entspannt, das gegen den Schlagbolzen schlägt und so doublierend die klassische mechanische Zündung auslöst, für den Fall, daß die elektrische Zündung erfolglos war. Im Notbetrieb wird die mechanische Schlagbolzenzündung per Hand ausgelöst.

125_mm_TL_Sh-40.jpg

GUV-7.jpg

Die Pulverfüllung der Grundladung 4Sh40 besteht aus Stücken von 7-Kanal-Röhrenpulver und einem Bündel 1-Loch-Stangenpulver. Die Grundladung 4Sh52 ist nur mit Stücken aus 7-Kanal-Röhrenpulver gefüllt. Beide Grundladungen besitzen gleiche innenballistische Eigenschaften und sind austauschbar.

Für die neuentwickelten APFSDS-Geschosse wurde die Grundladung modifiziert. Im Ergebniss verbesserte sich die innenballistische Leistung der Grundladung vom Typ 4Sh63. Diese Grundladung ist nicht für den Verschuss von Splitter-Sprenggranaten und Hohlladungsgranaten vorgesehen. Zur Unterscheidung von den anderen Grundladungen trägt die 4Sh63 ein gelbes 20 mm breites Farbband. Für die SVINETS-Geschosse ist die Treibladung 4Sh69 zu verwenden. Sie trägt zur Unterscheidung ein violettes Farbband am verbrennbaren Teil der Ladung.

Lenkrakete 9M112 bzw. 9M119. Mit der 125 mm Kanone konnten schon aus dem T-64B Lenkraketen abgefeuert werden. Diese sind so konstruiert, daß sie auch durch den Ladeautomaten geladen werden können. Sie sollen vor allem die Wirkungslücke zwischen Panzerkanonen und weitreichenden Panzerabwehrwaffen beim selbständigen Einsatz der Panzer schließen. Der 1978 eingeführte Lenkraketenkomplex 9K112-1 "KOBRA" verschießt die funkgesteuerte Rakete 9M112 auf Entfernungen bis 4000 Meter aus dem Stand und aus der Bewegung bei einer Vernichtungswahrscheinlichkeit mit dem ersten Schuss von nicht weniger als P=0,8. Die Lenkrakete der Lenkwaffenanlage 9M112 der T-64B und T-80B besteht aus zwei Teilen, dem Gefechtskopf und dem Tribewerksteil. Da der Ladevorgang bei der Ladeeinrichtung dieser Panzer jedoch so erfolgt, dass Geschoss und Treibladung in einem Zug und gemeinsam in den Ladungsraum der Kanone zugeführt werden, hatten die Entwickler der 9M112 eine Mechanik konstruiert, die beim Laden der beiden Lenkraketenbestandteile Geschosskopf und Triebwerksteil fest miteinander verriegelt.

Die T-72B verwenden die Lenkwaffenanlage 9K120 "SWIR", in den T-80 und T-90 wird die Lenkwaffenanlage 9K119 "REFLEKS" verwendet. Die Zielentfernung kann 100 bis 5000 Meter betragen, die Wahrscheinlichkeit das Ziel mit dem ersten Schuss zu vernichten liegt ebenfalls bei P=0,8. Ein Abstandhalter an der Ausstoßladung verhindert ein Zurückgleiten der Rakete in den Ladungsraum der Kanone infolge der verkürzten Ausstoßladung. Im Heck der Rakete befindet sich der Empfangsblock für den modulierten Laserstrahl der Lenkeinheit des Panzers. Es folgt das Hohladungsgefechtsteil, das Triebwerk und die Steuereinheit in der Geschoßspitze. Die Lenkung arbeitet nach dem Prinzip des Entenflügels. Nach Verlassen des Rohres klappen die Lenkflächen aus dem Kopfteil heraus und das Marschtriebwerk zündet.

Die 125 mm Kanone verfügt auch heute noch über beträchtliche Leistungsreserven und wird sehr wahrscheinlich noch einige Jahre die Hauptbewaffnung der russischen Kampfpanzer bilden. Das bedeutet, die Entwicklung neuer, leistungsfähiger Munition, hier ganz besonders von APFSDS-Geschossen, läuft unvermindert weiter. Bei der perspektivischen Modernisierung der russischen Kampfpanzer zeichnet sich der Übergang zu einer neuen Ladeeinrichtung ab, die endlich den Einsatz wesentlich längerer APFSDS-Geschosse zulassen wird.

Abschließend einige weitere Daten und Informationen zur 125 mm Munition.


Typ

Index für

 

vollständiger Schuss
mit Geschoss und Haupttreibladung

Geschoss mit Zusatztreibladung und Treibkäfig

Geschoss ohne Treibkäfig

inoffizielle
Bezeichnung

APFSDS

3BM 3

3BM 10

3BM 9

 

3BM 6

3BM 13

3BM 12

 

3BM 7

3BM 18

3BM 15

 

3BM 8

3BM 18

3BM 17

 

3BM 9

3BM 23

3BM 22

Sakolka

3BM 10

3BM 30

3BM 29

Nadfil-2

3BM 11

3BM 27

3BM 26

Nadeshda-R

3BM 13

3BM 38

3BM 32

Vant

?

3BM 39

?

Anker

3BM 17

3BM 44

3BM 42

Mango

3BM 19

3BM 44M

3BM 42M

Mango-M

?

3BM 44-2

?

?

3BM 20

3BM 48

3BM 46

Svinets

3BM22

3BM65

3BM 59

Svinets-1

3BM23

3BM 66

3BM 60

Svitets-2

HEAT

3BK 7

-

3BK 12 (12M)

 

3BK 10

-

3BK14 (14M)

 

3BK 16

-

3BK 18 (18M)

 

 

 

 

 

 

HE-FRAG

3OF 22

-

3OF 19

 

3OF 36

-

3OF 26

 

3OF 128

-

3OF 82

Telnik

Weiten des direkten Schusses auf Zielhöhen mit der Standardmunition (2A46)
(die Flugbahn überschreitet während ihres gesamten Verlaufes nicht die Zielhöhe, Haltepunkt ist Zielunterkante)

 

2,0 m

2,7 m

3,0 m

Günstigste Schussentfernung

APFSDS (BM 12)

2120 m

2410 m

2530 m

2100 m

HEAT

1010 m

1150 m

1230 m

1800 m

HE-FRAG

1010 m

1160 m

1220 m

2000 m


ST 250/04/005 Schusstafeln für die 125 mm Panzerkanone D-81 Ausgabejahr 1981:

 

Unterkaliber BM9

Hohlladung BK14M

Splitter-Spreng OF19

 

Schusstafeln für die 125 mm Panzerkanone 2A46M, Ausgabejahr 1987:

 

Unterkaliber BM15

wie 1981

wie 1981

Quellen:
1. 125 mm Panzerkanone 2A26 bis 2A46M, Technische Beschreibung und Nutzung, Teil 3 Munition, Militärverlag, Moskau, 1988
2. 125 mm Schuss 3VBM-13, Technische Beschreibung und Nutzung, Militärverlag, Moskau, 1990
3. ST 250/4/005, Schußtafel 125 mm Panzerkanone D-81, DDR, NVA, 1981
4. Katalog, Munition für Panzer, Panzerabwehr und Artillerie, Forschungsinstitut NIMI, Verlag Militärparade, Moskau, 2002
5. Stahl und Feuer, Internetseite
http://btvt.narod.ru/4/bps.htm
6. Reibert. info, Internetseite, http://reibert.info/forum/showthread.php?t=85523
7
. Projectile and Warhead Identification Guide - Foreign , National Ground Intelligence Center, USA, 1997
8. Schusstafeln für die 125 mm Kanone D-81 (2A46, 2A46M), NVA, 1987

 

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Stefan Kotsch