[Unten]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

Inhalt:

2E15

Waffenstabilisierungsanlage 2E15 METEOR für den Kampfpanzer T-62

Ende der 50er Jahre begannen die Entwicklungsarbeiten für den Nachfolger des T-55. Der neue Kampfpanzer T-62 erhielt die leistungsstärkere 115 mm Glattrohrkanone 2A20 (U5-TS), die in einem veränderten Turm eingebaut t-62_040.jpgwurde. Wegen des erheblich längeren Rohres der Kanone machte es sich erforderlich, die vom T-55 übernommene Waffenstabilisierungsanlage STP-2 an die gestiegenen Trägkeitsmomente der schwereren Waffenanlage und des Turms anzupassen. Von der Waffenstabilisierungsanlage STP-2 konnten viele Baugruppen ohne Änderung übernommen werden. Verändert wurde der Kreiselblock, der einen neuen, präziseren Winkelgeschwindigkeitsgeber erhalten hatte. Von der Waffenstabilisierungsanlage 2E12 LIVEN des schweren Panzers T-10M übernahmen die Entwickler das Turmschwerkwerk, dessen Getriebe stärker ausgelegt und mit einem leistungsstärkeren Elektromotor versehen war. Der Elektromotor hatte zusätzlich ein stärkeres Kühlgebläse erhalten. Vom T-10M übernahm man auch den kräftigeren Hydraulikverstärker und den robusteren Höhenrichtzylinder. Auch der leistungsgesteigerte Elektromaschinenverstärker kam vom T-10M. Die Typenbezeichnung 2E15 METEOR der Stabilisierungsanlage folgt bereits dem neu eingeführten standardisierten staatlichen Indexsystem für die Rüstungsindustrie.

Grundsätzlicher Aufbau. Der grundsätzliche Aufbau der Waffenstabilisierungsanlage 2E15 METEOR entspricht dem Aufbau ihres Vorgängers STP-2 ZYKLON des T-55. Auf eine eingehende Beschreibung kann daher verzichtet werden.
Die Unterbringung der Baugruppen veranschaulicht das Bild 1. Der neugestaltete Panzerturm bot weitaus bessere Bedingungen für die Gestaltung und so weicht die Unterbringung der Baugruppen deutlich vom T-55 ab. Der Höhenrichtzylinder wechselte auf die linke Seite der Kanone, während Hydraulikverstärker und Kreiselblock unterhalb der Kanonenwiege verblieben. Der Elektronikblock ist nun ebenfalls links der Kanone vor dem Richtschützen eingebaut. Der voluminöse Elektromaschinenverstärker befindet sich beim T-62 hinter dem Kommandantensitz in der Turmnische, während der Hauptverteilerkasten von der linken auf die rechte Turminnenseite wechselte.

STP-2_01.jpg
Bild 1, Unterbringung der Baugruppen

2e15_05.jpg
Bild 2, Höhenrichzylinder

2e15_04.jpg
Bild 3, Spannungsumformer

Der Höhenrichtzylinder, ebenfalls vom Waffenstabilisator LIVEN des T10M übernommen, ist robuster ausgelegt, um die große Masse der 115 mm Kanone zuverlässig stabilisieren zu können. Der Spannungsumwandler und Spannungsstabilisator, im Bild 3 dargestellt, sind vom selben Typ wie beim Stabilisator STP-2 des T-55. Einige wichtige Kenndaten der Richtanlage des T-62 sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.

2E15 METEOR

Horizontal

Vertikal

Elektromaschinenverstärker
EMU-12PM

Turmschwenkwerk
MI-13FS

Hydraulikverstärker MI-21MM

Motor

Generator

Elektromotor

Elektromotor

Spannung

24 Volt

110 Volt

75 Volt

26 Volt

Stromstärke, maximal

150 Ampere

18,2 Ampere

13,7 Ampere

39 Ampere

Drehzahl

4750 upm

6000 upm

3000 upm

Leistung

3,5 kW

2,0 kW

0,8 kW

0,7 kW

Der Elektronikblock, Bild 4, ist vom selben Type wie die gleiche Baugruppe des STP-2. Es handelt sich um einen analogen Verstärker und Rechner auf Basis der Röhrentechnologie. Die Röhrenelektronik entsprach der damaligen, zuverlässig beherrschten Technologie und wurde wegen der Unempfindlichkeit gegenüber dem elektromagnetischen Impuls einer Kernwaffendetotanion auch dann noch lange Zeit beibehalten, als die Halbleitertechnologie längst verfügbar war.

2e15_03.jpg
Bild 4

t-62_020.jpg
Bild 5

t-62_014.jpg
Bild 6

Im Bild 5 ist die Unterbringung des Elektronikblockes am Turmdrehkranz vor dem Richtschützen gut erkennbar. In diesem T-62 ist das Steuerpult mit den Richtgriffen entfernt worden. Rechts neben dem Elektronikblocke befindet sich die Zahnbogenrichtmaschine für das manuelle Richten der Kanone. Zum Inbetriebnehmen des Vertikalstabilisators muss das Getriebe der Richtmaschine vom Zahnbogen an der Kanone getrennt werden. Dazu dienen die oben auf dem Getriebe erkennbare Kurbel sowie der links am Getriebe herausragende Hebel. Eine gegenüber dem T-55 leicht veränderte Blockiereinrichtung zeigt das Bild 6, rechts unten, an der rechten Seite der Kanone. Die Funktionalität als Sicherheitsschalter des Ladeschützen entspricht jedoch vollständig der gleichen Einrichtung beim STP-2 des T-55. Außerdem sperrt die Blockiereinrichtung während des Rohrrücklaufes den Vertikalstabilisator, um Überlastungsschäden zu vermeiden. Gleichzeitig wird auch der Horizontalstabilisator gesperrt. Der Ladeschütze kann ungefährdet die Kanone nachladen und betätigt nach Abschluss des Ladevorganges, oder anderer Arbeiten an der Bewaffnung, zum Entsperren der Waffenstabilisierungsanlage die Blockiereinrichtung.

2e15_06.jpg
Bild 7

t-62_005.jpg
Bild 8

t-62_033.jpg
Bild 9

Der von der Waffenstabilisierungsanlage 2E12 LIVEN des T-10M übernommene Elektromaschinenverstärker ist im Bild 7 dargestellt. Seine erhöhte Ausgangsleistung ist an die längere und schwerere Kanone angepasst. Wegen der gestiegenen Ausmaße wurde er im Turmheck hinter dem Kommandantensitz eingebaut, Bild 8 zeigt die reale Position im T-62. Der Nachfüllbehälter des Vertikalstabilisators wurde beim T-62 auf die Ladeschützenseite verlegt, da der Höhenrichtzylinder links der Kanone eingebaut worden ist. Bild 9 zeigt die Ladeschützenseite des T-62 mit dem aluminiumfarbenen Nachfüllbehälter.

Das Blockschaltbild der Stabilisierungsanlage 2E15 METEOR zeigt Bild 10. Es gleicht bis auf den Austausch einzelner Baugruppen dem Schaltbild des Stabilisators STP-2 ZYKLON des T-55. Dementsprechend ist auch die Funktionsweise identisch, ebenso die Bedienung und die Betriebsstufen bei der Nutzung. Wegen der längeren Kanone mit dem damit veränderten Schwingungsverhalten, das von der größeren Masse der Kanone beeinflusst wird, wurde insbesondere der Geber der Winkelgeschwindigkeit des Vertikalstabilisators modifiziert, während die anderen Kreiselgeber vom Kreiselblock der Stabilisierungsanlage STP-2 übernommen wurden. Der neue Winkelgeschwindigkeitsgeber, im Bild 11, ist wiederum ein Kreisel mit zwei Freiheitsgraden. Die Fesselung des äußeren Kreiselrahmens erfolgt nunmehr über einen Drehstab mit weicherer Torsionscharakteristik. Um die verminderte Widerstandskraft des Drehstabes auszugleichen, wird das frei bewegliche Ende der äußeren Kreiselachse durch eine Wirbelstrombremse gedämpft. Die Charakteristik des Winkelgeschwindigkeitsgebers konnte dadurch verbessert werden. Sie ist im Vergleich mit der Stabilisierungsanlage STP-2 besonders beim Auftreten hoher Winkelgeschwindigkeiten während des Durchschwingens der Panzerkanone erheblich genauer, auch wenn sich das beim T-62 noch nicht in der Verbesserung der Gesamtgenauigkeit des Vertikalstabilisators niederschlagen konnte.

2E15_Schema.jpg
Bild 10

2e15_01.jpg
Bild 11

Der Waffenstabilisator 2E15 METEOR entstand Ende der 50er Jahre und entspricht dem damaligen technologischen Stand. Seine Entwicklung ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Sowjetunion die massenhaften Bewaffnung der Kampfpanzer der NATO mit der sehr leistungsfähigen britischen 105 mm Panzerkanone L7 durch die Einführung der 115 mm Glattrohrkanone parieren wollte. Der in kürzest denkbarer Zeit entwickelte Kampfpanzer T-62 stellte sich dann auch als eine bloße Weiterentwicklung des T-55 mit veränderter Bewaffnung dar. Die Leistungsfähigkeit der Stabilisierungsanlage verbesserte sich gegenüber dem T-55 in keiner Weise. Wenigstens aber konnte durch den Austausch einzelner Baugruppen eine Verschlechterung der Stabilisierungsgüte durch die längere Kanone und den schwereren Turm verhindert werden.

Eine deutliche Verbesserung der sowjetischen Waffenstabilisierungsanlagen für Kampfpanzer wurde erst erreicht mit dem Übergang zur unabhängigen Stabilisierung der Visierlinie bei nachgeführter Waffenanlage, so wie sie beim T-64 international erstmalig für einen mittleren Kampfpanzer Standard wurde. Die dazu geführten Entwicklungsarbeiten konnten sich auf die gewonnenen Erfahrungen mit den Waffenstabilisatoren des T-55, des T-62 und des T-10M stützen. Gerade der Stabilisator 2E12 LIVEN des T-10M besaß bereits Ende der 50er Jahre weltweit einmalig ein solches Zielfernrohr mit unabhängiger Stabilisierung der Visierlinie in zwei Ebenen, wenn auch die Stabilisierungsgüte der Waffenstabilisierung noch wirklich erkennbar besser war als beim T-62. Insgesamt betrachtet zeigten sich die sowjetischen Stabilisierungsanlagen den westlichen Pendants ihrer Zeit dennoch weit voraus und garantierten eine ausreichend hohe Treffaussicht beim Schießen aus der Bewegung innerhalb der für einen hypothetischen Konflikt angenommenen mittleren Gefechtsentfernung von 1500 bis 1800 Metern.

 

wichtige technische Kenndaten der Stabilisierungsanlage 2E15 METEOR:

Drehzahl der Kreisel

26.000 Upm

Zeit bis zur Betriebsbereitschaft

90 Sekunden

vertikale Richtgeschwindigkeit

0,07 - 4,5 Grad/sec

horizontale Richtgeschwindigkeit

0,07 - 16 Grad/sec

Richtgeschwindigkeit beim Zielzweisen durch Kommandant

konstant 16 Grad/sec

Genauigkeit der Stabilisierung, Vertikal (Maximalamplitude)

bis 1 Strich (1,05 mrad)

Genauigkeit der Stabilisierung, Horizontal (Maximalamplitude)

bis 3 Strich (3,14 mrad)

Starrheit des Vertikalstabilisators

637 Nm

maximales Stabilisierungsmoment des Vertikalstabilisators

1860 Nm

Dauer der ununterbrochenen Nutzung

4 Stunden (im Gefecht ohne Begrenzung)

Garantierte Nutzungsdauer ab Werk

375 Betriebsstunden

Geschwindigkeit des Auswanderns Vertikal

max. 25 Strich /Minute

Geschwindigkeit des Auswanderns Horizontal

max. 25 Strich /Minute

Leistungsaufnahme

max. 2 kW

Quellen:
Automatische Anlagen in Militärfahrzeugen, Janecki/Wasenczuk/ Gorski, Verlag des Verteidigungsministeriums, Warschau, 1975
Handbuch zum materiellen Teil und zur Nutzung des T-54, Militärverlag, Moskau, 1969
Handbuch zum materiellen Teil und zur Nutzung des T-62, Militärverlag, Moskau, 1968

[Oben]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

 

Copyright: Stefan Kotsch