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T-72

Ladeautomat des T-72

Der Kampfpanzer T-72 ist eine Entwicklung des Uraler Panzerwerkes aus Nishni Tagil. Seine Konstruktionarbeiten begannen im Jahre 1967. Nach vielen Versuchen und Überarbeitungen wurde im Jahre 1973 der Panzer als T-72 in den Dienst der sowjetischen Panzertruppe übernommen.Blick in den T-72 durch die Richtschützenluke Der T-72 ist als eigenständiges Modell geplant und konstruiert worden. Wenn natürlich auf viele Baugruppen zurückgegriffen wurde, die auch in anderen russischen Panzermodellen Eingang fanden, so wurde für den Lader eine vom T-64 völlig unterschiedliche Variante entwickelt. Alle Antriebe beim T-72 Lader sind elektrisch, neben der hohen Stromaufnahme ist es problematisch den Notbetrieb bei Ausfall der elektrischen Anlage mit allen Baugruppen vollständig sicherzustellen. In diesem Fall kann nur noch behelfsweise von Hand Munition über die Kassettenhubeinrichtung aus dem Magazin des Laders entnommen werden. Eine hydraulischen Anlage wie bei den T-64 und T-80 kann zur Not komplett mit Handpumpen betrieben werden.

Der Lader des T-72 ist ein Ladeautomat mit konstantem Ladewinkel und elektromechanischem Antrieb. Er besteht aus dem Drehtransporter mit Speichereinrichtung inklusive 22 einzeln eingehängten Kassetten, der Kassettenhubeinrichtung, der Zuführereinrichtung, der Hülsenfangeinrichtung sowie Hülsenauswurfeinrichtung und der Steuerelektronik.

Hauptbaugruppen
des T-72 Laders

1. - Zielfernrohr mit Ladersteuerung
2. - Hülsenfangeinrichtung
3. - Kassettenhubeinrichtung
4. - Zuführereinrichtung
5. - Munitionskassette im
Ladekarussell
6. - Antriebs- und Speichereinheit
7. - nicht sichtbar: Ladersteuerpult des Kommandanten

Turmaufbau des T-72

Drei Arten geteilter Munition sind technisch vorgegeben: Unterkalibergranaten mit Zusatztreibladung, Hohlladungsgranaten und Splittersprenggranaten. Je nach Baulos sind zwischen 39 und 44 Schuss aufzumunitionieren, der Rest zu den 22 Munitionskassetten ist an freien Stellen im Kampfraum untergebracht, zum Teil direkt hinter den Turmsitzplätzen und auf dem Drehtransporterboden unmittelbar vor den Sitzen sowie an den Wannenseiten und an der Motortrennwand sowie in einem kombinierten Treibstoffbehälter-Gestell mit 9 Treibladungsschächten.

Drehtransporter bzw. Magazin

1.el. Antrieb sowie Hebel für den Notbetrieb am Kommandantenplatz
2. el. mech.. Speichereinrichtung für drei Granatarten
3. Tragekorb des Drehtransporters (Magazin) mit 22 Kassetten
4. Kassettenausgabefenster an der Hubeinrichtung

    Ladekarussell des T-72

Das Magazin ist im Wannenboden untergebracht und bildet nach oben die Drehbühne mit den Plätzen für Kommandant und Richtschütze. Die Drehbühne ist unbeweglich und dreht sich mit dem Turm. Der untere Teil, das Magazin, kann sich unabhängig, aber nur in einer Richtung mit ca. 70 Grad/sec drehen.  Die Bilder unten zeigen von links nach rechts:
a) ein Blick in den Drehtransporter mit den eingehängten Kassetten und rechts der Tragkorb mit Antriebszahnkranz.
b) Blick durch das Ausgabefenster auf den Drehtransporter, eine Kassette wurde aus dem Transporter entnommen, gut erkennbar der Tragekäfig mit den 22 Kassetten der sich unterhalb der sogenannten Drehbühne befindet.
c) Blick auf das geöffnete Ausgabefenster, eine Kassette wird gerade angehoben, der rote Strich an der Hubeinrichtung markiert die Hubhöhe für das Aufmunitionieren, rechts oben im Bild der Motor für das Anheben des Hülsenfangrahmens

Ladekarussel_3.jpgWanneboden.jpgKassettenhub.jpg

Der Antrieb aller Laderbaugruppen ist elektromechanisch, im Notbetrieb bei Ausfall des elektrischen Antriebs der Kassettenhubeinrichtung kann die Kassette mit einem Kettenhandantrieb angehoben werden. Der Drehtransporter kann notfalls mit einem Handhebel gedreht werden bis die gewünschte Granate unter dem Ausgabefenster liegt. Der Hülsenfangrahmen kann nur über den elektrischen Antrieb angehoben werden.
Bei völligem Ausfall der Stromversorgung muss komplett von Hand geladen werden.

Funktionsweise

1. Im Bild ist links unterhalb des Okulars des Zielfernrohres TPD-K1 zu sehen das Steuerpult des Richtschützen für den Ladeautomaten. Im Zentrum befindet sich der Wahlschalter zur Auswahl der Betriebsarten und zur Auswahl der TPD-K1_2.jpgMunitionsarten. Von Links nach rechts sind folgende Schalterstellungen möglich: 1 - Auf-/Abmunitionieren, 2 - Ausgeschaltet, 3 - Splitterspreng, 4 - Unterkaliber, 5 - Hohlladung. Rechts oberhalb des Wahlschalters befindet sich eine Kontrollleuchte für den Schalter unmittelbar rechts daneben. Dieser Schalter Automatik/Hand dient vor allem als Sicherheitsausschalter bei Arbeiten an der Ladeautomatik oder der Bewaffnung allgemein. Ist der Schalter auf Hand geschaltet, dann sind Abfeuerung, Ladeautomatik und Stabilisierung der Kanone bzw. des Turms ausgeschaltet. Ein gleicher Schalter befindet sich auch beim Kommandantenplatz.
Links unterhalb des Wahlschalters, an der Unterseite des Gehäuses befindet sich der Auslöseknopf des Ladeautomaten. Er befindet sich so über dem linken Richtgriff des Richtschützen das er bequem mit dem Daumen gedrückt werden kann . Sobald der Richtschütze den Ladeknopf gedrückt hat, beginnt sich das Magazin zu drehen, bis die gewählte Granate am Ausgabefenster liegt. Das Magazin wird wieder arretiert.

2. Die Kanone wird in den Ladewinkel gebracht und gezurrt, der Hülsenfangrahmen wird nach oben geschwenkt. 

3. Die Kassette wird bis ganz oben angehoben, so das sich die Granate auf Kassettenhub_1.jpgHöhe der Zuführlinie befindet. Die Kette des Zuführers drückt die Granate in den Ladungsraum und wird wieder eingezogen. Die Kassette senkt sich ab, so das die Treibladung in die Zuführlinie kommt. Jetzt wird auch sie zugeführt. Im rechten Bild ist gut zu erkennen die bereits halb angehobene Kassette mit dem größeren Aufnahmerohr oben für die Treibladung oben und der Aufnahme für die Granate unten. Rechts und links seitlich der Kassette befinden sich kleine Hebel die beim Aufgleiten auf die schrägen Ebenen die Arretierungen der Kassette lösen. Beim Abmunitionieren können die Hebel auch manuell entsperrt werden. Für Wartungsarbeiten können alle 22 Kassetten ohne Aufwand aus dem Drehtransporter entnommen werden.

 

4. Beim Zuführen der Treibladung löst der Hülsenrand der Treibladung den Verschlußkeil aus, der sich daraufhin schließt. Die Zuführerkette wird eingezogen und die Kassette senkt sich wieder ab.

5. Jetzt öffnet sich die Hülsenauswurfluke im Turmheck und der Hülsenboden vom vorhergehenden Schuss wird bis über das Panzerheck ausgeworfen.Hülsenfang_1.jpgIm linken Bild ist zu sehen der Trichter des Hülsenfangeinrichtung. Beim Absenken des Hülsenfangrahmens spannt sich ein Drehstab am Auswerfer, der elektromechanisch freigegeben wird sobald die Auswurfluke offen ist. Hinter dem Trichter befindet sich die bewegliche Prallplatte, im Bild leicht ausgeschwenkt und nicht in Arbeitsposition. Beim Anheben der Kassette schert sie unter dem Druck der Kassette nach oben rechts aus und gibt der Zuführerkette den Weg durch die Kassette frei. Der stiftförmige Taster an der Prallplatte gibt ein Signal an die Steuerung wenn der Hülsenboden nicht gefangen werden sollte. In diesem Fall bleibt die Kanone gezurrt und wird nicht mit der Visierlinie synchronisiert. Der Kommandant muß rasch die Hülse entfernen und die Arretierung der Stablisierung manuell entsperren. Andernfalls drohen ernste Schäden an den beweglichen Teilen der Kanone und des Ladeautomaten wenn die Hülse eingeklemmt werden sollte. Links neben dem Fangtrichter ist der Elektromagnet für das Freigeben der Auswerferhebel zum Auswerfen des Hülsenstummels angebracht.

6. Abschließend wird die Kanone entzurrt, mit dem unabhängig stabilisierten Zielfernrohr synchronisiert und ist feuerbereit. 

Notbetrieb

Hauptakteur bei Ausfällen am Ladeautomaten ist der Kommandant. Alle für den Notbetrieb vorgesehenen Bedienelemente Kdt-t72.jpgsind an seinem Platz untergebracht. Neben den oben beschriebenen Teilen am Drehtransporter und der Kassettenhubeinrichtung befindet sich an der rechten Turmwand, hier direkt hinter dem Beobachtungsgerät erkennbar, das Ladepult des Kommandanten. Links daneben befindet sich der Schaltkasten für den Bordsprechverkehr. Im Normalbetrieb ist das Schalterfeld des Lader-Bedienpultes mit einer Klappe abgedeckt. Nur der schon beschriebene Sicherheitsschalter Automatik/Hand und die kombinierte Anzeigeleuchten für den Betriebszustand sind an der Frontseite erkennbar. Bei älteren Versionen befindet sich links eine einzelne rote Leuchte "Ladeautomat betriebsbereit / Automatik" und rechts vom Schalter die grüne Leuchte "Hand". Dieser Schalter Automatik/Hand dient vor allem als Sicherheitsausschalter bei Arbeiten an der Ladeautomatik oder der Bewaffnung allgemein. Ist der Schalter auf Hand geschaltet, dann sind Abfeuerung, Ladeautomatik und Stabilisierung der Kanone bzw. des Turms ausgeschaltet. Ein gleicher Schalter befindet sich auch beim Richtschützenplatz.  

Fällt die Ladeautomatik aus und der Kommandant muß manuell eingreifen, ist stets zuerst der Schalter Aut./Hand (1) auf Handbetrieb umzuschalten. Abfeuerung, Stabilisierung und Ladeautomatik sind ausgeschaltet bzw. im Handbetrieb. Die Ladersteuerpult_kdt_T-72.jpggrüne Anzeige (2) leuchtet auf und die rote Anzeige (8) erlischt. Wird die Ladeautomatik bei Ausfall der Höhenstabilisierung der Kanone genutzt, muß nach dem Drücken des Ladeknopfes beim Richtschützen die Kanone mit der Handhöhenrichtmaschine in den Ladewinkel gedreht werden. Befindet sie sich genau in diesem Winkelbereich bei 4.5 Grad, rastet der elektrische Zurrbolzen ein und arretiert die Kanone für die Dauer des Ladevorganges. Notfalls kann die Kanone mit dem Tastschalter (3) entzurrt werden. Bei Stromausfall muß der Zurrbolzen von Hand zurückgedreht werden.
Im dritten Bild links unten ist erkennbar der lange Hebel zum manuellen Bewegen des Drehtransporters und der zugehörige Getriebekopf , der Hebel zum entsperren des Handantriebes befindet sich unter der Klappe rechts von diesem Hebel. Erkennbar ist auch der Seilzug für das Entsperren des Drehtransporterantriebes Bei Ausfall der Mechanik des Drehtransporters kann der Kommandant per Hand die gewünschte Munition zum Ausgabefenster drehen. Hat der Richtschütze die gewählte Munition eingestellt, dann leuchtet die grüne Anzeige (
7) auf wenn sich die gewünschte Munitionsart kurz vor dem Ausgabefenster befindet. Der Kommandant gibt den Sperrhebel frei und dreht solange weiter bis der Drehtransporter einrastet.Drehbühne.jpgMit dem Schalter (5) wird der Hülsenfangrahmen nach oben ausgeschwenkt. Nachdem die Kassette in die Zuführpositionen Granate angehoben bzw. anschließend in in die Zuführpositionen Treibladung abgesenkt wurde, kann mit dem Schalter (6) die Zuführerkette ausgefahren und zurückgezogen werden. Nach dem Schließen des Verschlusskeils wird der Hülsenfangrahmen mit dem Schalter (5) wieder abgesenkt und die Zurrung der Kanone in der Vertikalen mit dem Tastschalter (3) aufgehoben. I Der Schalter (4) dient der Abschaltung des automatischen Hülsenauswurfes durch die Hülsenauswurfeinrichtung, wenn dies erforderlich sein sollte. So bei Hermetisierung des Kampfraumes in verseuchtem Gelände. Der gefangene Hülsenboden ist dann nach dem Schuß von Hand zu entfernen. Schalter (9) wird benutzt wenn der Drehtransporter abmunitioniert werden soll. Nach Entnahme der Munition aus der Kassette wird er gedrückt und löscht dabei die Speicherung der Munitionsart in der Speicherbaugruppe.

Im linken Bild ist dargestellt die Kassettenhubeinrichtung und der Zuführer aus Sicht des Kommandantenplatzes. Die Kassette kann mit einem doublierenden Kettengetriebe von Hand angehoben werden. Dazu stellt der Kommandant mit dem Hebel, rechts oben neben dem grünen Kasten, die Kassettenhubeinrichtung auf Handbetrieb um. Nachdem er mit dem Nothub.jpgRatschenmechanismus auf dem Turmkorbboden die gewählte Granate zum Ausgabefenster gedreht und den Hülsenfangrahmen nach oben geschwenkt hat, kann er mit der Kurbel die Kassette nach oben befördern. Zunächst bis ganz nach oben um die Granate zuführen zu können. dann wird die Kassette soweit abgesenkt, das die Treibladung zugeführt werden kann.
Die Kanonenzurrung, der Fangrahmen und die Zuführerkette lassen sich vom Kommandanten-Notsteuerpult nur elektrisch ansteuern. Bei Totalausfall muß der Kommandant komplett von Hand laden. Dazu kann er Munition aus dem Magazin oder aus Bereitschaftshalterungen im Kampfraum entnehmen . Der Zeitaufwand dazu ist allerdings enorm. Im vollautomatischen Regime werden Ladezeiten bei ca 6,5 -7 sec erreicht. Dabei benötigt das Karussell ca. 0,5 sec zum Weiterdrehen über eine Kassette. Ab Beginn Anheben der Kassette bis Feuerbereitschaft vergehen nochmals ca. 6 sec bis zur Feuerbereitschaft. Praktisch kann also konstant alle 6,5 bis 7 sec ein Schuss abgefeuert werden, bis das Magazin leer ist.
Im Teilnotbetrieb liegen die Zeiten bereits bei einer Minute für geübte Besatzungen.

In der Praxis hat sich der Lader des T-72 aber als mechanisch und elektromechanisch äußerst zuverlässig erwiesen. Es gab kaum nennenswerte Ausfälle. Zumeist wurden durch ungeübte Besatzungen Fehler bei der Bedienung gemacht. So bricht natürlich der Ladevorgang ab wenn der Verschluss noch zu ist. Falsch gespeicherte Granaten besitzen stets die falsche Ballistik. Im Verlauf der Ausbildung sinkt erfahrungsgemäß die Fehlerrate gegen Null ab.

 

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Stefan Kotsch