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Das Panzerdetail - Die 105 mm Panzerkanone 61
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[100 mm D-10]
[105 mm L7] [105 mm M68] [105 mm M-57] [115 mm U-5TS] [120 mm L11] [120 mm Rh] [120 mm F1] [125 mm 2A46] [125 mm 2A46M] [152 mm M81]
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Die 10,5 cm Panzerkanone 61 der Panzer 61 und Panzer 68 (Schweiz) Stand: 10.07.2011 Im Jahre 1951 erhielten die Eidgenössischen Konstruktionswerke in Thun den Auftrag einen mittleren Kampfpanzer zu entwickeln. Der Prototyp Panzer 58 erhielt zunächst eine 90 mm Kanone und später die britische 84 mm Panzerkanone des Centurion. Als die britische 105 mm Panzerkanone L7 fertiggestellt worden war und auch die Kampfpanzer Centurion mit dieser Kanone bewaffnet wurden, entschlossen sich die Schweizer Entwickler aus verständlichen Gründen dazu, ebenfalls das Kaliber 105 mm für die Kanone des neuen Panzer 61 zu übernehmen. Wegen der spezifischen Forderungen der Schweizer Armeeführung wurde wesentliche Baugruppen der zum Vorbild genommenen britischen L7 neu konstruiert. Um die für das Schießen im gebirgigen Gelände der Schweiz notwendig gehaltene maximale Rohrneigung von -10 Grad zu erreichen, musste der Turm des Panzers außergewöhnlich hoch gestaltet werden. Dabei durften die Arbeitsbedingungen des Ladeschützen nicht hinter die geforderten ergonomischen Arbeitsbedingungen zurückfallen. Möglicherweise auch aus diesem Grund wurde das Bodenstück der Kanone um etwa 23 Grad nach links geneigt. Dadurch kann die Kanone selbst bei großen Rohrneigungen relativ einfach geladen werden. Die 10,5 cm Panzerkanone als eine Modifikation der britischen L7 soll wegen ihrer interessanten Besonderheiten kurz vorgestellt werden. wichtige technische Daten der Panzerkanone 61:
Die
10,5 cm Panzerkanone 61 besteht aus den klassischen
Hauptbaugruppen, nämlich dem Rohr mit Bodenstück und Rauchabsauger,
der Rohrwiege, der Rücklaufeinrichtung, dem Verschluss mit Halbautomatik
und dem Hülsenfänger mit Hülsenberuhigungsvorrichtung. Der Vollständigkeit
halber soll die zur Panzerkanone gehörige Richteinrichtung für
das vertikale Richten nicht unerwähnt bleiben. Das Bodenstück ist eine komplette Entwicklung der Schweizer Konstruktionswerke. Es ist wie bereits erwähnt um etwa 23 Grad nach links verdreht. Zwei hydraulische Rücklaufbremsen verzögern den Rücklauf des Rohrs beim Schuss und gewährleisten einen mittleren Rücklaufweg von 550 mm bis zum Stillstand. Je eine Rücklaufbremse befindet sich links oberhalb und die zweite rechts unterhalb der Kanone. Zwei hydropneumatische Rohrvorholer führen nach erfolgtem Rücklauf das Rohr wieder in die Ausgangsstellung und halten es dort bei jeder Rohrerhöhung. Je ein Rohrvorholer befindet sich links unterhalb und der zweite recht oberhalb der Kanone. Die Abfeuerung erfolgt über einen elektrischen Kontakt im Verschlusskeil. Die Zuführung der elektrischen Energie erfolgt über die Kontaktbaugruppe vom Bodenstück, im Bild 2 rechts oberhalb des Bodenstücks erkennbar, zum Verschlusskeil und weiter über den Verschlusskontakt zur Patronenhülse. Ein manuell betätigter Stoßgenerator ermöglich die Notabfeuerung bei Ausfall der zentralen Stromversorgung des Panzers. Die Halbautomatik zum Öffnen des Verschlusses ist ebenfalls
eine Schweizer Entwicklung. Im Bild 4 ist der lange, nach hinten
gerichtete Öffnerhebel an der Unterseite der Kanone gut erkennbar.
Eine Auflauframpe und ein Kurbeltrieb arbeiten beim Rücklauf
der Kanone zusammen und verdrehen den Winkelhebel, im Bild 3
erkennbar. Dabei wird der Verschlusskeil nach unten bewegt.
Während der Abwärtsbewegung des Verschlusskeils werden die Auswerferhebel
vom Verschlusskeil nach hinten verdreht und werfen dabei die
Patronenhülse aus dem Patronenlager aus. Nach dem Auswerfen
klappen die Auswerferhebel wieder nach vorne und halten den
Verschlusskeil in der untersten, geöffneten Position fest. Beim Laden der
nächsten Patrone drückt der Hülsenrand der Patrone die Auswerferhebel
nach vorne, dabei wird der Verschlusskeil freigegeben und schnellt
unter der Wirkung der Schließerfeder und des Winkelhebels nach
oben. Der Verschluss ist geschlossen und die Kanone nach Betätigen
der Feuertaste Feuerbereit. Zum manuellen Öffnen des Verschlusses
muss der Öffnerhebel, der sich eher als ein Fusspedal zeigt,
nach unten gedrückt werden, worauf der Winkelhebel über ein
Zahnradgetriebe den Verschlusskeil nach unten bewegt. Dabei
spannt sich die Schließerfeder. Die Rohrwiege und Walzenblende hat in ihrem inneren Aufbau entfernte Ähnlichkeit mit der gleichen Baugruppe des Leopard 1. Allerdings passt sie sich seitlich vollständig und ohne Überstand in die Walzenblendenöffnung des Turms ein. Die Walzenblende ist nicht massiv, sondern zur Gewichtsersparnis innen hohl. Links der Kanone befindet sich der Durchbruch für das koaxiale Blenden-Maschinengewehr, beim Panzer 61 anfangs an Stelle des Maschinengewehrs eine 20 mm Maschinenkanone. Beidseitig der Wiege befinden sich die Schildzapfen mit denen die Kanone vertikal beweglich im Turm aufgehängt wird. Den Aufbau der Schildzapfen zeigt die Skizze im Bild 11. Eine Besonderheit besteht darin, dass diese Schildzapfen von der Turmaußenseite eingebaut und befestigt werden. Aus Sicht möglicher Beschädigung durch Beschuss eine weniger optimale Lösung, die vermutlich den beengten Platzverhältnissen im recht schmalen Turm geschuldet ist. Das Bild 11 zeigt im Foto den Panzer 68/75 mit dem vergrößerten Turm und in der Skizze die Schildzapfenbaugruppe im Panzer 61 bzw 68. Eine weitere Besonderheit der Panzerkanone 61 ist die Richteinrichtung des vertikalen Richtens. Das Bild 12 zeigt die eingeklappte Handkurbel an der rechten Seite der Kanone beim Richtschützen. Eine Welle verbindet die Kurbel mit dem Richtgetriebe an der linken hinteren Seite der Kanone beim Hülsenkasten. Das Richtgetriebe ist ebenfalls im Bild 6, aus Sicht des Ladeschützen, unterhalb des Rücklaufanzeigers und links der roten Hülsenprallplatte hinter einer Verkleidung zu erkennen. Das Richtgetriebe, das auch mit einem der Elektromotoren der elektrischen Waffenrichtanlage verbunden ist, greift mit einem Zahnrad in eine Zahnstange ein, die oben an der Turmdecke schwingend befestigt ist. Beim Verdrehen des Zahnrades wird die Kanone an der Zahnstange, im Bild 13 mit einer rotbraunen Verkleidung, nach oben bzw. nach unten gezogen. Durch die günstigeren Hebelverhältnisse sind die erforderlichen Richtkräfte deutlich geringer als beim Kräfteansatz nahe der Rohrwiege. Allerdings wird diese Lösung mit deutlich größerem Platzbedarf erkauft, die Türme der Panzer 61 und Panzer 68 sind ja an sich schon außerordentlich eng gestaltet. An der Wiege ist links die Lafettierung der Koaxialwaffe angebaut. Noch beim Panzer 61 war das eine 20 mm Maschinenkanone, wie im Bild 15 gezeigt, die aus einem oben aufgesetzten Kastenmagazin mit Munition versorgt wurde. Diese Maschinenkanone des Panzer 61 wurde erst Anfang der 80er Jahre im Rahmen einer Kampfwertsteigerung gegen das 7,5 mm Maschinengewehr 51/71 ausgewechselt, dass bereits die Standardkoaxialwaffe der Panzer 68 war. Im Bild 14 wird die Lafette des Maschinengewehrs gezeigt. Das Maschinengewehr (MG) ist eine Modifikation des deutschen MG 42 und mit einem Zweibein auch abgesetzt vom Panzer einsetzbar. Eine recht voluminöser, an der Kanonenwiege befestigter Zugelektromagnet erlaubt das elektrische Abfeuern des MG durch den Richtschützen. Das Bild 14 zeigt ebenfalls die Absauganlage für die Abfuhr der Pulvergase von Kanone und MG. Für das MG ist das die waagerecht über der MG-Lafette hängende weiße Platte, die an der Unterseite entweichende Pulvergase absaugt. Ein Umstellhebel rechts oberhalb der linken Rohrrücklaufbremse dient dazu die Absaugung wahlweise zwischen der Kanone oder am MG umzuschalten. Der silberfarbene, an der Kanonenwiege eingehängte Griff ist mit einem Bowdenzug verbunden und ermöglicht das Zurückziehen des MG-Verschlusses zum Laden. Die hohe ballistische Qualität der britischen L7A konnte für die Panzerkanone 61 beibehalten werden. Insgesamt waren die Panzersoldaten mit dem Panzer und seiner Bewaffnung offensichtlich zufrieden. Ein nennenswerter Kritikpunkt an der Waffenanlage scheint um 1978 der Umstand gewesen zu sein, dass bei den Panzer 68 die Gefahr bestand, beim Einschalten der Kampfraumheizung die Kanone ungewollt abzufeuern. Mit einem Problem ähnlicher Art mussten sich die deutschen Entwickler Anfang der 90er Jahre beim kampfwertgesteigerten Leopard 1A5 befassen. Die Schweizer Panzertruppe erhielt Anfang 1981 die ersten Kampfpanzer Leopard 2 mit einer 120 mm Glattrohrkanone. Dennoch erfüllten die Panzer 61 noch bis zum Jahre 1995 zur Zufriedenheit ihre Aufgaben, die Panzer 68/88 sogar noch bis ins Jahr 2004. Mit freundlicher
Unterstützung durch das Schweizerische
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Copyright: Stefan Kotsch |