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2E28M

Waffenstabilisator 2E28M "Siren" für die Kampfpanzer T-64 und T-72

Part 1 Part 2

Im Verlauf der Entwicklungsarbeiten für einen neuen sowjetischen Kampfpanzer neuerer Generation war den Konstrukteuren klar geworden, das ein Entfernungsmesser für den zukünftigen Standardpanzer zwingend erforderlich sein würde. Schon 1958 wurde der Prototyp Objekt 430, ein Urvater des T-64, mit dem optischen Entfernungsmesser TPD-43 ausgestattet, eine Lösung mit unabhängiger Stabilisierung von Zielfernrohr und Kanone. Ab Mitte der 60er Jahre stand dann der Zielfernrohrentfernungsmesser TPD-2-49 mit unabhängig stabilisiertem Sichtfeld in der Vertikalen zur Verfügung und wurde mit Beginn der Serienproduktion das Zielfernrohr des Kampfpanzers T-64. Der für den TPD-2-1 weiter entwickelte Waffenstabilisator erhielt die Bezeichnung 2E23. Nach einigen Verbesserungen ging aus diesen Systemen Anfang der 70er Jahre das Zielfernrohr TPD-2-49 und der Stabilisator 2E28 "Flieder" hervor, welche in verschiedenen Modifikationen im T-64, T-72 und anfänglich auch im T-80 Verwendung fanden.

Der Stabilisator 2E28M ist ein elektrohydraulisches Stabilisierungssystem. Das funktionelle Grundpinzip basiert auf dem Stabilisator STP-2. Jedoch wurde der Kreiselblock des Winkelgebers für die Vertikale aus dem gemeinsamen Kreiselblock unter dem Bodenstück der Kanone herausgenommen und in das Zielfernrohrgehäuse integriert. Das Seitenrichtgetriebe wird von einem Hydraulikmotor großen Drehmoments angetrieben. Das Stabilisierungssystem synchronisiert die Kanone nach dem Laden automatisch mit der Visierlinie. Ein Druckspeicher ist nicht vorhanden, die Hydraulikpumpen arbeiten kontinuierlich. Ein unstabilisiertes Kraftrichten ist in de Horizontalen möglich, in der Vertikalen ist dies nicht vorgesehen.
Die Möglichkeit der nahezu ununterbrochenen Nutzung im Gefecht spricht bei den geringen Füllmengen von 17 Ltr im Kreislauf des vertikalen Richtens und 10 Ltr im Seitenrichtantrieb für die unübertroffene Güte des Hydrauliköls MGE-10A und für eine ausgezeichnete Mechanik. Die Stabilisierungsgüte dieses Anfang der 60er Jahre entwickelten Systems wurde lange Jahre in keinem anderen Kampfpanzer der Welt erreicht. Erst mit der Entwicklung der
Waffennachführanlage des deutschen Leopard 2 wurde eine bessere Stabilisierungsgüte erreicht.

Die Stabilisierungsanlage 2E42 ermöglicht die folgenden Betriebsarten

a) Betriebart Automatik: die volle Stabilisierung in Höhe und Seite bei stabilisierter Visierlinie
b) Betriebart Halbautomatik: das elektrische Richten in de Horizontalen ohne Stabilisierung, die Kanone wird in der Vertikalen manuell gerichtet
c) Stabilisiertes Beobachten: das stabilisierte Beobachten über das Hauptzielfernrohr mit und ohne Zuschaltung der Betriebart Halbautomatik, die Kanone wird nicht gerichtet
d) Zielzuweisung durch den Kommandanten in der Seite
e) Notbetrieb: Drehen des Turmes durch den Fahrer im Notfall

Zusätzliche Funktionen:

a) Ladewinkel: der Ladewinkel wird bei Auslösen des Ladevorganges automatisch eingenommen, die Kanone wird hydraulisch in der Vertikalen gezurrt und nach Abschluss des Ladevorganges wieder stabilisiert und mit der Visierlinie synchronisiert
b) Hülsenauswurf: hydraulisches Zurren der Kanone in der Vertikalen wenn der Hülsenstummel nicht von der Hülsenfangeinrichtung erfasst wird und auf den Turmkorbboden fällt.
c) Schussweite: der Differenzwinkel zwischen Visierlinie in der Vertikalen und der der Schussentfernung entsprechenden Rohrerhöhung wird automatisch eingestellt

 

In der folgenden Tabelle sind die Hauptkennwerte des Systems aufgeführt:

Drehzahl der Kreisel

26.000 Upm

Zeit bis zur Betriebsbereitschaft

90 Sekunden

zulässiger Dauerbetrieb

4 Stunden, im Gefecht unbegrenzt

Leistungsaufnahme

3,5 kW

Schwenkbereich Kanone in der Vertikalen

-5° 20' bis +15° 15'

Stabilisierungsgenauigkeit Kanone, Vertikal

max. 0,8 Strich

Stabilisierungsgenauigkeit Kanone, Horizontal

max. 2 Strich

Genauigkeit der Stabilisierung der Visierlinie, Vertikal

max 0,5 Strich

Richtgeschwindigkeit Kanone, vertikal

min. höchsten 0,05 Grad/sec- 3,5 Grad/sec

Richtgeschwindigkeit, horizontal

min. höchstens 0,05 Grad/sec - max. 6Grad/sec
Schnellrichten mit 20 Grad/sec

Richtgeschwindigkeit beim Zielzuweisen durch Kommandant

konstant 20 Grad/sec

Die Baugruppen im Turm sind der Hydraulikverstärker für das vertikale Richten (1), der Kreiselblock (2), der Höhenrichtzylinder (3), das Einstellgerät für den vertikalen Winkel (4), die Handhöhenrichtmaschine (5), die Winkelbegrenzer (6), der Verteilerkasten K1 (7), der Geber der linearen Beschleunigung (8), der Nachfüllbehälter für das vertikale Stabilisieren (9), der Frequenzstabilisator (10) und in der Wanne der Hydraulikmotor großen Drehmoments (11), die Hydraulikpumpe (12) und der Nachfüllbehälter für das horizontale Stabilisieren (12), sowie nicht dargestellt der Zielfernrohr-Entfernungsmesser TPD mit der Blickfeldstabilisierung.
2e28M_7.jpgDie Funktionsweise ist prinzipiell ähnlich der des Stabilisators STP-2, die Grundlagen der Kreiseltechnik sind weiter vorn dargelegt. Im Weiteren sind nur die Besonderheiten des Systems 2E28 beschrieben.

Die Stabilisierung der Visierlinie erfolgt mechanisch. Dazu befindet sich im Gehäuseblock des Zielfernrohres ein Kreisel in drei Freiheitsgraden für die Ermittlung der Größe der Winkelabweichung in der Vertikalen. Der Kreisel ermittelt, gemeinsam mit dem Winkelgeschwindigkeitsgeber im Kreiselblock unter der Kanone, die zur vertikalenStabilisierung der Kanone notwendigen Signale. Gleichzeitig ist die kardanische Aufhängung des Kreisels im Zielfernrohr über ein Stahlband und ein Parallelogrammgestänge mit dem Kopfspiegel verbunden. Dieser Kreisel besitzt eine so große Starrheit, dass er einem angehängten Gewicht von 12 Kg widerstehen kann. Dadurch wird der Spiegelkopf lediglich durch die Kraft des Kreisels stabilisiert. Diese Lösung erwies sich als ausgesprochen robust und war so erfolgreich, dass dieses Prinzip noch beim Zielfernrohr 1G46 des T-90 zum Einsatz kam. Zum Richten des Kopfspiegels werden durch Verdrehen der Richtgriffe die Richtmagnete an der kardanische Aufhängung angesprochen, die dadurch den Kreisel zu einer gesteuerten Präzession und damit zum gesteuerten Auswandern anregen. Der mechanisch angeschlossene Spiegel folgt der Lageänderung des kardanischen Rahmens.
Mit dem Kreiselsystem im Zielfernrohr ist ein Resolver, auch als Drehmelder bezeichnet, verbunden. Wobei der Rotor mit dem äußeren Kardanrahmen und nachfolgend mit dem Spiegelkopf verbunden ist und der Stator des Resolvers ist über ein Parallelogrammgestänge mechanisch mit der Kanonenwiege verbunden.
2e28m_4.jpgWandert die Kanone infolge einer Störung aus der Solllage aus, so verdreht sich der Stator in der Rotorwicklung, worauf der Resolver ein Signal zur Stabilisierungselektronik ausgibt, wo es mit dem Signal der Winkelgeschwindigkeit, aus dem Winkelgeschwindigkeitsgeber im Kreiselblock, summiert wird. Das verstärkte Signal wird an den Hydraulikverstärker der Vertikalstabilisierung ausgegeben und steuert dort die Niederdruck-Ventilwaage zur Regelung des Hochdruck-Hydraulikkreislaufes zum Höhenrichtzylinder. Die Kanone wird wieder in die Solllage zurückgeführt.

Zum Ausgleichen systembedingter Kennlinienasymetrien und Abweichungen von Winkelgeber und Winkelgeschwindigkeitsgeber sowie durch verschleißbedingte Änderungen der Kenndaten der Baugruppen wurde zusätzlich eine Kompensationseinrichtung entwickelt. Die entstehende Abweichung von Visierlinie und Seelenachse der Kanone wird von der Kompensationseinrichtung gemessen und als Korrektursignal an die Stabilisierungselektronik ausgegeben. Die Kompensationseinrichtung besteht aus einer speziellen elektromechanischen Kontaktbaugruppe und ist mit dem kardanischen Rahmen des Kreisels verbunden. Bei Abweichungen die nicht im Toleranzfeld liegen, werden die entsprechenden Kontaktpaare geschlossen und ein Korrektursignal ausgegeben, bis Visierlinie und Seelenachse wieder synchron verlaufen. Die Kompensationseinrichtung wirkt gleichzeitig als Schußverblockung die den Abfeuerungstromkreis nur bei Synchronverlauf freischaltet.

Das Richten der Kanone wird wie folgt realisiert. Beim Richten des Spiegelkopfes verdreht sich der äußere kardanische Rahmen des Kreisels und mit ihm der Rotor des Resolvers, dadurch entsteht ein Fehlerwinkelsignal, das an die Stabilisierungselektronik ausgegeben wird, die Kanone folgt der Visierlinie bis die neue Solllage erreicht ist.
Beim Betätigen der
automatischen Ladeeinrichtung wird die Kanone aus dem Stablisierungssystem ausgekoppelt und in einen festen Ladewinkel überführt. Das Erreichen des Ladewinkels signalisiert die Einstelleinrichtung, ein Schleifringkontaktsystem das mit dem Zahnbogen an der Kanonenwiege verbunden ist. Die Einstelleinrichtung gewährleistet nach Abschluss des Ladevorganges auch das Einfahren der Kanone in den korrekten Erhöhungswinkel entsprechend des vertikalen Winkels der Visierlinie.

Zum Schutz der Kanone bei übergroßen Störungen mit Winkelgeschwindigkeiten von mehr als 8 Grad/sec verhindern die Kontakte der absoluten Geschwindigkeit, befestigt am Kardanrahmen, das Anschlagen der Kanone an der Widerlagern. Die Kanone wird in diesen Fällen hydraulisch gezurrt, bis die Winkelgeschwindigkeiten auf weniger als 7,5 Grad/sec sinkt.
Der Winkelbegrenzer, ein komplizierter doppeltwirkender Endschalter an der Handhöhenrichtmaschine, schaltet den Vertikalstabilisator um, wenn die Kanone den minimalen oder maximalen Erhöhungswinkel erreicht. Da der Richtbereich des Spiegelkopfes wesentlich größer ist als der Schwenkbereich der Kanone, würde es zu einer starken Belastung des Elektromotors des Hydraulikverstärkers kommen. Beim Ansprechen des Winkelbegrenzers wird der Stromfluß durch den Elektromotor um die Hälfte reduziert und der Motor entlastet.
Falls nach dem Schuss der Hülsenboden nicht von der Fangeinrichtung erfasst wird und der Kontaktstift in der Fangeinrichtung kein Signal ausgibt, wird der Vertikalstabilisator der Kanone gezurrt bis die Hülse manuell entfernt und der Entsperrtaster beim Kommandanten betätigt wurde.

Part 1 Part 2

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