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STP-2
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Waffenstabilisator STP-2 "ZYKLON" für die Kampfpanzer T-54B und T-55 In der UdSSR entschloss man sich bereits kurz nach dem zweiten Weltkrieg den zukünftigen Hauptkampfpanzer mit einer stabilisierten Waffenanlage auszurüsten. Mitte der 50er Jahre war zunächst der Stabilisator STP-1 HORIZONT einsatzfähig und wurde als Modernisierung in den Kampfpanzer T-54A eingebaut. Diese Anlage stabilisierte die Kanone zunächst ausschließlich in der Vertikalen, der Turm konnte elektromechanisch geschwenkt werden. Schon 1956 folgte der Stabilisator STP-2 ZYKLON für den T-54B. STP-2 ist dabei die russische Abkürzung für "Stabilisator für Panzerkanonen in zwei Ebenen". Die 100 mm Kanone wurde modifiziert und erhielt die Bezeichnung D-10T2S, wobei die Kennung 2S für Zwei-Ebenen Stabilisierung steht. Der Schwimmpanzer PT-76B wurde mit einer Modifikation dieser Waffenstabilisierungsanlage unter der Bezeichnung STP-2P ausgerüstet. Die Waffenstabilisierungsanlage ZYKLON bewährte sich ausgezeichnet und fand, modifiziert und verbessert, unter der Bezeichnung 2E15 METEOR ebenfalls beim Kampfpanzer T-62 Verwendung. Auch alle weiteren Waffenstabilisatoren der sowjetischen Nachkriegspanzer basieren auf dem Grundaufbau des STP-2. Grundsätzlicher
Aufbau. Der Stabilisator
STP-2 ist eine elektrohydraulisch elektromechanische Stabilisierungsanlage.
Das
Teilsystem für die vertikale Ebene arbeitet dabei elektrohydraulisch,
während das horizontale Teilsystem mit einem elektromechanischen Richtantrieb
arbeitet. Der horizontale Richtantrieb kann auch
für das nichtstabilisierte Turmschwenken eingesetzt werden. Das
Tagzielfernrohr
und das Nachtzielfernrohr
folgen abhängig stabilisiert den vertikalen Bewegungen der Kanone.
Im Gegensatz zum amerikanischen System Add-On von der Firma
Cadillac-Gage, befinden
sich beim STP-2 alle Kreisel in einer geschlossenen Baugruppe unter dem
Bodenstück der Kanone. Darüber hinaus besitzt das sowjetische
System jeweils für jede Ebene einen Kreisel mit drei
Freiheitsgraden zur Winkelmessung und einen Kreisel
mit
zwei Freiheitsgraden für Winkelgeschwindigkeitsmessung. Die eigentlichen Kreiselrotoren sind um ein vielfaches
größer als die Kreisel von Cadillac-Gage, besitzen eine
entsprechend größere Starrheit und können einem Gewicht von
bis zu 2 kg widerstehen. Das Schießen mit der Waffenstabilisierungsanlage
STP-2 ist auch in schwierigem Gelände bei Geschwindigkeiten
bis etwa 25 Km/h im Bereich der Weite des direkten Schusses
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mit guter Treffaussicht möglich. Zur Zielzuweisung
durch den Kommandanten kann das horizontale Teilsystem übersteuert
werden, um die Visierlinie des Richtschützen auf die Sichtlinie
des Kommandanten einschwenken zu lassen.
Der Spannungsumformer erzeugt eine Spannung von 400
Hz bei 40 Volt, die für die Versorgung der Kreiselantriebe notwendig
ist und erfüllt zusätzlich die Aufgabe eine Spannungsstabilisators.. Der Kreiselblock enthält alle vier Kreisel in leicht
austauschbaren
Einschüben. Die Winkelgeber mit drei Freiheitsgraden besitzen
ein internes Korrektursystem, das der systembedingten Neigung
der Kreisel zum Auswandern entgegenwirkt. Wird der vorgegebene maximale Fehlerwinkel des
Auswanderns erreicht, spricht die Korrektureinrichtung an und
führt den Kreiselrahmen wieder in die Solllage zurück. Drehknöpfe für den manuellen Driftabgleich sind
deshalb nicht als notwendig erachtet worden. Die Signale der Kreisel für Winkel
und Winkelgeschwindigkeit gehen als Summierungssignal in den Elektronikverstärker
ein. Der Hauptverteilerkasten
verbindet die Baugruppen untereinander und enthält zusätzlich
die elektrischen
Sicherungen, Relais und Einstellmöglichkeiten für einige Betriebsparameter.
Der Elektronikverstärker ist ein röhrenbasierter
Analog-Rechner
für Verstärkung der eingehenden Signale und die Erzeugung und Verstärkung der
ausgehenden Steuersignale, die an die Stellglieder
des Stabilisators gesendet werden. Zum Einen ist das der Elektromaschinenverstärker, der die Aufgabe hat, die Bordspannung so umzuformen, dass sie zum direkten Betrieb des Elektromotors des Turmschwenkwerkes einsetzbar wird. Der Elektromaschinenverstärker ist konstruktiv ein in einer in sich geschlossenen Baugruppe mit einem Elektromotor gekoppelter Generator und wirkt als Leistungsverstärker auf dem Prinzip des Amplidyne-Generators. Die elektrischen Steuersignale des horizontalen Teilsystems wirken direkt auf den Amplidyne-Generator, regeln ihn und erzeugen damit eine den Richtsignalen entsprechende variable hohe Ausgangsleistung. Diese Ausgangsleistung betreibt unmittelbar den Elektromotor des Turmschwenkwerkes. Das Turmschwenkwerk selbst bildet eine geschlossenen Baugruppe mit einstufigem Planetengetriebe, Elektromotor, Handantrieb und Seitenwinkelanzeiger. Der Verstärkungskoeffizient des verwendeten Elektromaschinenverstärkers EMU-5PMB liegt im Bereich des 5.000- bis 10.000-fachen. Damit ist es möglich mit der kleinen Ausgangseistung (ein Zehntel Watt) des Elektronikverstärkers eine Leistung im Kilowatt-Bereich zu steuern. Der Elektromaschinenverstärkers besitzt dabei die Fähigkeit sehr schnell die Polarität und die Spannungsgröße entsprechend der Richtung und Größe des Stromes in der Steuerwicklung zu ändern, was für die spezifischen Betriebseigenschaften der Waffenstabilisierung äußerst bedeutsam ist. Der 1,95 kW Elektromotor des Elektromaschinenverstärkers wird mit der Bordspannung von 26 Volt betrieben, dabei werden Stromstärken von bis zu 130 Ampere gemessen. Der angeschlossene 1,7 kW Generator erzeugt daraus eine Spannung von 110 Volt, wobei Stromstärken von bis 15,4 Ampere gemessen werden. Damit wird der angeschlossene Elektromotor des Turmschwerkwerkes angetrieben. Der Hydraulikverstärker
besteht
aus einer von einem Elektromotor angetriebenen Zahnradpumpenkombination,
die bei geringen Steuerventildrücken
einen hohen Arbeitsdruck im Arbeitskreislauf des Höhenrichtzylinderes regeln
kann. Der Vertikalstabilisator besitzt keinen Druckspeicher
und arbeitet mit einem kontinuierlichen Druckstrom. Der Höhenrichtzylinder ist
ein an der Turmdecke befestigter, zweiseitig wirkender Arbeitszylinder.
Die beiden Druckräume
können mit elektrisch ansteuerbaren Ventilen gesperrt werden,
um die Kanone in allen Erhöhungswinkeln hydraulisch zurren
zu können.
Der Hydraulikölbehälter als Nachfüllbehälter für den
Ölkreislauf des Vertikalstabilisators
ist an der Turmdecke befestigt und direkt
mit dem Hydraulikverstärker des Vertikalstabilisators verbunden. Im Bild 6, am Platz des Ladeschützen, ist an der rechten Seite der Kanone der Höhenrichtzylinder erkennbar . Hinter dem chromfarbenen Arbeitskolben befindet sich der Elektromagnet für die hydraulische Zurrung, rechts oben am Arbeitszylinder ragt der Ventilumstellhebel für den Hand/Stabilisatorbetrieb hervor. Einzelheiten des Aufbaus zeigt Bild 7. Im Vordergrund, rechts neben dem Bodenstück, befindet sich das automatische Blockiergerät. Oben an diesem Blockiergerät, gezeigt im Bild 8, befindet sich ein Hebel mit Rolle, der sich seitlich am Bodenstück abrollt und mit beginnendem Rücklauf die Richtstromkreise und die Abfeuerung unterbricht, sowie die hydraulische Zurrung der Kanone in der Vertikalen auslöst. Bevor nach dem Schuss das Blockiergerät anspricht, wandert die Visierlinie so weit aus, dass der Richtschütze das Ziel nur noch stark eingeschränkt beobachten kann. Solange die Stabilisierungsanlage blockiert ist, kann keine Richtbewegung erfolgen. Der Knopf an der Stirnseite des Blockiergerätes dient dem manuellen Entblockieren, der Knopf an der rechten Seite dient dem manuellen Blockieren und erfüllt die Funktion eines Sicherheitsschalters. Der rote Schaltkasten am der Turmdecke dient, um das nicht unerwähnt zu lassen, der manuelle Betätigung des Filterventilationssystems der automatischen Kernwaffenschutzanlage. Der Überdruck-Filterlüfter befindet sich im Bild direkt unter dem Winkelspiegel. Am Arbeitsplatz des Richtschützen, im Bild 9, befindet sich links das Turmschwenkwerk mit dem unten links angeflanschten 110 Volt Elektromotor, dem Getriebe mit Handkurbel und dem Seitenwinkelanzeiger. Unter dem Okular des Zielfernrohres ist der Richtgriff angeordnet. Gut zu erkennen ist der Nachfüllbehälter für das Hydrauliköl MGE-10A des Vertikalstabilisators. Rechts neben dem Turmschwenkwerk ist beim T-55 der Elektromaschinenverstärker der Horizontalschwenkwerkes am Turmdrehkranz angebaut und direkt über diesem, an der Turminnenwand, der Hauptverteilerkasten. Die Richtgriffbaugruppe, Bild 10, trägt unten, am unbeweglichen Teil drei Schalter. Das sind von links der Einschalter UMFORMER für den Spannungsumformer, der die Kreisel mit Spannung versorgt, der Schalter HALBAUTOMATIK für das unstabilisierte horizontale elektrische Richten und der Schalter AUTOMATIK für den Betrieb der Horizontalstabilisierung. Links im Hintergrund der Richtgriffe ragt nach links der Hebel heraus, mit dem zum Inbetriebnehmen des Vertikalstabilisators das Höhenrichtgetriebe mechanisch vom Zahnbogen an der Kanone getrennt werden muss. Die Inbetriebnahme der
Stabilisierungsanlage
erfolgt zunächst durch
Lösen aller Marschzurrungen, die vertikale Zurrstange am Bodenstück muss
entfernt
und die mechanische Zurrung des horizontalen Turmschwenkens gelöst
werden. Zum Inbetriebnehmen des Turmschwenkwerkes muss
die Fahrerluke
geschlossen sein. Am Höhenrichtzylinder ist ein Ventilhebel von der
Betriebsstufe Handrichten
auf Stabilisatorbetrieb zu verdrehen. In der Praxis war das
Ventil aber zumeist ständig auf "Stabilisatorbetrieb" geschaltet,
ohne das spürbare Folgen eingetreten wären. Funktionsweise. Vertikalstabilisierung.
Wird durch eine Störgröße die Kanone in der vertikalen Ebene
aus ihrer Solllage ausgelenkt, spricht zuerst der Geber der
Winkelgeschwindigkeit an und gibt ein entsprechendes Signal
an den Elektronikverstärker aus. Mit zunehmender Auslenkung
der Kanone wächst auch die Größe des Signals des Winkelgebers,
das ebenfalls in den Elektronikverstärker eingeht. Beide
Signale werden verstärkt, gemischt und in ein entsprechendes
Signal für die Steuerung des Hydraulikverstärkers der Vertikalstabilisierung
umgeformt. Dieses elektrische Signal steuert im Hydraulikverstärker
die erste Kaskade der hydraulischen Ventilsteuerung. Dadurch
kann auf hydraulischem Wege mit einem relativ geringen Steuerdruck
die zweite Kaskade angesteuert werden. Die zweite Kaskade führt
den vollen Hydrauklikdruck, dessen Richtung und Stärke von der
Ventilwaage der ersten Kaskade gesteuert wird und direkt auf
den Höhenrichtzylinder wirkt. Sicherungsschaltungen. Zur
Erhöhung der Betriebssicherheit und zur Vermeidung von übermäßigem
Verschleiß wurden von den Entwicklern eine Reihe von Sicherungsschaltungen
vorgesehen.. So kann bei geöffneter Fahrerluke oder bei nicht
gelöster horizontaler Turmzurrung der Turmschwenkwerkmotor
nicht in Betrieb genommen werden. Beim Abfeuern der Kanone wird
mit Beginn des Rücklaufes durch das automatische Blockiergerät
die Kanone durch hydraulisches Sperren
des Höhenrichtzylinders gezurrt. Zugleich wird die elektrische
Abfeuerung blockiert und der elektrische
Turmschwenkwerkmotor vom Richtstromkreis getrennt. Die Kanone
und der Turm verbleiben bis zum Betätigen des Blockiergerätes
durch den Ladeschützen in der Position STOP. Zu allen
Ladetätigkeiten muss der Ladeschütze das Blockiergerät manuell
auf STOP stellen und es nach Abschluss der Tätigkeiten
wieder manuell entblockieren. Dies ist auch zwingend erforderlich,
da
sich sonst die Patronen aus den Turmhalterungen oder aus der Panzerwanne
in der Enge des T-55 nicht gefahrlos entnehmen lassen. Die Waffenstabilisierungsanlage STP-2 wurde neben dem T-55 auch für den Schwimmpanzer PT-76 ausgewählt. Der Horizontalstabilisator STP-2P des PT-76 erreichte wegen der leichten Waffenanlage und dem leichten Turm eine doppelt so hohe Stabilisierungsgüte. Der grundsätzliche Aufbau und die wichtigsten Baugruppe der Stabilisierungsanlage STP-2 wurden Ende der 50er Jahre für den Waffenstabilisator 2E15 des Kampfpanzers T-62 übernommen. wichtige technische Kenndaten der Stabilisierungsanlage STP-2:
(1 - Weite des direkten Schusses - ist die Schussentfernung, bei der die Höhe der Flugbahn bei angerichteter Zielunterkante die Zielhöhe während der gesamten Flugbahn nicht überschreitet. Quellen: |
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Copyright: Stefan Kotsch |