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T-64 / T-80
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Ladeautomat der Kampfpanzer T-64 und T-80Anfang der 60er Jahre hatte das Konstruktionsbüro um Morozov im ukrainischen Charkov den Auftrag erhalten, einen Standardkampfpanzer der neusten Generation für die sowjetischen Streitkräfte zu entwickeln. Für den ersten Prototypen Objekt 432, dem späteren T-64, wurde als Bewaffnung die 115 mm Glattrohrkanone 2A21 (D-68) ausgewählt. Morozov entschloss sich, den Kampfpanzer mit einer automatischen Ladeeinrichtung auszustatten. Dazu spielte beim Entwurf dieser Ladeeinrichtung das Fassungsvermögen des Munitionsmagazins eine große Rolle. Um in der Wanne des Panzers die maximale Anzahl Geschosse mit zugehörigen Treibladungen unterzubringen, musste die Munition derartig angeordnet werden, dass der verfügbare Durchmesser des Magazins, der durch die Wannenbreite limitiert wird, optimal ausgenutzt wird. Es bot sich an, Geschoss und Treibladung getrennt im Magazin unterzubringen. Dadurch, dass die Geschosse waagerecht und die Treibladungen senkrecht angeordnet wurden, konnten beachtliche 30 Schuss 115 mm Munition in der Ladeeinrichtung untergebracht werden. Die gewählte konstruktive Lösung der gelenkig und im 90 Grad Winkel abgeknickten Munitionskassetten führte jedoch zu einer unnötigen Verkomplizierung des Ladeprozesses. In den ersten Jahren der Erprobungen zeigten sich erhebliche Mängel in der Funktionssicherheit des Laders. Munitionskassetten sprangen im Magazinring aus der Halterung, wurden vom Hubarm nicht erfasst, die Munition stieß beim Ansetzen an das Bodenstück der Kanone, ausgeworfenen Hülsenböden wurden nicht erfasst und viele andere Mängel traten auf. Es bedurfte mehrere Jahre angestrengter Entwicklungsarbeit, die Ladeeinrichtung von den Kinderkrankheiten zu befreien. Mitte der 60er Jahre, der T-64 befand sich noch immer im Entwicklungsstadium, wurde die 115 mm Kanone durch die leistungsfähigere 125mm Glattrohrkanone D-81 ersetzt. Wegen dem größeren Kaliber und dem größeren Durchmesser der Treibladungen, konnten nun nur noch 28 Kassetten im Magazinring untergebracht werden. Im Jahre 1969, die gravierensten Mängel waren abgestellt, wurde die Serienproduktion des Kampfpanzers T-64 in Charkov begonnen. Weil die sowjetischen Verantwortlichen Anfang der 60er Jahre bestrebt waren, einen einzigen sowjetischen Standardkampfpanzer zu entwickeln, waren die Panzerwerke und ihre Kontruktionsbüros dabei, die Serienfertigung des T-64 in ihren Werken vorzubereiten. Im Zusammenhang mit den schwerwiegenden Probleme mit Motor und Laufwerk des T-64, wurde im Leningrader Kirov-Werk eine Version des T-64 mit Gasturbinenantrieb und neuem Laufwerk entwickelt - der spätere Kampfpanzer T-80, dessen gesamter Panzerturm mit der Ladeeinrichtung, der Bewaffnung, der Feuerleitanlage und allen weiteren Baugruppen komplett dem T-64 entsprach. Die Lader 6ETs, 10ETs-10/-10M/-15 bzw. spätere Modifikationen sind automatische Ladeeinrichtungen mit konstantem Ladewinkel, elektrohydraulischem Antrieb und Rückführung der leeren Hülsenböden ins Magazin. Der Lader besteht aus dem Drehtransporter mit 28 geteilten, gelenkigen Munitionskassetten, um 90 Grad abgewinkelt in einem Drehkorb aufgehängt, dem Kassettenhubarm, der Zuführereinrichtung, der Hülsenfangeinrichtung, den Hydraulikbaugruppen und der Speicher- und Steuereinrichtung mit Vorratsanzeige. Drei Arten geteilter Munition können in den Munitionskassetten untergebracht werden - Unterkalibergranaten APFSDS mit Zusatztreibladung, Hohlladungsgranaten HEAT und Splittersprenggranaten HE-FRAG. Außerdem können in den später modernisierten Ladeeinrichtungen zusätzlich Lenkflugkörper 9M112 KOBRA untergebracht werden. Der Antrieb aller beweglichen Bauteile ist elektrohydraulisch, im Notbetrieb können sie handbetätigt werden. Das Magazin des Ladeautomaten hat ein Fassungsvermögen von 28 Schuss, weitere 9 bis 12 Schuss, je nach Modifikation, sind im Kampfraum bzw. der Wanne untergebracht. Der Ladeautomat ist in der Lage innerhalb von 7 Sekunden den Ladevorgang abzuschließen, bei einer vollen Umdrehung des Karussells innerhalb von maximal 20 Sekunden. In modernisierten T-64 bzw. T-80 wählt die Automatik die Drehrichtung so aus, das nicht mehr als eine halbe Umdrehung erfolgen muß. Es steht eine Betriebsstufe "Serie" zur Verfügung, in der nach dem Auswerfen des leeren Hülsenbodens automatisch der Folgeschuss geladen wird. Weil der Folgeschuss unverzüglich nach Abschluss des Ladevorgangs unter das Kassettenausgabefenster gedreht wird, verkürzt sich die Ladezeit nicht unerheblich. Die leeren Hülsenböden werden in die Munitionskassetten zurückgeführt und erst beim nächsten Aufmunitionieren von Hand entfernt.
Betrachtet man den Ablauf eines Ladevorgangs, dann wird deutlich, wie kompliziert und entsprechend störanfällig diese Ladeeinrichtung aufgebaut ist. In der Ausgangsstellung (Bild 2) liegt der Hubarm am Wannenboden, die Munitionskassetten können frei über den Hubarm hinwegdrehen. Die Kassetten sind am Tragring aufgehängt, der selbst am Turm befestigt ist und sich unabhängig vom Turm drehen kann. Wird der Ladevorgang ausgelöst, wird die Kanone in den Ladewinkel überführt und elektrohydraulisch arretiert. Der Drehtransporter, das Munitionsmagazin, dreht sich solange, bis sich die gewählte Munitionsart am Ausgabefenster befindet. Der Hubarm beginnt sich zu heben und stößt von unten an die Munitionskassette Dabei verriegelt sich die Kassette in der schwenkbaren Arretierschiene am oberen Ende des Hubarmes. Während des weiteren Anhebens wird die Kassette nach oben aus dem Tragring heraus gehoben. Über eine Seilzugvorrichtung mit dem Hubarm verbunden, wird die Hülsenfangeinrichtung aus der Zuführerlinie nach oben heraus geschwenkt.
Das senkrecht stehende
Teil der Kassette mit der Treibladung gleitet mit ihren hinten
angebrachten Führungsrollen beim Herausheben aus dem Tragring
nach oben in die Kassettenführungsschiene (Bild 3). Beim weiteren
Aufrichten des Hubarmes wird die Kassette mit den Führungsrollen
bis an den oberen Anschlag der Kassettenführungsschiene bewegt
(Bild 4). Hat sich der Hubarm über den Totpunkt bei etwa 45
Grad hinweg bewegt, beginnen sich die Führungsrollen der Kassette
in der Führungsschiene wieder abzusenken, dabei streckt sich
die Kassette. In der oberen Position des Hubarmes befindet sich die
Kassette auf der Zuführerlinie und die mechanischen
Klammern um das Geschoss entriegeln sich selbstätig. Nahezu
zeitgleich wird die Zuführerkette aus der Turmnische von hinten
durch die Kassette hindurch ausgeschoben und bewegt dabei Geschoss
und Treibladung in einem Zug in den Ladungsraum der Kanone. Das
Kopf- und das Bodenteil der Lenkflugkörper KOBRA werden dabei
fest miteinander verriegelt. Nach dem Schließen des Verschlusses, ausgelöst durch den Hülsenrand
der Treibladung, und dem Zurückziehen der Zuführerkette, wird
der leere Hülsenboden, der sich in der Hülsenfangeinrichtung
befindet, nach unten aus dem Fangtrichter in die nun leere Treibladungskassette
hinein gedrückt. Der Hubarm wird in die Ausgangslage zurück
geschwenkt, die Kassette wieder im Tragring abgesetzt. Die
Kanone wird entarretiert und mit der Visierlinie des Zielfernrohres
synchronisiert. Die Kanone ist feuerbereit. Bild 6 ermöglicht einen Blick von
der Kommandantenseite eines T-80UM auf das Bodenstück der Kanone
und die Hülsenfangeinrichtung mit einem Hülsenboden, der beim
nachfolgenden Ladevorgang in die Munitionskassette abgelegt
wird. Gut sichtbar ist an der Hülsenfangeinrichtung der Seilzug
mit den Seilrollen für das Ausschwenken der Fangeinrichtung
und die Druckgabel an der oberen Seite der Hülsenfangeinrichtung, mit der der aufgefangene
leere Hülsenboden in
die Munitionskassette gedrückt wird. Am Turmkorbboden ist die
graue Klappe erkennbar, die den Kassettenhubarm in seiner Ausgangsstellung
verdeckt.
Das Bild 7 zeigt den Blick vom Richtschützenplatz auf die
Hülsenfangeinrichtung und weitere Bauteile der Ladeeinrichtung . Bild 8 zeigt die Kassettenführungsschiene mit der
hinter ihr befindlichen hydraulisch betätigten Zuführereinrichtung
und die im Tragkorb
eingehängten Munitionskassetten. In folgenden werden die Bedienpulte
der Ladeeinrichtung beschrieben. Bei den ersten T-80 und T-64,
die noch mit dem TPD-2-49 oder dem TPD-K1 augestattet waren,
befand sich an der Frontseite der Zielfernrohre das Bedienpult
des Richtschützen, das im Bild 9 zu sehen ist. Auf ihm befinden
sich ein Hauptschalter für die Ladeeinrichtung, der Einschalter
für die Betriebsart SERIE, bei der die zuletzt ausgewählte Munitionsart
automatisch nach dem Schuß nachgeladen wird, eine Warnleuchte
HÜLSENBODEN, die aufleuchtet, wenn ein Hülsenboden nicht in
der Fangeinrichtung gefangen wurde und auf den Turmkorbboden
gefallen ist, sowie drei Munitionsartentaster zum Auslösen des
Ladevorganges für entweder APFSDS, HEAT oder HE-FRAG. Bei den
T-80B bzw. T-64B mit dem Zielfernrohr 1G42 sind die Funktionen
des Bedienpultes in die Frontplatte des Zielfernrohres und des
Richtschützenbedienpultes integriert, die Munitionsart Lenkflugkörper wurde
hinzu gefügt. Bild 12 zeigt die ebenfalls an der Tumrinnenseite beim Kommandanten angebrachte Antriebsbaugruppe für den Drehtransporter, das Munitionsmagazin. Der Axialkolbenmotor zum Drehen des Magazins wird von einem zentralen Hydraulikpumpenblock unter dem Kommandantensitz gespeist. Die Ansteuerung erfolgt über elektromechanisch betätigte Ventile. Im Notfall kann eine Handkurbel aufgesteckt werden um den Drehtransporter manuell zu drehen. Eine Kardanwelle verbindet den Zahnkranz des Drehtransporters mit dem sogenannten Sichtanzeiger, Bild 12, an dem die verfügbare Munition nach Art und Anzahl angezeigt wird. Mit dem Munitionsartenwähler rechts am Sichtanzeiger, im Bild 13 gut erkennbar, wird beim Aufmunitionieren die korrekte Munitionsart für die gerade beladene Munitionskassette eingestellt, bevor die Auswahl automatisch gespeichert und die Kassette im Drehtransporter abgestellt wird. Zum Doublieren der Funktionen der
Ladeeinrichtung dient das Notsteuerpult, Bild 14, das ebenfalls
beim Kommandanten an der Turminnenseite angebracht ist. Nach
dem Einschalten dieser Betriebsart können mit der Drehscheibe
schrittweise und in der korrekten Reihenfolge die einzelnen
Funktionen der Ladeeinrichtung angesteuert und betätigt werden. Die Hülsenfangenrichtung, die im Bild 21 erläutert wird, ist am feststehenden, richtschützenseitigen Abweiser der Kanone befestigt und liegt in der Ausgangsposition auf Höhe der Seelenachse der Kanone. Die leere Treibladungshülse wird beim Öffnen des Verschlusses mit großer Wucht nach hinten ausgeworfen, trifft den Fangtrichter und wird dort von den fünf Sperrnasen festgehalten. Wird die Hülse nicht erfasst und fällt auf den Turmkorbboden, wird das an den Bedienpulten angezeigt, Die Kanone bleibt in diesem Fall solange hydraulisch gezurrt, bis der Hülsenboden entfernt wurde und das Sperrsignal gelöscht wurde. Beim Ladevorgang wird die Hülsenfangeinrichtung durch eine mit dem Hubarm verbunden Seilzugvorrichtung nach oben aus der Zuführlinie heraus geschwenkt. Der Boden der Fangeinrichtung stößt dabei gegen eine an der oberen hinteren Turminnenseite angebrachte Mechanik, die nach dem Zurückziehen der Zuführerkette die Sperrklappe an der Unterseite der Fangeinrichtung freigibt und die Druckgabel auslöst, wonach die leere Hülse nach unten aus der Hülsenfangeinrichtung in die Kassette herausdrückt wird. Beim abschließenden Absenken der Hülsenfangeinrichtung wird die Sperrklappe mechanisch geschlossen, arretiert und die Druckgabel erneut gespannt. Im Bild 22 ist die hydraulische
Kanonenzurrung zu sehen, mit der die Kanone während des Ladevorgangs
in der Ladestellung arretiert wird. Im Notfall kann der Sperrbolzen
manuell betätigt werden. Bild 23 erlaubt einen Blick vom Platz
des Fahrers auf den Drehtransporter mit den eingehängten Kassetten.
Ein Wechsel des Fahrers in den Turm bzw, der Turmbesatzung zum
Fahrerplatz ist erst möglich wenn zwei bis drei Kassetten aus ihren Halterungen im Drehkorb
entommen werden und der Turm entsprechend in Richtung Fahrerplatz
gedreht wird. Die ebenfalls hydraulisch betätigte Zuführereinrichtung wird im Bild 20 gezeigt. Sie besteht aus zwei entgegengesetzt angeordneten Hydraulikzyklindern die jeweils eine Zahnstange bewegen, deren gegenläufige Bewegung zwei Zahnräder drehen, wodurch die beiden Kettenhälften durch die Zahnräder hindurch in Richtung Bodenstück der Kanone ausgeschoben werden. Je eine der Kettenhälften befindet sich in der Ausgangstellung in einer Führungsschiene die rechts bzw. links um das Turmheck herum verlegt sind. In der sowjetisch/russischen
Fachliteratur wird die beschriebene Ladeeinrichtung der T-64
und T-80 als "MZ - Mekhchanism Zaryashaniye", als
mechanische Ladeeinrichtung bezeichnet, während die selbe Einrichtung
beim T-72 als "AZ - Avtomat Zaryashaniye" beschrieben
wird. Letztlich gleichen sich beide System in ihrer Funktionalität
- sie ermöglichten es, den Ladeprozess der Kanone zu automatisieren.
Dennoch gibt es in der technologischen Lösung deutliche Unterschiede.
Die Ladeeinrichtung des T-64/T-80 wird ausschließlich hydraulisch
und mechanisch betrieben. Das gestattet es, bei Ausfall von
Teilelementen der Einrichtung oder bei Ausfall der Stromversorgung,
sämtliche Abläufe, wie Drehen des Magazins, Anheben/Absenken
der Kassetten und Ablegen der leeren Hülse manuell durchzuführen.
Beim T-72 ist es dagegen beispielsweise nicht möglich, die Hülsenfangeinrichtung
ohne Stromversorgung aus der Zuführlinie auszuschwenken, was
das Laden im Notbetrieb mit Munition aus dem Magazin erheblich
erschwert.
Literatur: |
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