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2E28M

2E28M 

Waffenstabilisator 2E28M "Siren" für die Kampfpanzer T-64 und T-72

Part 1 Part 2

Das Stabilisierungssystem für die horizontale Ebene entspricht in seinem Grundaufbau dem Horizontalstabilisator des Systems STP-2. Jedoch wird an Stelle des elektrisch betriebenen Turmschwenkwerkes eine elektrohydraulische Richtanlage verwendet. Einer der Gründe ist im Energiehaushalt der Bordstromversorgung zu suchen. Die elektrisch betriebene Ladeautomatik hat bei ihrer Arbeit eine hohe Leistungsaufnahme. Außerdem führt die sehr lange Kanone zu einer starken 2e28m_3.jpgUnwucht und zu hohen Trägheitskräften während des Richtbetriebes. Ein hydraulisches System kann bei relativ geringer Leistungsaufnahme sehr hohe Drehmomente entwickeln. Wegen der geringen Menge Hydrauliköls im Kreislauf von 10 Litern, dabei nur 4 Liter in Nachfüllbehälter, ist die Brand- und Explosionsgefahr weniger hoch als beim relativ großvolumigen Richtsystem von Cadillac-Gage. Der Turm kann in der Betriebsart Halbautomatik nach dem Einschalten des Schalters für die Stromversorgung sofort nichtstabilisiert hydraulisch geschwenkt werden. Betriebsart 2 ist der vollstabilisierte Betrieb, die Hauptbetriebsart. Im Notfall kann der Fahrer mit einem Schalter den Turm soweit schwenken, dass die Fahrerluke nicht durch die Kanone blockiert wird. dazu ist es lediglich notwendig, dass die normale Bordspannung anliegt. Ein Sicherungsschalter an der Fahrerluke verhindert das Anlaufen des Pumpenblockes wenn die Luke geöffnet ist. Falls die mechanische Turmzurrung nicht vollständig entarretiert wurde, läuft der Pumpenblockes ebenfalls nicht an.

Das Bild links zeigt die Hauptbaugruppen des Horizontalstabilisators. Unter dem Bodenstück der Kanone befinden sich im Kreiselblock (helles gelb) die Kreisel des Winkelgebers und des Winkelgeschwindigkeitsgebers. Die beiden Kreisel geben ihr Signal an die Stabilisierungselektronik (helles grün) ab. Die Funktionsweise ist bei den Grundlagen erläutert. Die Ausgangssignale der Stabilisierungselektronik werden über den Schleifringübertrager ( violett) an die Ventilsteuerung (grün) des Hydrauliksystems abgegeben. Eine elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe (dunkelgrün) versorgt den Hydraulikkreislauf mit einem konstanten Druckstrom. Am Hydraulikmotor (rot) des Turmschwenkwerkes befinden sich zwei induktive Druckgeber. 2e28m_6.jpgSie geben an die Stabilisierungselektronik ein Signal, das den unterschiedlichen Druckverhältnissen an den Hydraulikanschlüssen entspricht. Die Signale der induktiven Druckgeber kompensieren Verzögerungen beim Ansprechen der Steuerung des Hydraulikmotors infolge der hohen Masseträgheit des Turms. So wird beim Beginn des Richtens an die Druckseite ein höherer Druck angelegt, der im Weiteren beim Richten zurückgeregelt wird. Beim Stoppen der Richtbewegung wird am entgegengesetzten Druckanschluss kurzzeitig ein Druck angelegt um das Überschwingen des Turms minimal zu halten.
Zusätzlich wurde ein Geber der linearen Beschleunigung (gelb) integriert. Er gibt ein Signal aus, das der Beschleunigung des Turms in der horizontalen Ebene entspricht. Horizontale Beschleunigungen treten auf wenn der Panzer schräg steht oder während der Fahrt beschleunigt oder abgebremst wird. Dabei führen Trägheitskräfte zum Auswandern des Turms. Der Geber der linearen Beschleunigung, links im Bild, besteht aus einem Pendel (rot) das an einem Drehstab aufgehängt ist. Eine Wirbelstrombremse (grün) verhindert unerwünschte Eigenschwingungen. Treten horizontale Beschleunigungskräfte in der Ebene des Turmdrehkranzes auf, verdreht sich der Rotor des Drehmelders (Resolver) und es wird ein elektrisches Signal an die Stabilisierungselektronik ausgegeben, die dem Auswandern des Turms entgegenwirkt. Der Geber befindet sich an der Turmdecke beim Kommandantenplatz.

2e28m_2.jpg

Das Blockschaltbild im oberen Bild zeigt noch einmal die Hauptbaugruppen des Horizontalstabilisators und den Signalverlauf.

2e28m_1.jpgDas nächste Bild zeigt die Hauptbaugruppen des hydraulischen Systems. Der Pumpenblock (in grüner Farbe) befindet sich links vom Fahrerplatz zwischen der Seitenpanzerung, dem Batterieschrank und dem Magazin des Ladeautomaten. Zum Pumpenblock gehört eine Axialkolbenpumpe für den Hauptkreislauf und eine Zahnradpumpe für den Steuer- und Nachfüllkreislauf. Die Axialkolbenpumpe gibt bei 2000 U/min der Pumpenwelle einen konstanten Förderstrom von 64 Liter/min ab. Der Ausgangsdruck erreicht maximal 12,75 MPa (130 kp/cm2). Die Zahnradpumpe sorgt für einen ständigen Druck, um über Rückschlagventile den Hauptkreislauf laufend nachzufüllen. Außerdem schließt der aufgebaute Druck die hydraulische beiderseitige Verbindung der Druckseiten des Hydraulikmotors für den Handbetrieb und schaltet die Kreisläufe auf Automatikbetrieb um.

Zur Regulierung der Richtgeschwindigkeit wird der Druckstrom über ein kompliziertes Ventilsystem geleitet. Im Bild ganz oben ist das Ventilsystem im hellgrün hinterlegten Feld herausgezogen dargestellt. Das Ventilsystem wird durch den Druckstrom der Zahnradpumpe gespeist und vom Stabilisierungssystem angesteuert. Eine Ventilwaage wird durch den Steuerdruckstrom in Waage gehalten. Die Waage reguliert mit den angeschlossenen Ventilen den Druckstrom des Hauptkreislaufes. Beim Verdrehen des Richtsteuerpultes wird, über die Stabilisierungselektronik, eine elektrisches Signal an die Elektromagneten der Steuerventile abgegeben. Dabei wird der Druckstrom der aus zwei Düsen gleichmäßig auf die Waagebalken prallt verändert. Infolge dessen verdreht sich die Ventilwaage, und die Fließrichtung sowie das Druckvolumen des Hochdruckstroms des Hauptkreises wird verändert.

2e28m_hydraulikmotor.jpgAls Turmschwenkwerkmotor dient ein Hydraulikmotor großen Drehmoments. Es handelt sich um einen Radialkolbenmotor mit einem Drehzahlbereich von 0,2 bis 125 U/min. Die erreichte maximale Geschwindigkeit der Turmdrehung kann 20 Grad/min erreichen. Die minimale Richtgeschwindigkeit beträgt 0,07 Grad/min. Das Bild links zeigt den Pumpenblock und den Hydraulikmotor (beide grün) links vom Platz des Fahrers in der Wanne. Im Vordergrund sind dargestellt der Hauptsicherungskasten und davor der Batteriehauptschalter. Neben diesem die dunkelbraune Steckdose für die Einspeisung von Fremdstrom, rechts von ihr, mit dem ebenfalls dunkelbraunen Deckel, der Anschluss für das Anlaßsteuerkabel zum Umschalten das Anlaßsystems von 24 auf 48 Volt. Die Batterien sind entfernt, man erkennt die Anschlusskabel für eine der vier 180 Ah Batterien.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Stabilisierungssystem 2E28 sehr zuverlässig arbeitet. Als Hauptrichtanlage kann das System auch im Dauerbetrieb ohne Probleme betrieben werden, dabei ist es äußerst robust und fast wartungsfrei. Nach längererer Nutzungszeit des Panzers lässt aber insbesondere die Stabilisierungsgüte des horizontalen Systems durch Verschleiß etwas nach, was nicht ungewöhnlich ist. Die Hauptparameter des Stabilisierungssystem können jedoch recht einfach sogar durch die Truppe nachreguliert werden. Die Stabilisierungsgüte der Vertikalstabilisierung ist ausgezeichnet, in der horizontalen Ebene gut. Insbesondere das System der mechanischen Vertikalstabilisierung der Visierlinie durch einen großen Kreisel hat sich als sehr zuverlässig erwiesen und wurde prinzipiell für das Zielfernrohr 1G42 des T-80 übernommen und findet sich noch im T-90 wieder. Jedoch wurde zusätzlich das Sichtfeld in der horizontalen Ebene durch einen mechanischen Kreisel stabilisiert. Damit konnte ein Stabilisierungssystem realisiert werden, das gleichermaßen wie die Waffennachführanlage des Leopard 2 funktioniert, jedoch um ein mehrfaches robuster ist. Für das horizontale Richten findet allerdings wieder ein elektrisch Richtantrieb Verwendung.

Part 1 Part 2

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Copyright: Stefan Kotsch