[Unten]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

Inhalt:

Chieftain

[Chieftain] 

 

Feuerleitanlage des Chieftain Mk.5 und folgende

Der Richtschützenplatz

Part 1 Part 2

Wie auch beim Kommandanten, wurde für die Feuerleitausstattung des Richtschützen auf Lösungen zurückgegriffen, die sich schon im CENTURION bewährt hatten.
Die Feuerleitausstattung des Richtschützen bestand aus einem periskopischen Hauptzielfernrohr, das bei Nacht gegen ein Infrarotzielfernohr ausgetauscht werden konnte, sowie aus einem teleskopischen Hilfszielfernrohr. Die elektromechanische Richtanlage war mit einem Waffenstabilisator kombiniert und gewährleistete auch das Übersteuern durch den Kommandanten. Für die Entfernungsermittlung wurde auf ein zusätzliches 12,7 mm MG zurückgegriffen. Erst mit der Version Mk.5 erhielt das Hauptzielfernrohr einen integrierten Laser-Entfernungsmesser und einen einfachen ballistischen Rechner. Später kam das Improved Fire Control System (IFCS) und zusätzlich ein Wärmebildzielfernrohr Thermal Observation Gunnery Sight (TOGS).

Das zuerst verwendetet Hauptzielfernrohr vom Typ AV 59 Mk.1, im Bild 1, ist monokular ausgeführt und enthält nur den Tag-Kanal sowie zusätzlich einen 1:1 Durchblick. Eine Besonderheit besteht darin, dass es als gesamte Baugruppe vertikal beweglich, pendelnd in der Turmdecke aufgehängt ist und über eine Gestänge den Bewegungen der Kanone folgt. Dies ist eine recht unkomplizierte Lösung, die aber immer wieder wegen der geringeren Justierfestigkeit in der Kritik stand. Außerdem muss der Richtschütze den unvermeidlichen Pendelbewegungen des Zielfernrohres folgen. Wegen der damals geplanten Einsatzschussentfernungen stellte das zunächst kein besonderes Problem dar. Das unbewegliche Strichbild des AV 59 Mk.1 enthält ein dichtes Feld an Hilfsstrichen und Entfernungsmarken, die auf das Zusammenwirken mit dem 12,7 mm Einschieß-MG ausgerichtet waren. Die Strichbilder in zwei Versionen zeigt Bild 2. Der Ausblick des Zielfernrohres ist mit einer von innen bedienbaren Schutzklappe versehen. Das Bild 3 ermöglicht einen Blick auf den Ausblickkopf des Hauptzielfernrohres auf dem Turmdach mit der nach oben aufschwenkenden Schutzblende. Rechts vom Ausblickkopf befindet sich das Gehäuse der Lichtquelle für die Feldjustieranlage. Der ausgesendete Lichtstrahl wird vom Spiegel an der Rohrmündung reflektiert und im Zielfernrohr mit dem Referenzpunkt in Übereinstimmung gebracht, falls das notwendig ist.

f_Chieftain_29-gunner.jpg
Bild 1

f_Chieftain_06.jpg f_Chieftain_05.jpg
Bild 2

f_Chieftain_04.jpg
Bild 3

Das Nachtzielfernrohr L1A1 wird an Stelle des Tagzielfernrohrs eingesetzt. Es ist ein aktives Infrarotzielfernrohr mit einem herkömmlichen elektronenoptischen Bildwandler. Für das Schießen bei Nacht wird das Tagzielfernrohr aus der Halterung genommen und das Nachtzielfernrohr in die Halterung in der Turmdecke eingesetzt. Das Infrarotzielfernrohr wurde mit identischen Strichbildern wie das Tagzielfernohr ausgestattet. An der rechten Turmseite ist der zur Zielbeleuchtung notwendige Scheinwerfer in einem großen Schutzgehäuse angebaut. Der Scheinwerfer kann wahlweise auf Weißlicht oder Infrarotlicht umgeschaltet werden. Als Hilfszielfernrohr ist neben der Kanone ein teleskopisches Zielfernrohr No.70 Mk2, Bild 1, eingebaut. Wegen der Platzverhältnisse ist das Okular abgewinkelt worden. Die Objektivbaugruppe besitzt kein herkömmliches optisches Gelenk. Das Objektiv wurde ebenfalls rechtwinklich abgeknickt und kann sich gegenüber dem Teleskoprohr unabhängig verdrehen. Das ermöglicht es, den Einblick unbeweglich an der Turmdecke zu befestigen, während die Objektivbaugruppe den Bewegungen der Kanonenwiege folgt. Die Strichbilder des Hilfszielfernrohrs entsprechen ebenfalls den oben gezeigten.
Die Entwickler verzichteten auf einen Entfernungsmesser und entschlossen sich zur Verwendung eines zusätzlichen 12,7 mm Einschieß-MG. Die Ballistik des 12,7 mm Geschosses entsprach innerhalb der geplanten Einsatzschussentfernung der Flugbahn der Quetschkopfgranate, die als Hauptmunition zur Bekämpfung von Panzerfahrzeugen vorgesehen war. Es wurde mit kurzen Feuerstößen mit dem Einschieß-MG geschossen, bis das Ziel getroffen wurde. Die Marke des Strichbildes, die beim Treffer das Ziel abdeckte, wurde anschließend zum Schießen mit der Kanone genutzt. Beim Schießen mit anderen Geschossarten musste die entsprechende Entfernungsmarke für das verwendetete Geschoss gewählt werden. In der Anfangszeit stellte dieses Verfahren durchaus eine praktikable Lösung dar, die eine rasche und relativ genaue Entfernungsbestimmung zulies. Später auftauchende, modernere Kampfpanzer mit gestiegener Kampfentfernung zwangen dann ab der Version CHIEFTAIN Mk5 zum Einbau eines Laser-Entfernungsmessers, da das Feuer außerhalb der Reichweite eröffnet werden musste und wegen der zunehmenden Flugzeit des 12,7 mm Geschosses die Zeit zur Entfernungsbestimmung zu groß wurde. Außerdem wird die Beobachtung der Flugbahn der MG-Geschosse mit zunehmender Entfernung sehr schwierig.

Bild 4 zeigt bereits den Arbeitsplatz des Richtschützen im Mk.5. Im wesentlichen entspricht die Anordnung der Geräte und Baugruppen aber noch den Vorgängerversionen. Im Zentrum, Bild 5, befindet sich das Hauptzielfernrohr AV No. 6 Mk.1, ein periskopisches Zielfernrohr mit Laserentfernungsmesser. Der 1:1 Kanal für den raschen Überblick auf das Gefechtsfeld wurde beibehalten. Links unten befindet sich der rote Taster für das Auslösen des Laser-Entfernungsmessers, darüber befindet sich ein Zählwerk für die erfolgten Messvorgänge. Rechts neben dem 1:1 Einblick befindet sich unter anderem der Einstellhebel für die Einschaltung des Strichbildes. Mit dem schwarze Hebel rechts oben am Zielfernrohr wird der Splitterschutz außen vor dem Ausblick des Hauptzielfernrores geöffnet.. Links neben dem Hauptzielfernrohr ist das teleskopische Hilfszielfernrohr erkennbar, dessen Einblick wegen der ungünstigen Position nach rechts abgeknickt werden musste. Zwischen dem Hauptzielfernrohr und dem Hilfszielfernrohr ist gut das Übertragungsgestänge erkennbar, mit dem die pendelartige Zielfernrohrhalterung an die Bewegungen der Kanonenwiege gekoppelt ist. Rechts des Hauptzielfernrohres ist der Turmstellungsanzeiger mit seinem weißen Zifferblatt sichtbar.

f_Chieftain_16.jpg
Bild 4

f_Chieftain_21.jpg
Bild 5 

f_Chieftain_28.jpg
Bild 6

Im Bild 6 wird bereits eine spätere Version mit dem Wärmebildzielfernrohr TOGS gezeigt. Bedingt durch die Platzverhältnisse stellt die Einbauposition einen eher ungünstigen Kompromiss dar, der Richtschütze muss beim Beobachten durch das Wärmebildzielfernrohr seinen Kopf ständig in einer auf Dauer anstrengenden Position halten. Den Einbau und die Position des Hilfszielfernrohres zeigt das Bild 7. Gut erkennbar ist das um 90 Grad nach rechts abgewinkelte Objektivteil, das fest mit der Kanonenwiege verbunden ist und in dem sich das Teleskoprohr verdrehen kann. Dadurch ist es möglich, das Okular von den Bewegungen der Kanone abzukoppeln um dem Richtschützen die Benutzung gerade in der Bewegung zu vereinfachen.
Bild 8 stellt den Turmstellungsgeber dar. Anders als bei den meisten Panzern ist dieses Gerät nicht mechanisch mit dem Turmdrehkranz verbunden, sondern wird von einem gesonderten elektrischen Drehmelder mit Signalen versorgt, die das elektrische Anzeigeinstrument auf die Zeiger überträgt. Am kleinen Skalenkreis mit dem kurzen Zeiger, der Grobskala, werden die Hunderter angezeigt, der äußere Kreis stellt die Feinskala dar. Über Einstellknöpfe können die Zeiger manuell auf jeden gewünschten Wert eingestellt werden. Bild 9 zeigt schließlich den Erhöhungsquadranten, der an der rechten Seite der Kanone angebracht ist und ein herkömmliches Libellengerät darstellt.

f_Chieftain_25.jpg
Bild 7

f_Chieftain_33.jpg
Bild 8

f_Chieftain_39.jpg
Bild 9

Es folgt eine Übersicht über die weiteren Bedienelemente des Richtschützenplatzes. Bild 10 zeigt in der Version Mk.5 die Schaltblöcke rechts neben dem Richtschützensitz. Rechts unterhalb des Turmstellungszeigers befindet sich ein allgemeiner elektrischer Verbindungsblock. Unmittelbar rechts neben diesem Kasten schließt sich der elektrische Sicherungskasten mit zwei Reihen Sicherungsschutzschaltern an. Direkt rechts darunter liegt der Hauptschaltkasten. Der Hauptschaltkasten enthält Schalter für die Okularheizung, die Heizung des Ausblickkopfes, die elektrischen Scheibenwischer sowie einen Schalter und einen Dimmer für die Innenbeleuchtung, einen Notausschalter für das Triebwerk in der Wanne, den Einschalter des Turmstellungsgebers und einen Dimmer für die Strichplattenbeleuchtung. Links neben dem Hauptschaltkasten liegt der Schaltkasten für die Waffenabfeuerungen, der den großen Waffenwahlschalter, je einen Sicherungsschalter für Kanonen- und MG-Abfeuerung sowie je eine Kontrollleuchte umfasst.
In späteren Versionen, Bild 11, mit Laserentfernungsmesser ist die Anordnung der Schaltkästen leicht verändert. Rechts unterhalb des Turmstellungszeigers befindet sich der weiße Kasten der Frischluftverteilung des Belüftungssystems. Direkt darunter liegt der Schaltkasten für die Waffenabfeuerungen, es folgt rechts daneben der Hauptschaltkasten und anschließend der Hauptschaltkasten des Laser-Entfernungsmessers. Direkt über dem Hauptschaltkasten und dem Laser-Hauptschaltkasten befindet sich der elektrische Hauptsicherungskasten.

f_Chieftain_30.jpg
Bild 10

f_Chieftain_18.jpg
Bild 11

f_Chieftain_17.jpg
Bild 12

Zurück zum Bild 10 und zu den Bedienelementen der Richtanlage. Im Bild rechts istdas große Handrad für das manuelle vertikale Richten erkennbar, an dem sich auch die elektrische Abfeuerung befindet. Unmittelbar rechts daneben befindet sich der feste Handgriff mit elektrischer Abfeuerung, der mit der linken Hand umfasst wird, wenn die Waffenanlage mit der elektromechanischen Richtanlage gerichtet wird, sowie bei Einschalten der Stabilisierungsanlage. Es schließt sich an der Richtgriff für die elektromechanische Richtanlage, der mit der rechten Hand bedient wird. In späteren Versionen, Bild 12, wurde der herkömmliche Richtgriff durch eine Daumencontroller ersetzt. Auch der Kommandant benutzte jetzt diesen Controller, Bild11. Ebenfalls gut erkennbar ist im Bild 12, links über dem Daumencontroller, die Handkurbel des manuellen horizontalen Richtgetriebes.

f_Chieftain_22.jpg
Bild 13

f_Chieftain_19.jpg
Bild 14

f_Chieftain_20.jpg
Bild 15

Nach dem sich die Konstrukteure endlich zum Einbau eines Laserentfernungsmessers an Stelle des Einschieß-MG entschlossen hatten, wurde zunächst ein einfacher ballsistischer Rechner in die Feuerleitanlage integriert. Der Hauptblock dieses Rechners ist im Bild 13 zu sehen. Später folgte das IFCS, das Improverd Fire Control System. Wenn auch dieses System noch immer kein Hauptzielfernrohr mit stabilisierter Visierlinie umfasste, wurde doch der Versuch gemacht, dem Richtschützen den Richtprozess höchstmöglich zu vereinfachen. Die Strichbilder des IFCS zeigen die Bilder 14 und 15. Die Strichbilder enthalten immer noch, vermutlich für den Notbetrieb und sicher auch aus Gründen der Gewohntheit, die Darstellungen der Richtmarken älterer Zielfernrohre. Allerdings kam eine Laser-Messmarke hinzu, die sich als runde Marke ganz oberhalb der Entfernungsmarken zeigt. Der ovale Ring in der Darstellung wird vom ballstischen Rechner eingespiegelt und ist in seiner Position von der Munitionsart, der Schußentfernung, der Zielgeschwindigkeit und den eingestellten ballistischen und meteorologischen Schießbedingungen abhängig.

f_Chieftain_07.jpg
Bild 16

f_Chieftain_08.jpg
Bild 17

f_Chieftain_09.jpg
Bild 18

Der Richtschütze deckt zunächst das Ziel mit der roten Laser-Messmarke ab, Bild 16, und betätigt den Messtaster. Die grüne ovale Richtmarke verschwindet kurz, Bild 17, während der ballistische Rechner die Schießlösung errechnet. Dann erscheint die Richtmarke an der errechneten Position im Sichtfeld des Zielfernrohres, Bild 18. Der Richtschütze richtet nach, deckt dabei das Ziel mit der ovalen Richtmarke ab und feuert ab, Bild 19. Ist das "Auto Laying System" eingeschaltet, werden Kanone und Turm durch die Waffenrichtanlage automatisch in die korrekte Position gebracht, so dass die ovale Richtmarke das Ziel ohne weiteres Richten abdeckt. Es kann sofort geschossen werden. Bei den Chieftain, die mit dem Wärmebildzielfernrohr Thermal Observation Gunnery Sight "TOGS" ausgestattet wurden, ist dieses Schießverfahren in gleicher Weise anzuwenden. Die Bilder 20 und 21 zeigen das Strichbild des Wärmebildzielfernrohres.

f_Chieftain_10.jpg
Bild 19

f_Chieftain_26.jpg
Bild 20

f_Chieftain_27.jpg
Bild 21

Interessanterweise wurde für den Nachfolger des CHIEFTAIN, den CHALLANGER 1 eine im wesentlichen identische Feuerleitanlage verwendet. Schon nach einer für einen neu eingeführten Kampfpanzer ungewöhnlich kurzen Truppendienstzeit erwies sich diese Feuerleitanlage als nicht mehr zufriedenstellend und wurde beim CHALLANGER 2 durch neue konstruktive Lösungen ersetzt.

Vielen Dank an Dag aus Großbritannien und Peter aus Dresden für die Fotos und Hinweise

Part 1 Part 2

[Oben]

  Home    Ladeautomaten   Bewaffnung   Munition   Feuerleitanlagen   Stabilisatoren   Allgemeines   Impressum   Links   Neues  

 

Stefan Kotsch